Endlich

Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,

liebe Freunde und Bekannte,

liebe E-Gemeinde,

 

die letzten Wochen haben wir nichts voneinander gehört…

… ich habe mich nach dem Aschermittwoch über den Ersten Fastensonntag für Stille Tage in ein Kloster zurückgezogen – ein guter Start in die Fastenzeit, die Vorbereitungszeit auf Ostern, mit Gebet und Besinnung

… zudem war am letzten Wochenende durch unvorhergesehene Notfallseelsorge die für diese Mail vorgesehene Zeit aufgezehrt, dass ich entschieden habe einen Doppelimpuls für die kommenden Tage zu senden.

 

Die Impulse/Predigten basieren auf den Schrifttexten des jeweiligen Sonntags und Gedanken zum aktuellen Misereor-Fastentuch (vgl. Bild)

 

Zwei Lied-LINKs sollen auf die Schrifttexte (LINK 1)

und auf das Fastentuch (LINK 2) Einstimmen und Mitsingen:

Das Misereor-Hungertuch 2023 „Was ist uns heilig?“ von Emeka Udemba © Misereor

Ihnen/Euch eine gesegnete und besinnliche Fastenzeit – und Zeit der Umkehr zum Leben und zu dem, was Leben und Glauben auch in Zukunft ermöglicht.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Dieter G. Jung

Stellvertreter des Leitenden Pfarrers

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land

zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

 

 PREDIGT 2. Fastensonntag; LJ A (2023 SB; OK; Reh) 

Gen 12,1-4a + Mt 17,1-9

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche! 

Sich auf den Weg machen, beginnt mit dem ersten Schritt, ja, früher noch, mit dem Abwägen, ob es sich lohnt aufzubrechen: Wie ist das Wetter? Habe ich die richtige Ausrüstung und ausreichend Kraft? Lohnt das Ziel die Mühe? 

Abram wird von Gott aufgefordert aufzubrechen (vgl. Gen 12,1-4a). Die Hei-mat Ur in Chaldäa soll er verlassen; ebenso seine Verwandten und Freunde. Das Ziel, die neue Heimat, ist ein unbekanntes Land; der Weg dorthin ist unklar; ebenso wie lange die Reise dauert. Gott will den Weg dahin zeigen. Ob ich da freiwillig aufgebrochen wäre? Ob ich Gott vertraut hätte? 

Das einzige, was Gott mitgibt, ist sein Segen und die Zusage, dass alles gut werden wird. Abram, der im hohen Alter noch keine Kinder hat, soll Stamm-vater eines großen Volkes werden. Eigentlich unwahrscheinlich, ja unglaub-lich. Lass Gott nur reden… Kann ich Gott glauben und ihm und seiner Ver-heißung trauen? Ob ich mit dieser wagen Verheißung aufgebrochen wäre? 

Unter der Führung Jesu erklimmen Petrus, Jakobus und Johannes einen „hohen Berg“ (Mt 17,1). Sicher ein anstrengender Weg und kein Spaziergang – nicht nur körperlich, sondern auch psychisch: Jesus hatte den Jüngern an-gekündigt, dass er nach Jerusalem gehen und dort leiden, sterben und auf-erweckt werde – Petrus will das das nicht geschieht (vgl. Mt 16,21-23); Petrus will Jesus nicht verlieren; er will nicht, dass Jesus stirb. Diese düsteren Ge-danken gehen mit, als sie mit Jesus auf den Berg gehen – ähnlich wie wir un-sere Gedanken nicht abstellen können, wenn wir zum Gottesdienst kommen. „Sechs Tage“ nach dieser Leidensankündigung (Mt 17,1), am siebten Tag (!) – die zurechtgeschnittene Lesung verschweigt dieses wichtige Detail – der Lichtblick: Die Jünger sehen nicht mehr Schwarz, sondern Jesus in einem anderen, in strahlendem Licht: Jesus leuchtet „wie die Sonne“ (Mt 17,2) – ei-ne österliche Zukunftsvision auf die Zeit nach Leiden, Kreuz und Tod. Trotzdem ist da zunächst Furcht, weil durch die Wolke wieder ein Schatten auf die Jünger fällt und auch Ehrfurcht vor Gottes Stimme. Die Jünger wer-fen sich mit dem Gesicht zu Boden und fürchten sich sehr (vgl. Mt 17,6). 

Was bringen wir mit an „seelischem Gepäck“? Was versetzt uns in Angst uns Schrecken? Der Krieg vor Europas Haustür, der über ein Jahr lang an-dauert und dessen Ausgang ungewiss ist? Ein drohender Atomkrieg? Immer mehr Geflüchtete, die aufbrechen, um bei uns eine neue Heimat zu finden? Die zerrissene Welt, auf die das MISEREOR-Fastentuch hinweist? 

