Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,
liebe Freunde und Bekannte,
liebe E-Gemeinde,
als symbolträchtiges und tiefsinniges Geschenk zu meiner Einführung als Pfarradministrator in der „Dreifaltigkeit“ vor sieben Jahren,
der Alt-Seelsorgebereich bestehend aus den Pfarreien St. Antonius Oberkotzau, St. Josef Rehau und St. Franziskus Schwarzenbach/S. hatte diesen Namen,
erhielt ich eine Kerze mit drei Dochten.
Beim Entzünden schmolzen die drei Flammen das Wachs rund um die Dochte…
… nach einiger Zeit flossen die drei „Wachs-Seen“ ineinander und bildeten eine Einheit.
Das von einem brennenden Docht geschmolzene Wachs nährte den anderen:
Alle drei Flammen und Dochte standen jede(r) für sich und doch über das geschmolzene und nährende Wachs miteinander in Beziehung.
Ein schönes „Bild“ für den dreifaltig-einen Gott, der untereinander und auch mit uns in Hingabe und Liebe in Beziehung steht –
allerdings mit dem Unterschied, dass Gottes Liebe und Barmherzigkeit niemals aufgebraucht, sondern ewig ist.
Ich wünsche Ihnen diese Beziehung, Nähe und Austausch mit dem dreifaltig-einen Gott und untereinander – aus und in Liebe.
Anbei vier kleine und liebevolle Orgel-Improvisationen zum Lied „Sei gelobt und hochgepriesen, heiligste Dreifaltigkeit!“ (GLBamberg 821 bzw. GLWürzburg 788).
Viel Freude und anregende Gedanken beim Nachdenken über den Impuls – und beim Umsetzen im Leben und Glauben.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter G. Jung
Stellvertreter des Leitenden Pfarrers
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land
zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
PREDIGT Dreifaltigkeitssonntag (LJ B)
Röm 8,14-17 + Mt 28,16-20
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Was für ein Fest! Ein Demokratiefest, ein Fest des Volkes: 75 Jahre Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland – ein guter Grund zum Feiern! Bundespräsident Walter Steinmeier würdigte am Wochenende das Grundgesetz „als großartiges Geschenk“. Das Grundgesetz sei der Aufbruch in eine gute Zukunft gewesen, Grundlage unseres Zusammen-lebens. Es garantiere Freiheit und erwarte Verantwortung. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei es das Modell für ein friedliches Zusammenleben gewesen, so Steinmeier rückblickend. 75 Jahre! Aber unser Grundgesetz ist nicht alt oder veraltet, sondern – blickt man in die Gesellschaft und auf die Herausforderungen unserer Zeit – aktueller denn je!
Ich möchte zwei Passagen zitieren, weil sie uns den Blick öffnen für das heutige Dreifaltigkeitsfest, das wir in den christlichen Kirchen heute feiern. Vorangestellt ist dem Grundgesetz die Präambel, die feierliche Einleitung und das Vorzeichen, unter dem die nachfolgenden Artikel stehen:
„Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Eu-ropa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben. […].“
Als Volk haben wir eine „Verantwortung vor Gott“; wir erkennen Gott als „Allmächtigen“ an (vgl. Mt 28,18), der gemäß unserem christlichen Glauben als „Abba, Vater“ (Röm 8,15) und als „Schöpfer“ alles in Dasein gerufen hat. Dieser Gottesbezug zeigt die Demut der Gründungsväter und -mütter des Grundgesetzes. Sie sahen die Begrenztheit ihres Tuns. Sie verstanden sich nicht als „Macher“, die – ohne Gott – alles selbst regeln konnten, sondern als ermächtigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht nur dem Volk sondern auch Gott und seinen Geboten gegenüber verantwortlich sind in ih-rem Tun. Politiker und Politikerinnen bringen das bei ihrer Vereidigung – leider immer seltener – durch ihr „so wahr mir Gott helfe“ zum Ausdruck. Und es geht in der Präambel um Frieden und um ein geeintes Europa – eine mutige Vision, damals 1949 – und Mahnung und Auftrag, heute 2024.
Auch der erste Artikel des Grundgesetzes sagt Wesentliches und Wichtiges:
„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Jeder Mensch hat eine Würde, Menschenwürde – egal ob Mann oder Frau, Kind oder Greis – egal, wo er herkommt, welche Religion, Hautfarbe oder sexuelle Orientierung ein Mensch hat – Menschenwürde. Uns als Christen hat Jesus Christus, der Mensch gewordene Sohn Gottes, gezeigt und vorge-lebt, wie das geht, diese unbedingte Annahme jedes Menschen und der würdevolle Umgang: ohne Bedingungen – aus Liebe. Damit kommen wir dem Geheimnis des „christliches Grundgesetzes“ und des Dreifaltigkeits-sonntages auf die Spur: Gott liebt alle Menschen – jede und jeden! In Gößweinstein, dem Gnadenort der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, steht des-halb Maria exemplarisch für alle Menschen inmitten der drei göttlichen Personen. Das ist das innerste Wesen des dreifaltig-einen Gottes: Liebe – und in dieser Liebe Gottes steht der Mensch, jeder Mensch. Diese Liebe ist nicht einfältig, sondern zeigt sich auf vielfältige Weise – und sie ist und bleibt doch immer dieselbe; theologisch und in der Sprache des heutigen Hochfestes: dreifaltig und doch eins. Liebe als Ursprung, Mitte und Ziel al-len Seins. Gott der die Welt aus Liebe erschaffen hat – Jesus, der dieser göttlichen Liebe und der Botschaft der Liebe ein menschliches Gesicht und eine Stimme, Herz und Hände gegeben hat. Der Heilige Geist, durch den „die Liebe Gottes […] ausgegossen [ist] in unsere Herzen“ (Röm 5,5). Diese göttliche Liebe schenkt uns die Würde „Kinder Gottes“ (Röm 8,14.16) zu sein. Als Christen haben wir Anteil an Gottes Liebe und wir dürfen sie ver-antwortungsvoll in die Tat umsetzen. Zugleich ist „Liebe“ das „Grundge-setz“ und der Maßstab unserer Verantwortung vor Gott und den Mitmen-schen (vgl. Mt 28,20): Wir sollen Gott lieben und unseren Nächsten – auch den/die Fremden und unsere Feinde – lieben wie uns selbst (vgl. Mt 22,37-40).
Als Christen feiern wir heute nicht nur den dreifaltig-einen Gott, sondern auch eine Art „Demokratiefest“, das Fest der abrechenden „Herrschaft“ des Volkes Gottes; zum „Volk der Christen“ gehören wir durch die Taufe (vgl. Mt 28,19): Wir sind hineingetauft in Leben, Tod und Auferstehung Jesu Christi (vgl. Röm 8,17) – durch die göttliche Liebe haben wir Anteil an SEINEM Leben, auch über unseren Tod hinaus. Der Heilige Geist gibt uns im Alltag Kraft und Mut, unser Leben als Christen, unser Leben aus dem Glauben ohne Furcht und in Liebe zu gestalten (vgl. Röm 8,14-16). Jesus Christus und der Vater sind durch den Heiligen Geist bei uns „alle Tage bis zum Ende der Welt“ (vgl. Mt 28,20). Feiern und leben wir das Grundgesetz unseres Glaubens, des Lebens und guten Zusammenlebens: Liebe!
AMEN.