Impuls

Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,

liebe Freunde und Bekannte,

liebe E-Gemeinde,

 

„Kinder an die Macht“ – 1986 veröffentlichte Herbert Grönemeyer dieses Lied.

 

Was wäre, wenn Kinder „an der Macht“ wären, wenn sie das Sagen hätten?

Hätten wir keinen/weniger Krieg(e)?

Hätten wir mehr zu lachen?

Ein Kind stellt das Leben (nicht nur eines Paares) auf den Kopf:

Was einst wichtig war, wird zweitrangig –

andere Prioritäten werden gesetzt und werden zum Mittelpunkt.

 

Am Freitag wurde der Weltkindertag begangen und gefeiert – zum 70. Mal.

Die Kinder und die Rechte von Kindern standen im Mittelpunkt.

 

Vor fast 2000 schon stellte Jesus ein Kind in die Mitte…

… und forderte die Jünger damals und uns heute heraus:

Wie gehen wir miteinander und mit unseren Kindern um?

Wie sieht Gemeinde und Gemeinschaft bei uns aus?

Was ist Inhalt meines Redens, Denkens und Tuns?

Worum geht’s mir? Worum dreht sich’s bei uns?

… um das Kind in der Mitte?

 

Lesen Sie dazu den Impuls der Woche!

Viel Freude beim Nachdenken und Umsetzten!

 

Anbei noch ein Gebet für die beginnende Woche:

 

Großer Gott,

im Kind von Betlehem hast du dich klein gemacht – aus Liebe.

Dein Mensch gewordener Sohn Jesus Christus war kein Gernegroß,

sondern stand an der Seite der Armen und Benachteiligten, der Hilflosen und Schwachen.

Er hat den Menschen gedient und ihnen so Größe, Ansehen und Würde geschenkt – aus Liebe.

Im Kleinen hat er die Größe und Liebe Gottes entdeckt und die Jünger und uns darauf hingewiesen.

Wir bitten dich:

Schenke uns wache Sinne, dich in unseren Mitmenschen zu entdecken und dankbar dafür zu sein.

Schenke uns Mut, Kleine und Schwache, Ohnmächtige und Hilfsbedürftige stark und groß zu machen.

Amen.

 

Ihnen eine gute und gesegnete Woche!

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Dieter G. Jung

Stellvertreter des Leitenden Pfarrers

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land

zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

Predigt    25. Sonntag im Jahreskreis (B)

Jak 3,16-4,3 + Mk 9,30-37

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!

Gestern waren einige aus den Pfarreien St. Antonius, St. Franziskus und St. Josef unterwegs – auf der Wallfahrt nach Marienweiher. Neben Gebet und Stille zum Nachdenken gab es Wegabschnitte des Austausches, des miteinander Redens über das, was persönlich bewegt oder über das, was beim Gehen in den Sinn und in Bewegung gekommen ist. „Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen?“ (Mk 9,33), könnten wir sie heute fragen.

Worüber haben Sie heute gesprochen? Was waren Ihre Gedanken und Worte am Frühstückstisch/beim Mittagessen? Oder wenn Sie allein waren/sind: Welche Gedanken sind Ihnen in den Sinn gekommen?

Antworten, die aufdecken, worum es mir geht. Reich und berühmt zu werden, erfolgreich zu sein, ist der Wunschtraum vieler Menschen: Wer schafft es an die Spitze? Wer wird Kanzlerkandidat? – eine Partei hat das in der vergangenen Woche geklärt.Wer macht den ersten Platz? Wer ist der oder die Größte. Oft wird dadurch ein unheimlicher Leistungsdruck und falscher Ehrgeiz erzeugt – auch in der in der Schule, in Ausbildung und Studium, im Beruf und Freizeitverhalten: Oft zählt nur der oder die Erste, Größte und Beste.

Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen?“ (Mk 9,33) – eine entlarvende Frage, die Jesus den Jüngern stellt, weil sie alles aufdeckt: nämlich, dass sie zwar mit Jesus unterwegs sind und ihm nachfolgen, aber den Sinn seines Weges nach Jerusalem nicht verstehen – und das, obwohl Jesus unterwegs mehrmals mit den Jüngern über „sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung“ (vgl. Mk 9,31) spricht und ihnen Zeit zum Nachdenken und -fragen lässt, was das für sie und ihr Leben in der Nachfolge bedeutet.

Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen?“ (Mk 9,33) – betroffenes Schweigen. Nicht Jesus und sein Schicksal standen im Zentrum ihrer Gespräche, sondern sie selbst; alles drehte sich ums eigene Ego. Jesus redet von seinem Weg der Auslieferung und Ohnmacht; die Jünger dagegen von Macht und Einfluss. Jesu Vorstellung vom „Erster-Sein“ sieht ganz anders aus: keine Ellbogengesellschaft, wo jede(r) nur an sich denkt, sondern dienende Mitmenschlichkeit und gelebte Partnerschaft. „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein“ (Mk 9,35).

Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem, unterwegs zum Dienst der Fußwaschung und zur Selbsthingabe in der Eucharistie, unterwegs zur Auslieferung ans Kreuz und in den Tod. Auf diesem Weg wird sich zeigen, dass Jesus seinen Anspruch, den er den Jüngern und uns heute zusagt, lebt: Jesus duckt sich nicht ängstlich weg, sondern ist zu Diensten; Jesus macht sich aus Liebe klein und ist so für die Menschen da, damit sie groß sein und besser leben können. Es geht Jesus nicht um die eigene menschliche Größe, sondern um die Würde und das Ansehen des Mitmenschen, sei er äußerlich auch noch so klein und schwach wie ein Kind, das Jesus in die Mitte stellt.

Ein kleines Kind inmitten der nach Größe strebenden Jünger – ein Kind, dass wie Kinder zurzeit Jesu (und wie Kinder heute in vielen Ländern der Erde) in der Gesellschaft nichts galt, keine Rechte hatte, und daher übersehen wurde. Ein sprechendes Zeichen: bei Jesus steht das unscheinbare Kind nicht abseits, sondern im Zentrum! Mehr noch: Jesus setzt sich hin, macht sich klein vor dem Kind und behandelt es nicht von oben herab. Er sieht das Kind auf Augenhöhe an, gibt ihm so Würde und Ansehen in der Welt der Erwachsenen. Mehr noch: Jesus nimmt das Kind in seine Arme und macht es so zum Partner, zum Partner auf Augenhöhe, zum äußerlich kleinen Partner, in dem die Größe und Liebe Gottes erfahrbar werden.

Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen?“ (Mk 9,33Wohin bin ich unterwegs? Was sind meine Lebensziele? Was steht bei mir im Zentrum? Fragen, die das heutige Evangelium aufwirft; Fragen, die mich angehen.

Kreisen meine Gedanken ums eigene Ich? Will ich selber „groß rauskommen“? Suche ich in allem immer nur meinen Vorteil?

Gutes Zusammenleben und -wirken in der Familie, am Arbeitsplatz, in der (Pfarr-)Gemeinde, in einem Staat geschieht auf Augenhöhe:

-     schließt keine(n) aus und übersieht nicht die am Rand und in Not;

-     lässt den/die andere(n) gelten und sei er/sie auch noch so klein;

-     schätzt den/die andere(n) als wertvoll, liebenswert und wichtig ein;

-     und entdeckt in ihm/ihr das Wirken des Geistes Gottes.

Darüber sollten wir miteinander reden, uns darauf verständigen und so die Nachfolge Jesu im Heute leben. Das wäre echte und wahre Größe.   Amen.