Impuls für die Woche

 

Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,

liebe Freunde und Bekannte,

liebe E-Gemeinde,

 

kurz vor dem Aufbruch zur Miniwallfahrt nach Rom,

live vom Pfarrfest in Schwarzenbach/S. der „Impuls für die Woche“ zum Nachdenken!

Wir sitzen gerade auch auf der „grünen Wiese“, haben aber ausreichend zu essen und zu trinken

und pflegen Gemeinschaft und gute Gespräche – unser Pfarrfest, ein Fest für alle, nicht nur für ca. 5000 Männer.

 

Ich bin dann mal weg

und ziehe mich nach der Woche in Rom … wie Jesus im heutigen Evangelium „auf den Berg“ zurück…

… um Kraft zu tanken, zu beten und wandern…

Ihnen allen eine schöne und erholsame Zeit –

Bleiben wir bis zum Wiedersehen bzw. Wiederhören bzw. Wiederlesen im Gebet verbunden

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Dieter G. Jung

Stellvertreter des Leitenden Pfarrers

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land

zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

Predigt              17. Sonntag im Jahreskreis; LJ B

2 Kön 4,42-44 + Joh 6,1-15

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!

Ob ein Buch mich anspricht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der Anfang ist für mich entscheidend. Die ersten Sätze und Seiten entscheiden darüber, ob ich gespannt weiterlese, oder ob ich mich durchquäle und das das Buch früher oder später gelangweilt zur Seite lege.

 

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen (Joh 1,1-4). Dieser Anfang des Johannesevangeliums klingt für mich spannend. Und obwohl ich nicht viel verstehe, ermutigt er mich zum Weiterlesen. Oft lese ich im Johannesevangelium nur das Oberflächliche und überlese die Tiefendimension, die darin enthalten ist. So ist es auch bei der wunderbaren Brotvermehrung. Sie ist bekannt: In allen vier Evangelien wird sie überliefert, teils sogar mehrfach; kenn ich doch schon in- und auswendig. Durch zwei Fische und fünf bzw. sieben Brote werden Tausende von Menschen satt. Es ist ein moralischer Aufruf doch mit anderen zu teilen – so wird das Wunder der Brotvermehrung vielfach heute vereinfacht und verkürzt zu erklären versucht.

 

Mit dieser gottlosen Deutung wird die Allmacht und Existenz Gottes in Frage gestellt: damals kam das Wunder nur zustande, weil Menschen teilten – heute bleibt das Wunder aus, weil jeder nur an sich denkt und Gott keine Rolle mehr spielt. Auch bei den Menschen im Johannesevangelium ist das so: Sie wollen in ihrer Sensationsgier weitere Wunder sehen: Krankenheilungen, Speisewunder… – ein frenetischer Personenkult. Jesus zieht sich zurück: Er will kein magischer Zauberer oder ein zauberhafter König sein – ihm geht es um etwas anderes, um den Glauben an Gott.

Das erfahre ich spätestens, wenn ich auf der letzten Buchseite angelangt bin, am ursprünglichen Schluss des Johannesevangeliums: Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen (Joh 20,30f).

Dieser Buchschluss gibt mir zu denken und so möchte ich die Brotvermehrung an drei Stellen im Licht des Johannesevangeliums beleuchten:

Matthäus, Markus und Lukas berichten von Broten – einzig Johannes von Gerstenbroten. Durch diese Gerstenborte ist die Verbindung ins Alte Testament offensichtlich: Elischa werden 20 Gerstenborte geschenkt. Er lässt sie an 100 Männer austeilen, obwohl sein Helfer skeptisch ist, wie das für alle reichen soll – doch es reicht und es bleibt sogar etwas übrig.

Bei Jesus sind es fünf Gerstenborte und zwei Fische, die für 5000 Männer reichen – und sicher auch für Frauen und Kinder, die im Text gar nicht genannt sind. Es werden 12 Körbe mit Brotresten eingesammelt.

Weniger Gerstenbrote reichen für mehr Leute – alle werden satt. Im Johannesevangelium wird durch diese Parallele deutlich, dass Jesus Christus weit mehr ist als der Gottesmann Elischa: Hier redet und handelt der Messias, der Sohn Gottes. Die Überfülle zeigt den Beginn der neuen Heilszeit an, die mit Jesus Christus anbricht: Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben (Joh 10,10), sagt er im Johannesevangelium.

Um Jesus geht es, um seine Botschaft, um den Glauben an ihn. Doch sogar seine Jünger sind betriebsblind. Ihre Sorge kreist oberflächlich um das Essensproblem: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder auch nur ein kleines Stück bekommen soll (Joh 6,7). Sie rechnen nicht mit den Möglichkeiten Gottes. Es ist ein kleiner Junge, der das Wenige gibt, das er hat: fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Und es ist der große Gott, der mit dem Wenigen alle satt macht. Wir, die Kinder Gottes, können einen Anfang machen und teilen, was wir haben. Gott wird auf seine Weise vollenden, was wir nicht können – wie, das müssen wir ihm überlassen.

Jesus spricht das Dankgebet und teilt das Brot an die Menschen aus – er allein, ohne die Mithilfe der Jünger. Diese Besonderheit im Johannesevangelium ist kein Affront gegen „Kommunionhelfer“, sondern sie zeigt, dass Jesus Christus allein das Zentrum ist. Von ihm, dem Sohn Gottes, geht alles aus – an ihn sollen wir glauben. Er sagte dank, im Griechischen heißt das: eucharistäsas. Er, Jesus Christus, ist Danksagung, ist Eucharistie. Er selbst ist das Brot des Lebens, das für alle reicht und alle satt macht. In seiner Fülle teilt er sich selbst und sein Leben mit anderen – mit uns.   Amen.