Lebenszeichen

Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land,

liebe Freunde und Bekannte,

liebe E-Gemeinde,

 

es war wieder einmal viel los und es gab viel zu tun – nicht nur bei mir und für mich.

Die Hitze und das drückende Wetter macht derzeit vielen zu schaffen –

dazu der Druck, was bis zur Sommerpause noch alles fertig werden muss…

wir sehnen uns nach Abkühlung und Ruhe, nach Entspannung und Erholung.

 

Dazu eine Dialogpredigt in ökumenischer Verbundenheit erarbeitet – und gehalten am vergangenen Sonntag von Pfr. Daniel Lunk und mir in Schwarzenbach/S. anlässlich des Wiesenfestsonntages.

Das „erfrischende Anspiel“ haben zwei aus der evangelischen Gemeinde gespielt und so vom gewählten Evangelium Joh 4,6b-15 zur Dialogpredigt übergeleitet.

Mit der Kollekte wurde ein „Wasser-/Brunnenprojekt“ von Misereor in Nigeria unterstützt.

 

Hier ein Auszug aus den anderen Sonntagspedigten der vergangenen Woche:

 

„Es liegt an mir Gottes Wort zu hören und es auch zu verstehen suchen. […] Wenn das Wort Gottes bei mir auf guten Boden gefallen ist, dann wirkt es in mir und will weiter wachsen und dann bin ich ein Mensch, der Frucht bringt. „Lebe das, was du vom Wort Gottes, vom Evangelium verstanden hast; und sei es auch noch so wenig – aber lebe es!“ (Frère Roger aus Taize). Selbst wenn bei mir auch nur ein Viertel von Gottes Wort auf guten Boden fällt, dann wiegt dieses fruchtbringende Wort allen Misserfolg und alle vergebliche Mühe auf – es bringt Frucht für mich und für andere: 100-fach, 60-fach, 30-fach – es müssen also auch nicht 100% sein, um ein im Glauben „fruchtbarer“ Mensch zu sein; das mir Mögliche soll ich leben. Solche fruchtbaren Menschen und Mitarbeiter braucht eine lebendige Pfarrgemeinde und solche engagierten Menschen und ehrenamtlichen Mitarbeiter hat sie auch: euch Ministranten, die Jugendgruppe, die Lektoren und Mesner, die Sekretärin, die Ordensschwestern und Wort-Gottesdienst-Beauftragte, die Pfarrgemeinde- und Kirchenräte, die vielen anpackenden und helfenden Hände, wo immer Not am Mann oder an der Frau ist.“

 

In Oberkotzau – dort ist das Wort Gottes der Solidarität, Unterstützung und Hilfe auf guten Boden gefallen, wurde mit der „Kirchtür-Kollekte“ eine abgeschobene christliche Familie, eine alleinerziehende Frau und ihre beiden kleinen Kinder unterstützt, die jeden Sonntag den Gottesdienst mitfeierte und deren Kinder auch in Oberkotzau getauft wurden.

 

Ihnen und Euch allen erfrischende Gedanken, Not-wendiges Handeln und einen gesegneten Sonntag.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Dieter G. Jung

Stellvertreter des Leitenden Pfarrers

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land

zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

Ökumenischer Gottesdienst zum Wiesenfest am 16. Juli 2023

in der St.-Gumbertus-Kirche, Schwarzenbach a.d. Saale

 

Thema „Lebendiges Wasser oder: sind wir nicht alle Gießkannen?“

 

  • Evangelium Joh 4,6b-15

6b Jesus war müde von der Reise und setzte sich daher an einen Brunnen; es war um die sechste Stunde.

 7 Da kam eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken!

 8 Seine Jünger waren nämlich in den Ort gegangen, um etwas zum Essen zu kaufen.

 9 Die samaritische Frau sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten? Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern.

 10 Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.

 11 Sie sagte zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief; woher hast du also das lebendige Wasser?

 12 Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, wie seine Söhne und seine Herden?

 13 Jesus antwortete ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen;

 14 wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.

 15 Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen.

