Impuls für das Leben

Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land,

liebe Freunde und Bekannte,

liebe E-Gemeinde,

 

nach den Wetterkapriolen des Mitte April bricht jetzt das Leben durch:

Die zarten Blätter meiner beiden Weinstöcke sind leider erfroren – aber es zeigen sich schon kleine neue Knospen.

Das Leben lässt sich nicht aufhalten. Leben setzt sich durch – auch dort, wo scheinbar nichts mehr an Lebendigkeit da war/ist.

Der Vorgang in der Natur wirkt hinein in mein Leben und berührt zutiefst meine christliche Hoffnung.

Denn Jesus Christus steht für das Leben: Er ist der Weinstock, wir sind die Reben – die Botschaft des vergangenen Sonntags.

Jesus Christus schenkt Gemeinschaft und mit IHM verbunden kann unser Leben aus dem Glauben gelingen und gute Früchte bringen.

Jesus Christus ist aber noch mehr: LEBEN in Person – vorbildliches LEBEN, LIEBE und HINGABE, damit wir „Leben in Fülle“ haben.

 

Dazu der „Impuls für das Leben“, der immer noch aktuell ist…

… auch wenn ich ihn schon vor zwei Wochen gehalten habe.

Und zur Vertiefung ein Lied zum Anhören und Mitsingen (GL 366).

https://www.youtube.com/watch?v=8VyHkZSNn-0

 

Ihnen/Euch allen einen schönen 1. Mai – feiern wir das LEBEN, das Maria uns in Jesus Christus geboren hat:

„Mit dir brach der Frühling des Heils in uns an. Du selbst wurdest Blüte, für Gott aufgetan.

Du hast einst gesprochen dein gläubiges Ja. Das Eis ist gebrochen: das Wunder geschah.

In dir wuchs der Retter, der Heiland heran. Du hast ihn geboren, das Neue begann.“

(Gotteslob Bamberger Anhang 899)

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Dieter G. Jung

Stellvertreter des Leitenden Pfarrers

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land

zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

Predigt   4. Sonntag in der Osterzeit (B)

1 Joh 3,1-2 + Joh 10,11-18

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!

Vor der Anstellung für einen bestimmten Beruf steht meist ein Bewerbungsgespräch, in dem sich der Arbeitgeber ein Bild vom Bewerber macht. „Erzählen Sie etwas über sich!“ – eine heikle Aufforderung beim Bewerbungsgespräch. Mit meiner Antwort kann ich den Arbeitgeber für mich interessierten – mit einer allgemeinen Antwort sage ich nichts Wesentliches über mich aus – oder ich gebe mit meiner Antwort Dinge über mich preis, die mich für den angestrebten Beruf disqualifizieren. „Erzählen Sie etwas über sich…“ Bewerbungsfachleute empfehlen, eine kurze und bündige Antwort, die Gründe für die Anstellung sowie die aktuelle Lebenssituation benennt wie auch beeindruckende, eigene Erfahrungen, die von anderen „Bewerbern“ abheben. „Erzählen Sie etwas über sich!“ Eine Antwort auf diese Berufungs-Frage fällt nicht leicht: Was antworten? Wie in knappen Worten umreißen, was mir wichtig ist und warum ich der/die Richtige bin?

Erzählen Sie etwas über sich!“ Im Johannesevangelium gibt Jesus in den „Ich-bin-Worten“ Antwort, wie er seinen „Beruf“ versteht und was seine „Berufung“ ist. Siebenmal gibt Jesus bildhaften Sätzen und ausdrucksstarken Worten Antwort: Ich bin das Brot des Lebens (Joh 6,35.41.48.51) – Ich bin das Licht der Welt (Joh 8,12) – Ich bin die Tür (Joh 10,7.9) – Ich bin der gute Hirt (Joh 10,11.14) – Ich bin die Auferstehung und das Leben (Joh 11,25) – Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben (Joh 14,6) – Ich bin der wahre Weinstock (Joh 15,1). Jesus, der Christus, der Sohn Gottes, steht mit den Ich-bin-Worten in der Tradition der alttestamentlichen geheimnisvollen Offenbarungsformel Gottes: „Ich bin, der ich bin“ (Ex 3,14). In Jesus Christus gibt sich Gott nicht nur zu erkennen, sondern seine Identität preis: Er sagt wer er ist und wofür er steht. Er ist nicht nur ansprechbar, sondern durch diesen Anspruch auch überprüf- und verwundbar.

