Impuls

Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,

liebe Freunde und Bekannte,

liebe E-Gemeinde,

 

mit Jesus an einen Ort der Ruhe kommen und bei Jesus ausruhen (vgl. Sonntagsevangelium Mk 6,31),

das hört sich an wie Urlaub…

… Urlaub, Erholen und Krafttanken für die aufgearbeiteten und zurückgekehrten Jünger,

… Urlaub, Erholen und Krafttanken für uns nach anstrengenden Wochen und Tagen,

… Urlaub, Erholen und Krafttanken für Körper, Geist und Seele.

 

Im Alten Testament wird die „Zeit der Ruhe“ auch mit „Frieden“ gleichgesetzt –

ruhige Zeiten ohne äußeren Stress, um innerlich zur Ruhe und damit zum inneren Frieden und zur Zufriedenheit zu finden.

Jesus Christus „ist unser Friede“ (Eph 2,15) – durch Ihn, mit Ihm und in Ihm können wir zur Ruhe kommen.

 

Eine gute Zeit zum Nachdenken über den Predigt-Impuls für die Woche,

verbunden mit zwei Liedern, die in die Stille führen – vgl. Lied-LINKs:

    Dona nobis pacem

    Meine Seele ist stille in dir (GL Bamberger Anhang: 848)

und Zeit für Ruhe, Erholen und Krafttanken in den kommenden Tagen und Wochen!

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Dieter G. Jung

Stellvertreter des Leitenden Pfarrers

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land

zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

Predigt         16. So im Jahreskreis i. LJ B

Eph 2,13-18 + Mk 6,30-34

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!

Mauern – Mauern grenzen ab, z.B. zwei Grundstücke voneinander. Bei einem Haus, die Wohnräume von der umgebenden Natur – Mauern geben Schutz und Geborgenheit, halten im Winter die Wärme im Haus, oder jetzt im Sommer die Räume lange kühl.

Mauern – Mauern grenzen ab, z.B. Menschen voneinander – die Berliner Mauer war und ist Symbol dieser Trennung, dieser Ausgrenzung. Die Mauer ist zwar gefallen, aber vielerorts existiert „die Mauer“ noch in den Köpfen. Spürbare Mauern existieren seit Generationen zwischen Einheimischen und Spätaussiedlern – und aktuell zu Geflüchteten. Manche wollen die Mauern am liebsten wieder hochziehen und sich abschotten. Wieviel Unterschiedlichkeit ertragen wir? Wovon grenze ich mich ab?

Eine Herausforderung auch zur Zeit des Apostels Paulus: Vor allem durch Paulus geschah die Öffnung des christlichen Bekenntnisses, des Bekenntnisses zu Jesus Christus, über das jüdische Volk hinaus. Es kommt zu Spannungen, zu Auflagen und Forderungen: Wollen die „Heidenchristen“ dann nicht mehr dabei sein, sind die „Mauern“ zu hoch, oder werden sie von den „Judenchristen“ verdrängt? Haben sie, die in ihrem Christsein einander nahe gekommen, ja auf die Pelle gerückt sind, den Streit in der Gemeinde von Ephesus noch befeuert? Wir wissen es nicht – wir kennen die Hintergründe nicht; wir haben nur den Brief von Paulus, den er an die wohl gespaltene Gemeinde in Ephesus schreibt.

Jesus Christus reißt Mauern ein – er überschreitet Grenzen: Durch seine Menschwerdung, sein Leben und Sterben überwindet Gott die Mauer zwischen Gott und Mensch – Gott steht auf der Seite der Menschen. Der Gekreuzigte reißt – trotz aller Ohnmacht am Kreuz – eine letzte Mauer ein: Am Kreuz zerbricht alle Feindschaft der Menschen untereinander und mit Gott – eine neue Einheit durch, mit und in Jesus Christus: „Er vereinigte die beiden Teile – Juden und Heiden – und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder“ (Eph 2,14).

Der Gekreuzigte ist der Garant dafür, dass Versöhnung möglich ist – auch wenn man „aufs Kreuz gelegt“ wird oder „angenagelt am Kreuz hängt“. Versöhnung ist trotzdem möglich, auch wenn sie auf den ersten Blick absurd oder gar unmöglich scheint: Angesichts dessen sind alle (möglichen) Unterschiede irrelevant, denn Jesus Christus versöhnte jüdische und heidnische Lebensgewohnheiten und integriert beide im Glauben an ihn. Ziel war und ist es „neue Menschen in Christus“ zu sein (vgl. Eph 2,15). „In Christus-Sein“ bedeutet, dass alle Grenzen von Herkunft, Kultur und Glaubenspraxis überwunden sind.

Denn er ist unser Friede“ (Eph 2,14) – Jesus Christus ist der Friede in Person, der Friedensbringer und der Garant des Friedens. Das klingt für uns heute lapidar – und doch war und ist es revolutionär: Bei den Ephesern wie im gesamten griechischen Bereich wurde der Krieg als Normalzustand der Gesellschaft angesehen: statt Einheit Zerrissenheit eines Volkes, einer Stadt/eines Dorfes. In unserer Zeit ist in vielen Teilen der Welt Krieg zwischen Völkern, Nationen, Religionen und auch Kleinkrieg in unseren Familien, Streit mit den Mitmenschen; unsere Gesellschaft scheint gespalten und auch die Weltgemeinschaft scheint auseinanderzubrechen.

Denn er ist unser Friede“ (Eph 2,14) – Jesus Christus und seine Botschaft vom Frieden, ja die ganze biblische Friedensbotschaft erinnert daran, dass Gott die Welt anders gedacht und geschaffen hat: Shalom – Friede und Zufriedenheit, Wohlergehen, Heilsein, Glück – soll sein und werden. Bei der Geburt Jesu wird das durch die Engel ausgesprochen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden unter den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lk 2,14). Das ist entlastend: denn wir Menschen stehen nicht unter dem Druck, den Frieden „erfinden“ zu müssen. Verzetteln wir uns nicht in Einzelfragen, sondern vertrauen wir auf die Versöhnung der Gegensätze durch und in Christus: Versöhnte Verschiedenheit und friedliche Gemeinschaft. Jesus eröffnet diese Perspektive des Shalom für alle, auch heute – selbst wenn wir uns längst abgefunden haben mit den „Mauern“ unseren Köpfen. „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ (Ps 18,30). Bin ich offen für diesen Frieden? Wo lebe und erlebe ich ihn? Wo setze ich ihn in die Tat um?

Jede(r) beendet die Predigt mit eigenen Gedanken und dem Amen.