Der Künstler Emeka Udemba, gebürtig aus Nigeria, zeigt diese zerrissene Welt – und auch, dass verschiedene Krisen miteinander verklebt sind: Der Künstler hat aus Zeitungen herausgerissene Schnipsel zu einer Collage ver-arbeitet und mit Farbe übermalt. Es bleiben Fragen: Wieviel Platz hat die Erde? Wieviel Platz braucht der Mensch? Wo ist Leben lebenswert? Warum gibt es so viele, die ihre Heimat verlassen (müssen)? Was ist ihr Lichtblick? 

Der Hintergrund des Fastentuches ist in ROT gehalten – eine gefährliche Atmosphäre für die Erde: Es ist das Blut-Rot der Kriege, das auch auf der Erdkugel zu sehen ist. Es ist das Feuer-Rot von Rodung und Abbrennen des Regenwaldes, der „grünen Lunge“ der Erde. Ein alarm-rotes Warnsignal für uns: Es ist nicht fünf, sondern schon zwei vor Zwölf, wenn wir die Erde noch retten wollen… Wo ist der Lichtblick, der Silberstreif am Horizont? 

Was tun? Wir könnten ähnlich wie Petrus es wollte, „drei Hütten bauen“ (Mt 17,4), um an den „guten alten Zeiten“ festzuhalten oder eingehaust in den Hütten auf einen Lichtblick „eine gute, helle und freundliche, ja le-benswerte Zukunft“ zu warten. Wir könnten auch wie die Jünger den Kopf angstvoll in den Sand stecken, um das alles nicht sehen zu müssen oder wahrhaben zu wollen; oder den Blick resigniert und kopfschüttelnd zu Boden richten: Da ist nichts mehr zu machen, nichts mehr zu retten. 

Hören wir das Wort Gottes an die drei Jünger, denn es gilt auch uns: „Dieser [im Licht Verklärte] ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohl-gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören“ (Mt 17,5). Jesus Christus, der hineinstrahlt in die Sorgen und Nöte unseres Alltags und unserer Welt, ja der „das Licht der Welt“ (Joh 8,12) ist, ER sagt uns heute den ent-scheidenden Satz: „Steht auf und fürchtet euch nicht!“ (Mt 17,7). 

Nicht hoffnungslos sitzenbleiben und verzagt abwarten, sondern beherzt aufstehen, aufbrechen und furchtlos handeln und mutig glauben – mitten im Alltag, dazu ermutigt Jesus: „Steht auf und fürchtet euch nicht!“ (Mt 17,7). Handeln im Hier und Jetzt, sich gegen die Klimakrise stemmen, um zu ret-ten, was noch zu retten ist – und glauben im Hier und Jetzt, an Jesus Chris-tus, den leidenden und gekreuzigten Auferstandenen, und an die Auferste-hung, die auch uns als gute Zukunft verheißen ist. Auf diesem, unseren Le-bens- und Glaubensweg sind wir nicht allein – wir gehen gemeinsam. Wie Abram, der mit Gottes Segen ging und mit Lot, auch wenn die Leseordnung Abrams Begleiter und dessen Familie weggeschnitten hat (vgl. Gen 12,4a). Je-sus Christus geht mit den Jüngern und mit uns ins „Tal der Alltagssorgen“; ER ist uns „Weg und Wanderstab durchs Kreuz zum Ostermorgen“ (GL 363/3). „Steht auf und fürchtet euch nicht!“ (Mt 17,7): Glaubt und handelt! 

 

 PREDIGT 3. Fastensonntag; LJ A (2023 SB; OK) 

Ex 17,3-7 + Joh 4,5-42 (Langfassung)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche! 

Trockenheit – Ausgedorrt-Sein. Der Durst unserer Erde, des Erdbodens – trotz des Regens und des Niederschlags der letzten Tage ist Wasserknapp-heit: aufgrund der zu trockenen Sommer und zu niederschlagsarmen Winter ist der Grundwasserspiegel dramatisch gesunken – mancherorts über 2 Me-ter – flachwuzelnde Pflanzen und Bäume verdorren; ein Phänomen mit dem Teile Afrikas schon seit Jahrzehnten zu kämpfen hat. Die einst gegra-benen Brunnen führen kein Wasser mehr; sie reichen nicht mehr bis in die wasserführenden Schichten. Wir wollten diese Anzeichen des schleichen-den Klimawandels auf unserer Welt über Jahrzehnte nicht sehen… 

Wasser ist Leben: unser „Blauer Planet“ (vgl. MISEREOR-Fastentuch) besteht zum Großteil aus Wasser: Salzwasser, Süßwasser und Trinkwasser. Doch auch dieses Wasser ist bedroht durch die Vermüllung und Vergiftung der Ozeane; Vielerorts gibt es keinen gesicherten Zugang zu sauberem, trinkba-rem Wasser. Trockenheit – Ausgedorrt-Sein: Die Lebensgrundlage vieler Menschen steht auf dem Spiel: Wasser ist Leben – Wasser ist Überleben; da geht es vielen Menschen nicht anders als dem murrenden Volk Israel in der Wüste: Wasser und das (Über-)Leben sind den Menschen wichtiger als die Freiheit, in die Mose sie mit Gottes Hilfe geführt hatte (vgl. Ex 17,3). 