 

  • Anspiel – „Mit dem Gießen kommt mer ja kaum hinterher“

 

A: Sag amol – bist denn du verrückt! Denn schwelken Salat gießt du noch?

B: No ich hab gedacht, wenn ich ja jetzt früh gieß bevor die großa Hitz kommt, dann erholt er sich vielleicht und verdörrt net ganzagar.

A: Gugg no, da wächst a fast nix mehr – ich kumm mit dem Gießen gar net hinterher… Ich mag ja den Sommer, die Wärme und des schöne Wetter, wenn nur die Schlepperei mit denna Gießkanna net wär…

B: Und mit Deinm Schöpfer ist aa nix.

A: Na, mei Regentonna is nämlich leer, da kann ich mit meimn Schöpfaamer schöpfen soviel ich will – wenn ka Wasser in der Tonna is, nützt des nix!

B: Ich man doch net den Schöpfaamer, sondern den Schöpfer, denn Herrgott! Der hät’s doch scho längst mal wieder regna lassen könna.

 

 

A: Hast du denn noch Wasser in deimn Brunna?

B: Bei mir ist auch Ebbe – genauso wie in deiner Regentonna – ich gieß scho seit Tagen mit Wasser aus der Leitung…

A: Des wird teuer – es soll ja heuer wieder a haaßer und trockener Sommer werden…

B: Aber wenn ich net gießen würd, dann würd ja gar nix wachsen und ka anzigs Blümla blühn.

A: Naja, müss mer halt doch gießen…

 

  • Dialogpredigt 

1: Ach herrje, hast die g´sehn, die zwei?

2: Ja! Die haben mir richtig Leid getan, vor allem die alte Frau mit ihrem leeren Fass!

1: Ach komm, die können immerhin die Leitung aufdrehen und da kommt was raus! Noch haben wir ja kein Gießverbot!

2: Des stimmt, wenn ich denk, die Samaritanerin, die aus dem Evangelium, wie die in der Mittagshitze immer wieder zum Brunnen geht. Das ist schweißtreibend!

1: Viele gehen deswegen morgens, wenns noch kühl ist. Da machts dann auch noch mehr Spaß, die neuesten Neuigkeiten auszutauschen, beim Anstehen und beim Schöpfen.

2: Klatsch und Tratsch – dass die Leute da immer so ne Freude dran haben!

1: Ach, weißt du, die neusten Neuigkeiten sind für manche wie eine „Erfrischung“ mitten im Alltag. Das Wiesenfest ist da auch eine ganz gute Quelle! Da erfährt man so einige neuste Neuigkeiten!

2: Da ist es doch erfrischend, hierher zum Gottesdienst kommen, in die Kirche: singen, beten, und Gott unseren Schöpfer loben.

1: Und das alles „früh am Morgen“ ;-) nach dem Wiesenfestsamstag

2: Und warum geht noch mal die Frau im Evangelium mittags zum Brunnen und nicht morgens?

1: Weil sie den anderen aus dem Weg gehen will?

2: Vielleicht einfach weil ihr Wasser aufgebraucht ist und sie Neues schöpfen muss? Wie unsere beiden Gärtner grad, die mit dem Gießen nicht hinterherkommen. Erst gestern hat jemand erzählt, sie überlassen den Rasen jetzt der Sonne…

1: Ja, es gibt so Zeiten der Dürre – nicht nur im Garten. Sondern auch im Leben, wenn ich mich ausgebrannt fühle und mir die Kraft zum Leben fehlt.

2: Wenn der „Durst nach Leben“ sich nicht stillen lässt. Wenn man „immer wieder“ und „immer wieder neu“ versucht zu schöpfen, aber das nur noch mehr an die Substanz geht.

1: … solche Zeiten sind schwer und sie kosten unglaublich viel Kraft.

2: Bei einem „ausgetrockneten Garten“ ist es ja so, dass der verkrustet und wenn dann ein heftiger Regen kommt, kann die Erde das Wasser erstmal gar nicht aufnehmen.

1: Genau! Wenn ich ausgedorrt bin, dann hilft mir ein Überangebot an Aufmerksamkeit und Hilfe auch nicht.

