Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,
liebe Freunde und Bekannte,
liebe E-Gemeinde,
sehend werden – darum geht es heute.
Für die kommende Woche ein Lied aus dem Gotteslob zum Mitsingen (GL 489).
Für den Impuls anbei die Schrifttexte zum heutigen Sonntag sowie des Misereor-Fastentuch:
Das Misereor-Hungertuch 2023 „Was ist uns heilig?“ von Emeka Udemba © Misereor
Ihnen und Euch einen guten Start in die neue Woche – offene Augen, Ohren und Herzen - für die „Zeichen der Zeit“ und Zeit für Gott im Gebet, Meditation und Stille.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter G. Jung
Stellvertreter des Leitenden Pfarrers
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land
zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
PREDIGT 4. Fasten-Sonntag; LJ A
Eph 5,8-14 + Joh 9,1.6-9.13-17.34-38 (Kurzfassung)
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Der Mensch nimmt seine Umwelt zum großen Teil sehend wahr: Ohne Licht sehen wir schwarz; ohne Licht kein Schatten, kein „räumliches Sehen“ – der Schatten und die Farbschattierungen, die sich durch Brechen der Lichtstrahlen an einem Gegenstand ergeben, und die man sehen kann – lassen Licht sichtbar werden; auch Entfernungen werden abschätzbar.
Die Lesung aus dem Brief an die Epheser nimmt diese Licht-Finsternis-Metaphorik auf (vgl. Eph 5,8-14): die frühere Übersetzung lautete: „Eins wart ihr in der Finsternis“ – jetzt heißt es: „Einst wart ihr Finsternis“ (Eph 5,8), ihr habt nicht nur „Schwarz gesehen“, sondern in ward selbst dieses „schwarze Loch“ ohne jegliche Hoffnung. Jesus Christus hat Licht in das Leben der damaligen Menschen gebracht. Er hat nicht die Zeiten geändert, sondern den Blick auf die Umstände, um die „Zeichen der Zeit“ zu sehen. „Lebt als Kinder des Lichtes“ (Eph 5,8) ermutigt Paulus die Gemeinde damals und uns heute und auch die vielen „Schwarzseher“. Bringt die Schattenseiten des Lebens ans Licht, macht darauf aufmerksam und versucht zu ändern, was zu ändern ist – Jesus „Christus wird dein Licht sein“ (Eph 5,14).
Oft sind wir blind, obwohl wir sehen können. Das ist die Blindheit meines Lebens: Ich sehe oft nur oberflächlich auf Dinge und Ereignisse; oft sehe ich auch nur das, was ich sehen will; oft habe ich eine verengte Sicht – dann sehe ich kein Licht, am Ende des Tunnels, weil ich dem Leben nicht mehr trauen kann, weil ich keine Hoffnung mehr in mir spüre, weil ich keinen Glauben an das Licht mehr habe. Dann sitze ich oft „im Dunkeln“, weil mein Herz von Dunkelheit umgeben ist, weil es in mir stockdunkel ist.
Wie dem blinden Menschen im heutigen Evangelium, will Jesus auch mich von der Blindheit meines Lebens heilen, will mein Leben hell machen, dass ich mich, die Lebensumstände und die Welt annehmen kann und die Farben wahrnehme – Lebensfarben. Nicht verklärt oder verfälscht durch eine rosarote Brille, dass schon alles gut ist oder irgendwie gut werden wird – sondern hoffnungsvoll und ermutigend, dass ich dieses Licht wahrnehmen und für wahr nehmen, ja annehmen kann, dass ich (wie der jetzt Sehende im Evangelium) an Jesus Christus glauben kann (vgl. Joh 9,36-38), der Licht und Farbe in mein trübes Leben bringen will.
Offen sein für die „Zeichen der Zeit“ – sehen, worauf es für uns als Christinnen und Christen ankommt: auf den Glauben an Jesus Christus – ein gemeinsamer Weg, auf dem mich viele Menschen begleitet haben: Eltern, Freunde, Gemeindemitglieder, Vorbilder… jede und jeder kennt Menschen, die einen auf die Spur des Glaubens gebraucht haben, wo Jesus Christus als Licht durch sie hindurch Kraft und Orientierung gegeben hat.
Offen sein für die „Zeichen der Zeit“ – sehen, worauf es für uns als Menschen, ja als Menschheit ankommt: die Lebensgrundlage zu bewahren auch für nachfolgende Generationen, damit auch sie die Chance haben zu leben, zu sehen und zu staunen – und in diesem Staunen und Schauen auch Gottes Schöpfung und Gottes Spur im Leben entdecken können.
Diese Sehnsucht nach der „heilen Welt“ soll keine Utopie bleiben, sondern Wirklichkeit werden. Das kann sie, wenn wir nicht „schwarz sehen“, sondern Farbe bekennen: Das Gesicht der Erde erneuern und das Klima retten, damit Leben auf der Erde möglich ist und bleibt. Das wird einiges kosten – sicher auch mehr, als wenn wir schon vor Jahrzehnten damit angefangen hätten – wenn wir aber nichts tun, kostet es uns und der ganzen Menschheit das Leben. Die Erde wird bleiben, aber ob der Mensch auf Dauer auf ihr leben, ja überleben kann, ist fraglich – wir haben es in der Hand. Unsere Erde ist nicht der „Spielball“ der Menschen oder verschiedener Interessen, sondern erhaltenswerter Lebensraum für alle Menschen – nicht nur für die, in meinem nahen Umfeld, sondern auch für die in der Ferne und sogar für die, die ich gar nicht im Blick habe – eine Weitung meines Blicks über den eigenen Tellerrand hinaus.
Heil und Heilung für die großen Verletzungen der Erde und die vielen kleinen Wunden vor Ort, die nach Heilung schreien – da muss sich jede und jeder an die eigene Nase packen, wo er die Erde und den Schöpfungsauftrag (vgl. Gen 1,28) verletzt hat. Der Künstler des Hungertuches, Emeka Udemba, tapt und verbindet mit vielen bunten „Pflastern“ die Risse, Verwundungen und Verletzungen der Erde. Es ist keine Schönfärberei, es sind keine billigen „Trostpflästerchen“ a la greenwashing oder CO2-Ausgleich, sondern eine große Hoffnungsvision, dass die Welt noch zu retten ist – die bunten Farbakzente sind Leuchtspuren Gottes, wo wir hinsehen und wo wir handeln können und müssen.
Packen wir es an! Gemeinsam! Jetzt! AMEN.