Trockenheit – Ausgedorrt-Sein: Wasser ist Leben – Wasser des Lebens. Die Frau, die zum Jakobsbrunnen kommt (vgl. Joh 4,5-42), dürstet nach Le-ben – nach der Fülle des Lebens, nach der Füllung mit Leben und nach der Erfüllung im Leben. Das ist der Durst der Samariterin – er hat mehrere Ebenen: tagtäglich der weite Weg zum Brunnen um Wasser zu schöpfen – hin und zurück – flüchtige oder zerbrochene Beziehungen, geschieden oder verwitwet sein, immer wieder eine neue Beziehung beginnen (müssen) und (in der damaligen Zeit) vom Mann abhängig sein – sich immer wieder (vor anderen) rechtfertigen müssen – das erschöpft, zermürbt, trocknet aus. 

Die Frau kommt in der sechsten Stunde zum Brunnen – in der glühenden Mittagshitze. Keine(r) verlässt zu dieser Zeit das Haus um den beschwerli-chen Weg zum Brunnen und zurück zu gehen – Jesus macht eine Mittags-rast, Siesta am Brunnen. Frauen gehen normalerweise in der Kühle des Morgens zum Brunnen – auch um sich zu treffen: der Brunnen als Begeg-nungsort und zum Austausch von Neuigkeiten. Die Samariterin geht mit-tags – sie will niemanden treffen und trifft auf Jesus. Für sie wird der Brun-nen zu einem besonderen Begegnungsort, zu einem Ort des Lebens. 

Die Frau kämpft gegen Dürre und Leere in ihrem Leben an: Sie will Leben. Sie schöpft Wasser gegen die Erschöpfung – und erkennt Gott als Schöpfer des Lebens an. Es ist die Bitte um Wasser – beide bitten, die samaritische Frau und Jesus – ein Dialog, der „Grenzen“ überschreitet: Es galt als un-schicklich, wenn ein wildfremder Mann eine Frau ansprach (vgl. Joh 4,27) – es sei denn, er hatte eindeutige Absichten und die waren weit mehr als nur Wasser… Zudem vermieden Juden das Gespräch mit Samaritern. Trotz-dem lässt sich die Frau in ihrem Durst nach Leben auf dieses unmögliche Gespräch mit dem Fremden ein, das Frage für Frage rasch in die Tiefe geht: 

Der Fremde wird für sie zur sprudelnden Quelle, die Leben und neue Le-bendigkeit schenkt, ja sogar ins ewige Leben fließt (vgl. Joh 4,14). Die Frau erahnt in dem Fremden den Messias, den Christus (vgl. Joh 4,25.29). 

Ein Dialog der Nationen und Religionen auch über so manche Grenze hin-weg, ist möglich: Gott als Schöpfer anzuerkennen, die Schöpfung zu be-wahren und Leben auch für nachfolgende Generationen zu ermöglichen, ist Gabe und Aufgabe Gottes an alle Menschen. Darauf verweisen auch die beiden Händepaare auf dem MISEREOR-Fastentuch, die die fragile und labile Erde (er-)halten. Wir haben es in der Hand: Nicht Ölquellen sind entschei-dend, sondern die Quelle, die sich allen schenkt und dem Leben dient und nicht der Bereicherung Einzelner – für uns Christen ist Jesus Christus diese Quelle des Lebens und der ist für uns der „Retter der Welt“ (Joh 4,42). 

Es braucht Begegnungsorte mit Jesus Christus, weil der Grundwasserspiegel des Glaubens rapide gesunken ist: Glaube und Glaubensinhalte sind bei vie-len vertrocknet, ja über Jahre verdorrt. Wir brauchen das Wasser des Le-bens, das uns Jesus Christus als Quelle des Lebens schenkt. Jesus Christus ist da: Er wartet selbst in der Mittagshitze auf uns, auf die Begegnung mit uns und dass wir uns auf das Gespräch mit IHM einlassen, wie die Samarite-rin. Diese Frau schenkt weiter, was sie selbst erfüllt hat. Sie wird zur Schale, die weitergibt, ohne leer zu werden. Sie kämpft an gegen den Durst und die Dürre in ihrem Leben und gegen das Ausgedorrt-Sein ihrer Mitmenschen. Die Frau wird zur Verkünderin (vgl. Joh 4,28-29.39): von der Wasserträgerin zu Apostelin in einer männerdominierten Welt – eine Wandlung und Öff-nung durch die Begegnung mit Jesus Christus – auch in unserer katholischen Kirche, an diesem Wochenende (vgl. Entscheidung d. Synodalen Weges). AMEN