Impulse nach der Sommerpause

Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land,

liebe Freunde und Bekannte,

liebe E-Gemeinde!

 

Ich hoffe Sie hatten einen schönen, erholsamen Urlaub oder einige Tage, an denen es etwas ruhiger zuging.

Ich/Wir hatte(n) eine gute Zeit in und auf den Bergen rund um Meran

und bei meinen Eltern, beim Treffen mit Freunden und Bekannten…

Jetzt hat mich der Alltag wieder und auch die Schule hat begonnen.

 

Mitten im Alltag da sein mit wachen Sinnen,

dazu hat mir der Urlaub und das Bergwandern Kraft gegeben –

und ein große Dankbarkeit Gott gegenüber für mein Leben als Mensch, Christ und Priester. Mit allen Sinnen… dazu ein erster Impuls (vom 08. September)

und ein Lied (GL 489 – zum Mitsingen und Einstimmen).

 

Mit allen Sinnen „Ja“ gesagt haben am Freitag in einer bewegenden Beauftragungsfeier mit Erzbischof Herwig Gössl 24 Gottesdienstbeauftragte; sie wollen aus dem Wort Gottes leben und es (im Gottesdienst und Leben) verkünden…

… wie es auch bei der Weihe im Bamberger Dom der Diakon Marco Weis versprochen hat. Ihm, ja uns allen gilt die Aufforderung aus der Weiheliturgie:

Bedenke, was du tust, ahme nach, was du vollziehst und stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes.

 

Das Kreuz und der Gekreuzigte ist zentral für uns als Christen.

Das Kreuz durchkreuzt immer wieder mein Leben und fordert mich heraus.

Immer wieder neu und zu verschiedenen Zeiten muss ich die eigene Antwort finden auf die entscheidende Frage „Wer Jesus Christus für mich ist“.

 

Der Urlaub ließ Zeit, das eigene Leben aus dem Glauben zu überdenken…

… wovon ich mich beeinflussen lassen und was mein Leben prägt

… was unterwegs auf dem Weg „hochkam“, wozu im Alltag keine Zeit ist

… was andere durch Fragen, Gespräche oder ihr Tun angestoßen haben

Es war Zeit genau hinzuschauen und zu reflektieren, sich anfragen zu lassen und nicht das von anderen Gesagte reflektiert nachzuplappern.

(M)eine Antwort ist gefragt… dazu der zweite Impuls (vom 15. September)

und ein Lied (GL 275 – zum Mitsingen und Einstimmen).

 

Ihnen/Euch allen eine gute und + gesegnete Woche!

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Dieter G. Jung

Stellvertreter des Leitenden Pfarrers

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land

zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

8. September 2024

Predigt - 23. Sonntag i. JK; LJ B

Jes 35,4-7a + Mk 7,31-37

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!

Die drei berühmten Affen: Nichts hören oder (unangenehme Dinge und die unbequeme Wahrheit) nicht hören wollen – nichts sehen oder (ungerechte Strukturen und schreckliche Situationen) nicht sehen wollen – nichts sagen oder (über den Missbrauch von Finanzen und Menschen) nicht sprechen wollen. Die Affen sind Sinnbild der Verschlossenheit und Vertuschung, des Nichtwahrhabenwollen des Schlechten, des Nichtäußerns und Nichthandelns. „Effata! Öffne dich!“ (Mk 7,34) möchte ich jeden von ihnen wie Jesus dem Mann im Evangelium zurufen! „Öffne dich für das Leben mit allen Sinnen!“ Die Affen könnten anders handeln, wenn sie wollten: sie könnten bewusst hinhören und nicht nur ihre vorgefertigte Meinung gelten lassen – sie könnten bewusst hinsehen und Missstände in den Blick nehmen – und sie könnten mit deutlicher Stimme Gesehenes und Gehörtes zur Sprache bringen und andere darauf hinweisen – sie können, wenn sie nur wollten…

… der Mann im Evangelium kann das nicht. Er kann nicht aus eigenem Wollen heraus seine „Gehörlosigkeit“ und sein „Stammeln“ (vgl. Mk 7,32) überwinden. In der alten Einheitsübersetzung war noch von einem „Taubstummen“ (EÜ 1980) die Rede; ihm wurde jedes Sprechen abgesprochen. Die neue Einheitsübersetzung gibt den Text und die Situation Gott sei Dank besser wieder: Der Gehörlose war nicht stumm; er wollte reden und mitreden; er wollte sich äußern und so am Leben teilhaben – er wollte, konnte aber nicht so, wie er wollte: Seine Worte und Äußerungen waren nicht für alle verständlich: ein Stammeln und Stottern war die Folge.

