WEIHNACHTSPÄCKCHEN

Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,

liebe Freunde und Bekannte,

liebe E-Gemeinde,

 

Dir/Ihnen/Euch frohe und gesegnete Weihnachtstage!

„Frohe und gesegnete Weihnachten“ wünschen sich Menschen in diesen Tagen –

nach den Gottesdiensten, bei Besuchen, Anrufen oder bei zufälligen Begegnungen auf Spaziergängen.

Da stellen sich Fragen, denen ich im Weihnachtsimpuls bzw. in der Weihnachtspredigt nachgegangen bin:

  • Was ist Weihnachten?
  • Was ist an Weihnachten besonders?
  • Wann beginnt Weihnachten?

Weihnachten fordert heraus –

nicht nur was die Vorbereitung und die Umsetzung betrifft, diese Tage gut und geistlich zu gestalten.

Weihnachten fordert heraus –

sich bewusst Zeit zu nehmen für das Wesentliche: Begegnung mit dem menschgewordenen Gott und den Menschen.

Weihnachten fordert heraus –

dieses Jahr auch durch ein besonderes Gestaltungselement in der St. Franziskuskirche in Schwarzenbach/S.,

einer möglichen Deutung bin ich am Stephanustag in der Predigt nachgegangen (vgl. angehängter Impuls)

Ausgerichtet auf das göttliche Kind in der Futterkrippe – alle schauen hin: Ochs und Esel, die Schafe – wir auch?

Josef „leuchtet“ und schaut auf Maria und sie schaut voll Sorge auf Jesus – wo sorgen wir uns um andere?

Der Stern füllt mit „göttlichem Licht“ den ärmlichen Stall – wo bringt Gott Licht in mein Leben?

Gott legt seine „Arme“ um die Heilige Familie – wann umarmt Gott mich mit Zärtlichkeit?

Der Mensch gewordene Gott in der Krippe freut sich – wo und wann freue ich mich?

 

Gesegnete, gnadenreiche Weihnachtstage und alles Gute für das neue Jahr –

möge es unter einem guten Stern, unter Gottes Stern und Segen stehen!

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Dieter G. Jung

Stellvertreter des Leitenden Pfarrers

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land

zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Reh

Predigt    Christmette in der Hl. Nacht (2024 Oberkotzau, Rehau)

Jes 9,1-6 + Tit 2,11-14 + Lk 2,1-14

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!

Was ist Weihnachten? Was ist an Weihnachten besonders? Wann ist Weihnachten? Drei Fragen – haben Sie eine Antwort darauf? Was ist Weihnachten? Was ist an Weihnachten besonders? Wann ist Weihnachten?

Was ist Weihnachten?

Weihnachten ist Licht in der Nacht – eine der längsten Nächte des Jahres wird hell. Ein Lichtblick in diesen Tagen, wo viele Menschen mit Sorge das Weihnachtsfest feiern – diese Tage nach der Amokfahrt in Magdeburg, diese Wochen nach dem Ampel-Aus, diese Monate mit andauernden Kriegen. Das Licht von Weihnachten leuchtet in diese Unsicherheiten und Dunkelheiten hinein, aber verklärt die Situationen nicht! Dieses Licht in der Nacht ist ein Hoffnungslicht! Dunkelheit und Angst, Angstmache, Terror und Krieg haben nicht das letzte Wort – das Licht ist stärker! „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf. […] Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft, jeder Mantel, im Blut gewälzt, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers“ (Jes 9,1.4), diese hoffnungsvollen Worte sprach der Prophet Jesaja in die Dunkelheit seiner Zeit hinein. Licht einer neuen Herrschaft strahlte auf: nicht mehr Dunkel, totbringender Krieg und menschenunterdrückende Gewalt durch die Machthaber der Welt haben die Oberhand, sondern Licht, lebensspendender Friede und menschenaufrichtende Gerechtigkeit durch ein neugeborenes ohnmächtiges Kind. Dieses strahlende Hoffnungslicht ging den Hirten auf. Sie hörten die Ankündigung eines Retters. Voller Hoffnung eilen sie zum Stall von Bethlehem. Heute leuchtet uns das Licht einer Kerze, das Friedenslicht aus Bethlehem, das neben der Krippe steht. Es drückt unsere Sehnsucht und unsere Hoffnung nach Frieden aus: Frieden im Heiligen Land, im Nahen Osten und weltweit.

Was ist an Weihnachten besonders?

