Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,
liebe Freunde und Bekannte,
liebe E-Gemeinde,
mit dem verheißenen wiederkommenden Christus beginnt der Advent;
ER kommt mir entgegen und überwindet die große Distanz zu mir;
ER ist nicht gegen mich, sondern der entgegenkommende Gott.
Mit der ersten Kerze am Adventskranz beginnt das neue Kirchenjahr;
Woche für Woche wird es heller – nicht durch grelle Blinklichter,
sondern durch das Licht der Kerzen, die den Weg weisen
in die stille Nacht, in der Licht aus der Krippe aufstrahlt.
Mit meiner ernstgemeinten Umkehr und inneren Vorbereitung,
mit meiner Öffnung für und meiner Hinwendung zu Gott
beginnt mein eigener Weg auf das Christfest,
dem Fest seiner Menschwerdung zu,
damit auch ich Mensch werde.
Gehen wir auf den uns entgegenkommenden Gott zu,
mit Kerzen, Gebeten, adventlichen Lieder und Stille,
um IHM zu begegnen, dann ist Advent.
Dazu ein Lied-LINK zum Mitsingen (GL 233) und der Impuls zum Advent und zum neuen Lesejahr.
Dir/Ihnen/Euch einen besinnlichen und lichterfüllten Adventsweg aufeinander zu!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter G. Jung
Stellvertreter des Leitenden Pfarrers
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land
zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
Predigt - 1. Advents-So im LJ C
Jer 33,14-16 + LK 21,25-28.34-36
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Anders als erwartet – eine Botschaft, die mich stört und ärgert.
Anders als erwartet und geplant – oft verläuft mein Leben so.
Anders als erwartet und erhofft – das heutige Evangelium ist nicht von heimeliger Adventsstimmung geprägt – aber es passt in unsere Zeit: „Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden“ (Lk 21,26). Das Evangelium lenkt meinen Blick hin zu den Unsicherheiten und zu den Brüchen in der Welt und in unserem Land, hin zu den existentiellen Ängsten und gesellschaftlichen Erschütterungen unserer Tage, auch zu den Krisen- und Kriegsgebieten der Erde. Viele wollen und können sie nicht (mehr) sehen; ihnen kämen die Ablenkungen des Advents sehr recht. Aber Jesus mahnt mich, meinen Kopf nicht im Kaufrausch und der Trunkenheit dieser Tage zu ertränken. Er ermutigt mich vielmehr, meinen Kopf nicht sorgenvoll oder ängstlich in den Sand zu stecken.
Anderes als erwartet macht Jesus mir Mut, nüchtern, besonnen und wachsam zu sein; Jesus will, dass ich „erhobenen Hauptes“ (vgl. Lk 21,28) durch diese Adventszeit gehe – „ihm und seiner Ankunft“ (vgl. Lk 21,27) entgegen. Auf Ihn, den Menschensohn, auf meinen Erlöser soll ich mich ausrichten, auf Ihn warten. Aber Warten braucht Zeit: Wer wartet heute schon noch gern? Warten können – eine Haltung, die ich im Advent einüben kann.
Liebe Schwestern und Brüder,
worauf warten Sie eigentlich? Was und wen erwarten Sie im Advent?
Ich kann Ihnen da keine Antwort (vor)geben – eine Antwort auf diese Frage können Sie sich nur selbst geben:
Worauf warten Sie eigentlich? Was und wen erwarten Sie im Advent?
kurze Stille zum Nachdenken
Anders als erwartet: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt (Lk 2,12).
Habe ich das erwartet? Stillt das Kind in der Krippe meine Erwartung im Advent? Oder habe ich meinen Kopf und meine Gedanken ganz woanders? Anders als erwartet geht der Weg durch den Advent hin zum Kind in der Krippe, zum Mensch gewordenen Gott. Diesen Adventsweg, diesen Weg der Ankunft, haben wir Gott zu verdanken: Gott kommt bei uns an – anders als erwartet – und wir können bei Gott ankommen, wie die Hirten an der Krippe. Der Evangelist Lukas hat diesen Adventsweg aufgeschrieben, wie auch die anderen Evangelientexte, die wir in diesem Kirchenjahr hören. Seine Theologie, seine Rede von Gott, prägt dieses neue Kirchenjahr. Lukas ist der Evangelist der Begegnung mit Gott – anders als erwartet.
In immer neuen Bildern und Gleichnissen zeigt der Evangelist Lukas Gottes Sympathie und Solidarität mit den Benachteiligten, Hilfsbedürftigen und Unterdrückten. Jesus Christus steht als Heiland der Armen, Zöllner und Sünder auf ihrer Seite – seine Geburt im ärmlichen Stall zeigt das deutlich. Gott will die Welt durch Jesus Christus und seine Botschaft zum Positiven verändern und gerechter machen. Das Magnifikat, den Lobpreis den Maria auf die Größe und Wirkmächtigkeit Gottes singt, ist Programm: Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. (Lk 1,52f).
Das Lukasevangelium lenkt meinen Blick – anders als erwartet – weg von der „heilen Welt“ hin zu den Scherbenvierteln, zu den sozial Schwachen und gesellschaftlich Ausgegrenzten, hin zu den Benachteiligten, Flüchtlingen und Notleidenden unserer Tage. Lukas erzählt von diesem mich und meinen Erwartungshorizont immer wieder in Frage stellenden Gott. Er lädt mich ein, mein Leben zu überdenken – und auch an andere zu denken und so Gott in meinem Leben zu begegnen: der barmherzige Samariter (Lk 10,30-35) – der verlorene Sohn und der barmherzige Vater (Lk 15,11-32) – der reumütige Schächer am Kreuz, dem Jesus vergibt und verspricht: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein (Lk 23,43), sind Beispiele dafür, die mir im Lesejahr des Evangelisten Lukas, zu denken geben werden.
Anders als erwartet – darum geht es: Geben wir dem Wirken Gottes im eigenen Leben und in unseren Beziehungen, in der Welt und ihren Krisen eine Chance. Wagen wir erhobenen Hauptes den Perspektivwechsel – im Advent und im Lesejahr des Lukas: hin zum (wieder)kommenden Gott und hin zu den Menschen, besonders hin zu denen, die wir sonst oft übersehen – Hin- und Zuwendung: erwartungsvoll und voller Hoffnung. Amen.