Erzählen Sie etwas über sich!“ Im Johannesevangelium zeigen die „Ich-bin-Worte“ Jesu Christi die verschiedenen Facetten seiner Mission als Mensch gewordener Sohn Gottes: „Ich bin …“ für Euch. Das ist seine Berufung: da zu sein, durch Gottes Kraft wirkmächtig zu sein – heilswirksam. Das Zentrum der sieben „Ich-bin-Worte“ steht das vierte: „Ich bin der gute Hirt“ (Joh 10,11.14). Jesus grenzt sich von anderen ab, für die alles „nur“ ein normaler Job zum Geldverdienen ist – bei Gefahr wird die „Leistung“ an den Schafen von diesen nicht garantiert (vgl. Joh 10,12.13), sondern sogar ausgeschlossen; sie entpuppen sich als „Wölfe im Schafspelz“. Jesus ist anders: Er setzt sich ein – wenn es sein muss mit seinem eigenen Leben. Er kennt die Seinen und die Seinen erkennen seine Führung an. Jesus sieht seinen „Beruf“ als „Beziehungsarbeit“, als Zusammenführen und Zusammenhalten der Herde, der Gemeinde und der Gemeinschaft.

„Ich bin der gute Hirt“, ein sprechendes Bild aus vergangenen Zeiten. Könige und Machthaber wurden im Alten Orient an diesem Bild gemessen:

Nicht ein „Herrschen über“, sondern „Einsatz für“ – mit kitschiger Schäfer- und Schäfchenromantik hat das nichts zu tun und mit „dummen Schafen“ auch nicht. „Ich bin der gute Hirt“, das geht über die Annahme des Stallgeruches und über die Erfüllung von Pflichtaufgaben wie Melken, Hüten und Scheren – um im Bild zu bleiben – hinaus: Jesus ist bereit, sein Leben für das Leben der Herde hinzugeben, damit alle „das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10) – ein Wort Jesu, das dem heutigen Evangelium unmittelbar vorausgeht. Jesus Christus setzt sich für alle ein, auch für die, die nicht aus seinem „Stall sind“ (Joh 10,16) – universal. Er ist aber nicht nur „der gute Hirte“, sondern auch „das Opferlamm“, das sich für alle hingibt – die Bilder überlagern sich: In absoluter Freiheit setzt Jesus Christus sein Leben aufs Spiel – aus Liebe. Gott ist Liebe und gibt diese Liebe weiter. Jesus Christus lebt diese universelle Liebe; sie zeigt sich im seinem Einsatz für alle – damals wie heute, grenzenlos und zeitlos, auf ewig.

Erzählen Sie etwas über sich!“ Wenn ich weiß, aus welcher Liebe ich lebe, wer/was mir am Herzen liegt und warum ich mich für eine Sache einsetze, dann kann ich, dann kann jede und jeder auf die Aufforderung „Erzählen Sie etwas über sich“ eine Antwort geben: Aus meinen Worten wird klar, wofür ich stehe, warum ich mich für andere engagiere, warum ich mich in der Pfarrei haupt- oder ehrenamtlich einbringe, was meine Berufung als Christin und Christ, als Ordensfrau und als Priester ist: „füreinander da sein“, „in der Fürsorge und im Einsatz für andere“ – aus Liebe.   Amen.