Es sind keine irdischen Lichter, keine blinkenden Lichterketten, die unsere Hoffnung wecken, – so schön sie auch anzuschauen sein mögen. Weihnachten hat nichts mit Romantik zu tun: eine beschwerliche Reise, ein zugiger Stall als Unterkunft und die dortige Geburt in schlimmen hygienischen Verhältnissen. Und trotzdem strahlt dort Licht. Es strahlt aus der Krippe – kein künstliches Licht, sondern göttliches Licht, das die Nacht erhellt. Die Hoffnung, die den Hirten damals und uns heute einleuchtet, kommt von Gott – er schenkt sie uns in Jesus Christus. Er ist der Retter, den die Engel den Hirten verkünden. Er ist ganz anders als vermeidliche Retter gestalten damals, oder auch Möchtegern-Weltretter und vergötterte Heilsringer heute: Gott wird Mensch. Der große Gott macht sich klein. Er ist anders als viele Menschen für die nur Größe, Erfolg, Kariere und Geld zählen. Gott ist kein „Gernegroß“. Gott ist gerne klein. Er wird Mensch im Stall von Bethlehem. Er fängt ganz klein an, wie wir. Und obwohl so ein kleines Kind noch nicht viel kann, berührt es die Menschen – auch mich. Sein Lächeln zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht und schenkt mir Freude im Herzen und neue Zuversicht. Durch den Schrei eines Neugeborenen regt sich auch Leben in mir. Das ist das Geschenk, das Gott uns macht: Er schenkt uns Leben und Freude, ja Freude am Leben, Freude, die von Herzen kommt. Wenn ich das (wieder) spüre, dann ist Weihnachten, dann ist die „Menschwerdung Gottes“ bei mir angekommen, dann werde ich wieder ein Stück menschlicher und spüre mein eigenes Menschsein. Dann wird so mache Dunkelheit in meinem Leben etwas heller und die dunkle Nacht um mich herum lichtet sich durch das göttliche Licht. Jesus Christus will dieses Licht für mich und in mir sein – ja, für alle Menschen.

Wann ist Weihnachten?

Weihnachten ist Licht und Leben und es dämmert mir, dass das Auswirkungen für mein Leben und für das Zusammenleben der Menschen hat. „Woran erkennt man, dass die Nacht zwischen den Menschen weicht und der Tag beginnt?“, fragte einmal ein Rabbi seine Schüler. Nach mehreren unbefriedigenden Antwortversuchen sagte einer: „Es ist dann, wenn du in das Gesicht irgendeines Menschen blickst und deine Schwester oder deinen Bruder erkennst.“ Entscheidend ist also, ob es uns im weihnachtlichen Licht gelingt, mit dem Herzen zu sehen, was uns (mit Gott und den Mitmenschen) verbindet und was uns ohne diesen Lichtblick fremd bleiben würde, nämlich das Gesicht eines Menschen und die innere Gewissheit: Er ist mir so nah wie ein Bruder; sie ist mir so nah wie eine Schwester. Im Dunkel der Nacht bleiben wir einander fremd: Wir kennen und erkennen uns nicht! Wo Dunkelheit herrscht, herrschen auch Angst und oftmals das Bedürfnis, sich vor anderen zu schützen, sich zu verbergen, ja sich zu verschanzen.

Wann es Weihnachten und damit mitten in der Nacht hell wird, ist keine Frage der Quantität des Lichtes, sondern eine Frage der Qualität. Es ist nicht die Frage, ob genügend irdisches Licht vorhanden ist, sondern die Frage, ob das Licht der Liebe Gottes und der Nächstenliebe in unseren Alltag hineinleuchtet und ihn erhellt. Noch ist nicht aller Tage Abend: Mag die Welt um uns vernebelt, düster, ja finster sein, es gibt keinen Grund zu verzagen! Denn in der Heiligen Nacht leuchtet im entlegenen Betlehem, am „Ende der Welt“, ein Licht auf, welches dem Dunkel das Fürchten lehrt und in den Herzen der Menschen Hoffnung aufflackern lässt. Jesus Christus ist dieses Licht. In Jesus Christus leuchtet die Liebe Gottes auf. Das leuchtet mir ein! Das glaube ich! Jesus Christus ist der Immanuel, der Gott mit uns! Er lässt keinen von uns in der Dunkelheit des Lebens und der Welt allein! Jesus Christus macht meine Dunkelheit hell. Jesus Christus scheint durch mein Tun hindurch, wenn ich sensibel, respektvoll und hilfsbereit mit den Schwächsten und Ärmsten umgehe. Gott ist da! Er ist mit uns – menschlich – mitmenschlich. Das lässt mich hoffen und ist Auftrag für mich: Mach’s wie Gott, werde Mensch!   Amen.