2: Ja, weil man es nicht auf- und annehmen kann. Ich bräuchte etwas zartes, sanftes, dauerhaft erfrischendes…

1: … einen leichten, schönen Sommerregen…

2: Also bei der erschöpften Frau am Brunnen ist es das einfühlsame Gespräch mit Jesus. Das perlt nicht an ihr ab – sie kann jedes seiner Worte aufnehmen…

1: … und schöpft daraus Kraft.

2: Jesus will der Frau neues Leben schenken, Lebendigkeit…

1: … dass sie neue Lebenskraft in sich spürt…

2: … dass sie aufleben und wachsen kann… dass die Quelle des Lebens wieder in ihr sprudelt…

1: Das ist ja genau, was wir hier machen! Dass wir Jesus und einander begegnen und neue Lebenskraft spüren… 

2: „Aufleben und wachsen“… wenn ich mir die Gießkannen so anschau, dann sollten wir vielleicht vom „Aufblühen“ sprechen!

1: Das Wiesenfest hat doch ein ähnliches Anliegen: Menschen kommen zusammen, tauschen sich aus und feiern. Vor allem die Jahrgänge haben sich viel zu erzählen, was in den vergangenen Jahren „gewachsen“ ist.

2: Viele schöpfen Lebendigkeit aus der Erinnerung an vergangene Zeiten; Erfahrungen werden ausgetauscht und neue lebendige Erinnerungen werden gepflanzt durch die gemeinsame Zeit auf und rund um das Wiesenfest.

1: Diese Zeit darf man auch mal feuchtfröhlich begießen!

2: Manches „verdorrte Gewächs“ blüht auf…

1: … und das Mauerblümchen von früher erstrahlt wie eine Rose!

2: Ja ja! Und manches Stiefmütterchen bleibt für immer ein Stiefmütterchen! ;-)

1: Und mancher Kaktus bleibt ein Kaktus. Dem hilft auch keine Erfrischung, der bleibt kratzig!

2: Noch mal zurück zu diesen Gießkannen da oben? Wer soll denn da rankommen und gießen und vor allem was?

1: Diese bunten Gießkannen sind ein Zeichen dafür, dass Gott auf seine Weise für uns sorgt: für Lebendigkeit und Leben. Wir sind keine „begossenen Pudel“, sondern beschenkt mit seiner Gnade.

2: Wir können diese Gnade aufsaugen wie ein „trockener Boden“ – das, was uns geschenkt ist und was wir zum Leben brauchen: Liebe, Geborgenheit, Freundschaft, Respekt und …

1: … Wohlwollen, Hilfe, Unterstützung und Solidarität, Frieden und Zufriedenheit …

2: Wenn wir davon erfüllt sind, dann können wir wachsen im Leben und im Glauben. Und dann sind wir selbst vielleicht „Gottes Gießkannen“, damit wir das, was wir an Leben und Lebendigkeit empfangen haben, weitergeben…

1: Aber nicht alles! Sondern vom Überfluss: Wir dürfen wie eine Gießkanne oder eine Schale sein, die sich von Gottes Gnade füllen und erfüllen lässt und dann auch weiterschenkt.

2: Also quasi sollen wir kein Wasserrohr oder kein Schlauch sein. Denn der gibt alles sofort wieder ab, ohne selbst davon einen „Nutzen“ zu haben.

1: So ist es. Es tut gut, die Fülle zu spüren und auszukosten und neue Frische zu speichern, in den eigenen Reserven.

2: Gottesdienst und Wiesenfest sind nötig, um „aufzutanken“, um Lebendigkeit und Wachstum zu spüren und dann auch davon anderen was abzugeben.

1: Also: kein Gießverbot!

2: Oder um es mit Ps 23 zu sagen: „Du schenkst mir voll ein“ (Ps 23,5). Das wünschen wir uns von Gott für unser Leben:

1: Leben in Fülle aus seiner Gnade – und im Idealfall auch beim Wiesenfest von den Festwirten: Du schenkst mir voll ein.

2: Einmal oder zweimal, das reicht aus.

1 & 2: Prost! Und: Amen.