Dieser Mann wurde zu Jesus gebracht mit der Bitte, er möge ihm die Hände auflegen. Was der Mann und die anderen von Jesus wollen und erhoffen? Einen Segen – und damit die Annahme als „Kind Gottes“. Diese Annahme ist bedingungslos und damit auch unabhängig von Beeinträchtigung, Behinderung oder Handicap. Jeder Mensch ist wertvoll, so wie er ist.

Wer ist dieser Mann im Evangelium? Wahrscheinlich war er kein Jude. Er lebte im Gebiet der Dekapolis, dem Gebiet von zehn hellenistisch geprägten Städten. Zudem wird das heutige Evangelium unmittelbar nach der Episode von „Jesus mit der syrophönizischen Frau“ erzählt. Diese Frau erkennt als Fremde und Heidin die Vollmacht Jesu zu heilen – und Jesus erkennt in diesem Gespräch, dass er nicht nur zu den Juden, sondern auch zu den Heiden gesandt ist (vgl. Mk 7,24-30). Wenn also Jesus, einen, der einer anderen Religion angehört, segnet, zeigt das, dass die Liebe und das Heil, das Gott schenken will, allen Menschen gilt und keine menschengemachten Grenzen kennt. Dieser Aspekt erklärt auch, warum Papst Franziskus nach Asien reist und dort auch Menschen verschiedener Kulturen und Religionen trifft.

Was macht Jesus? Er ist offen für die Not des Mannes – Er lässt sich berühren vom Schicksal des Mannes und berührt ihn, ja Er legt seine Finger in die Wunden und unheilen Körperstellen: Er legt die Finger in dessen Ohren und berührt dessen Zunge mit Speichel. Diese Berührungen gehen – so befremdlich und vielleicht auch ekelig sie uns heute erscheinen mögen – unter die Haut. Zurzeit Jesu waren es bekannte, magische Heilungsrituale – aber sie bewirken nichts. Erst durch das Wort „Effata! Öffne dich!“ (Mk 7,34) geschieht das Wunder, dass der Mann hören und klar und deutlich sprechen kann. Für die biblisch gebildeten Menschen damals war dies ein sprechendes Zeichen: die Worte des Propheten Jesaja (vgl. Jes 35,4-7a) von einer besseren Zukunft sind keine Vertröstung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag, das Ende der Zeit oder auf das Jenseits – Nein, die „Zeitenwende“ beginnt jetzt! Die Heilszeit bricht mit Jesus und seinem Wirken an! Gott ist da! Er ist offen für die Not der Menschen. Er wird aus aller Not befreien. Er schenkt Kraft und Mut, dass die Menschen guten Willens sich mit allen Sinnen an einer besseren Gestaltung der Welt beteiligen werden.

Und wir? Wir sind keine „Affen“, sondern durch die Taufe Kinder Gottes. „Effata! Öffne dich!“ (Mk 7,34) Diese Aufforderung Jesu wurde uns in der Taufe zugesprochen: Effata! Öffne dich“ (Mk 7,34), damit du das Wort Gottes hörst (und danach handelst) und damit den Glauben bekennst zum Lobe Gottes und zum Heil der Menschen. Mit allen Sinnen, mit offenen Augen und hellhörigen Ohren soll ich die Welt wahrnehmen und sie mit Gottes Hilfe durch mein Wort und Tun zum Guten hin gestalten.

Amen.

In Japan ist diese „westliche“ Deutung „das Schlechte nicht wahrhaben wollen“ nicht vorhanden – dort werden die drei Affen als „über das Schlechte hinwegsehen und den Blick, das Hören und Reden (und eigentlich auch das Tun)“ auf das Gute hin ausrichten gedeutet.

15. september 2024

Predigt - 24. Sonntag im Jahreskreis; LJ B

Jes 50,5-9a + Mk 8,27-35

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!

Wie komme ich bei anderen Menschen an? Bin ich angesehen und beliebt? Welche Wirkung hat mein Auftritt meine Performance?

Zugegeben: Das sind eher Fragen, die sich Stars und Sternchen – oder solche die es werden wollen – stellen: Wie viele Follower habe ich? Wie oft werde ich geliked? Bin ich ein guter Influencer, dem andere folgen?