Kurzpredigt  2. Weihnachtstag LJ C (2024 MÜB, SB, Reh)

Apg 6,8-10;7,54-60 + Mt 10,17-22 – Stephanus

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!

In St. Franziskus in Schwarzenbach/S. stört und verstört in diesen weihnachtlichen Tagen etwas meinen Blick und meine Vorstellungen: der wunderschöne Christbaum mit Lichtern und Sternen; die üppig mit Blumen und grünen Ästen geschmückte Krippe und der Tabernakel, wo Jesus gegenwärtig ist, mit Weihnachtssternen in weiß und rot… und dann ist da ein zweiter Stall, ein leerer Stall – der stört machen Betrachter und Beter.

Ein leerer Stall, in dem keine Tiere sind – ein leerer Stall, über dem kein Stern strahlt und das Besondere anzeigt – ein leerer Stall, der für so viele vollgestopfte Wohnungen steht, weil das Entscheidende, weil das Kind in der Krippe fehlt und auch die Engel als Boten Gottes: Weihnachten feiern ohne Gottesbezug – viele machen das so… – ein leerer Stall, weil Hirten und andere Fachkräfte fehlen – ein leerer Stall, der niemanden Obdach bietet, weil er niemandem angeboten wurde, schon gar keinen herumziehenden wie Maria und Josef  – ein kalter, leerer Stall, der für die Hartherzigkeit und soziale Kälte steht: Hier ist kein Platz – nicht bei uns, nicht in unserem Haus, nicht in unserem Stall, nicht in unserem Land – ein leerer Stall, der keine Menschenrecht beherbergt – ein leerer Stall, der für die Gedanken vieler steht – ein leerer Stall, weil niemand kommt und auch für Einreisende aus dem Morgenland spätestens an der Grenze Schluss ist. Das ist Realität!

Weihnachten ist keine Idylle, kein lieblich verkitschter „holder Knabe im lockigem Haar“, um den herum pausbäckige Englein singen. Weihnachten ist bittere Realität: keine wohlig warme Herbere, sondern ein dreckiger und zugiger Stall; keine Hirtenromantik, sondern „draußen sein“ bei Wind und Wetter – „draußen sein“ am Rand der Gesellschaft, weil diese Arbeit mit stinkenden Schafen niemand machen will.

Auch der heutige Festtag stört – er rückt unsere ver-rückten Weihnachtsvorstellungen zurecht: Weihnachten ist keine „heile Welt“, sondern Weihnachten wirkt hinein in eine unheile Welt – in eine Welt voll von religiösem Fanatismus, Unfrieden und Krieg, in eine Welt voll von gespaltenen Familien, voll von eisigem Schweigen oder von gegenseitigen Schuldzuweisungen. Dorthinein will Weihnachten wirken – es will Hoffnung geben und Mut machen, gerade weil das Leben und der Glaube gefährlich sind.

Gelebter Glaube ist gefährlich und Glaubensverkündigung auch – beides hat Konsequenzen: die Saat der Botschaft Jesu kann aufgehen – das Reich Gottes kann wachsen, ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens. Den politischen und religiösen Instanzen zurzeit Jesu und zurzeit der ersten Christen war das ein Dorn im Auge – christlicher Glaube war gefährlich, denn er brachte ihre religiösen Vorstellungen und ihr politisches System zum Wanken – christlicher Glaube war gefährlich für alle, die ihn lebten und verkündeten: Anklagen auch von Familienangehörigen, Verurteilungen, harte Strafen und sogar Tod waren möglich. Die Folge der Christusverkündigung war oftmals nämlich nicht Nachfolge mit Feuer und Flamme, sondern Verfolgung mit Schwert und Gewalt –das Martyrium des hl. Stephanus erinnert daran.

Ein offener Himmel voller Licht – in der Heiligen Nacht und beim Martyrium des hl. Stephanus – ein störendes Zeichen, ein Zeichen voller Hoffnung für uns und unser Leben, für alle, die heute unter Verfolgung leiden und wegen ihres Glaubens vom Tod bedroht sind. Jesus steht zu uns, er steht auf der Seite der Menschen in Not – Er steht zu uns als Kind in der Krippe, als der Gekreuzigte, der Auferstandene und in den Himmel Erhöhte – Er ist bei uns, wenn unsere Wege so ganz anders verlaufen; er ist bei uns in den Herausforderungen und Störungen unseres Lebens. Auch dann, wenn wir von allen verlassen sind und alles trostlos und leer erscheint, ist Gott mit uns. Er ist der Immanuel. Er steht zu uns und Er steht für uns ein. Stehen wir zu Ihm, dann ist da keine Leere, sondern Fülle.   Amen.