Im Internet gibt es viele Tipps um die eigene Bekanntheit zu erhöhen und ein „mehr“ an Nachfolgern und Nachfolgerinnen zu gewinnen: Passendes Profilbild, prägnanter Name, verlinkte Webseite – Hauptsache der Kontakt zu den Followern, den potentiellen Kunden, reißt nicht ab. Und doch bleibt die Person – wenn sie nicht eigens aus werbetaktischen Gründen erstellt wurde –, hinter der Außenwirkung oftmals verborgen und nebulös. Aber genau auf diese oberflächliche Wirkung kommt es vielen an…

Wie sehen die Leute mich? Wie schätzen sie mich ein? Wer bin ich für sie? Jesus befragt seine Jünger: Jesus will wissen, ob sie erkennen wer er wirklich ist, oder sich nur sensationsgierig und fasziniert von seinen Wundern in den Bann ziehen lassen und ihn deshalb liken und zum oberflächlichen Follower werden – und bei der kleinsten Unstimmigkeit die Gefolgschaft aufkündigen. Echte Nachfolge Jesu und Jüngersein sieht anders aus…

Jesus fragt die Jünger ganz konkret: Ihr, die ihr mich besser kennt oder kennen müsstest, als die Menge Followern, „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ (Mk 8,29). Es ist die zentrale Frage an der sich Nachfolge und Jüngerschaft entscheidet – nicht umsonst steht diese Frage im Zentrum des Markusevangeliums, in der Mitte des gesamten Evangelientextes. Es ist auch die zentrale Frage, an der sich mein Christsein entscheidet: Bin ich ein oberflächlicher Follower, dem das Handeln Jesu heute gefällt und den ich ja mal liken kann und morgen wieder nicht; oder folge ich dem Mainstream, weil ja viele mitlaufen – bzw. heute eher weggehen – oder habe ich andere Beweggründe. Alles entscheidet sich an der Frage: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?

Auch das Setting spielt in die Beantwortung dieser Frage hinein: Heute ist der Ort Rehau / Oberkotzau / Schwarzenbach, wo sich mir diese Frage stellt. Damals war es Cäsarea Philippi – eine zu Ehren des römischen Cäsaren, des Kaisers, so benannte Stadt: Dort wurde – als Markus sein Evangelium schrieb – Vespasian von den römischen Legionen zum Kaiser ausgerufen; ein Jahr später eroberte und schleifte das römische Heer Jerusalem. Militärische Macht liegt an diesem Ort in der Luft, an dem Markus Jesus den Jüngern die Frage stellen lässt: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Für einen, der über Leichen geht, um an die Macht zu kommen?

Welches Setting ist es heute, das bei mir persönlich und bei meiner Antwort mitschwingt? Der Ausgang der Wahlen in den benachbarten Bundesländern? Die andauernden Kriege? Persönliche Schicksalsschläge?

Ihr aber, für wen haltet ihr mich?

Du bist der Christus!“ (Mk 8,29), antwortet Petrus. Er hat schon erkannt, wer dieser Jesus ist. Aber ob er das tiefere Christus-Geheimnis erahnt? Das Jesus, der Christus, so ganz anders ist, als er sich das vorstellt?

Jesus ist mit den Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem – dem Ort, wo er auf grausame Weise leiden, sterben und auferstehen wird. Petrus stellt sich Jesus und dem Weg Jesu in den Weg und weißt Jesus zu Recht, doch einen anderen Weg einzuschlagen. Petrus will einen Jesus nach seinen eigenen Vorstellungen. Wahrscheinlich hat Petrus teuflische Angst vor dem, was kommt. Sein Christus-Bekenntnis ist Petrus zwar schnell über die Lippen gekommen, weil es für ihn als Follower oberflächlich klar war, aber noch nicht in der Nachfolge gelebter Jüngerschaft begriffen: Kreuz und Leid bleiben weder Jesus noch denen, die ihm folgen, erspart. Am Kreuz und Gekreuzigten kommt keiner der Jünger Jesu vorbei! Das ist das tiefe Christus-Geheimnis: das der Weg zwar ans Kreuz führt, aber nicht am Kreuz endet, sondern ins Leben führt. Dafür lohnt es sich, die bisherigen Vorstellungen vom gelingenden Leben aufzugeben, auf Jesus, den Christus, zu setzen, ihm zu folgen: Ein Lebensgewinn über alle Verluste und scheinbaren Weltgewinne und likes hinaus. Denn an den Jüngerinnen und Jüngern Jesu wird sich ebenfalls das Wunder der Auferstehung ereignen – nicht durch die Liebe zur Macht, sondern durch die Macht der Liebe, die Christus gelebt hat.

Ihr aber, für wen haltet ihr mich?