Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,
liebe Freunde und Bekannte,
liebe E-Gemeinde,
heute gibt es gleich zwei Impulse – schuld daran ist der Sonntag des Wortes Gottes.
In der Weltkirche wird er am 3. Sonntag im Jahreskreis gefeiert – er wurde 2019 von Papst Franziskus eingeführt.
In Deutschland haben wir eine längere Tradition am 4. Sonntag im Jahresreis als ökumenischen Termin für den Bibelsonntag.
Ich habe – auch aufgrund der biblischen Texte der Leseordnung – am 3. Sonntag im Einklang mit der Weltkirche den Bibelsonntag gefeiert; noch dazu wo er mitten in der Gebetswoche um die Einheit der Christen lag – somit wurde auch der ökumenische Aspekt und das gemeinsame Anliegen der Einheit hervorgehoben. Im Rückblick liest sich der Impuls fast schon wie ein Kommentar zu manchen Anfragen, Worten und Gegenreden in unserer Kirche in den letzten Tagen…
Beten wir um Gottes Geist der Türen öffnet und die Einheit bewahrt.
Hier ein Lied-LINK zum Impuls zum 3. Sonntag im JK (mit eingeblendetem Text – vgl. GL 487)
Dass sich Kirche und auch Liturgie verändert, zeigt der zweite Impuls, der zum Impuls zum 4. Sonntag im JK: Wir sind gestärkt durch Jesu Zuspruch einer ausgleichenden Gerechtigkeit und sind aufgefordert an einer gerechteren Welt mitzubauen.
Da im Sonntagsgottesdienst in Oberkotzau auch des Sel. Georg Matulaitis, dem Gründer der Eucharistienerinnen – sie haben in Oberkotzau eine Niederlassung – gedacht wurde, ein zum Impuls des 4. Sonntags passendes Zitat aus seinem geistlichen Tagebuch (Nr. 68):
„Wer anfängt, für Gott und die Kirche gewissenhaft zu arbeiten, dem wird es nie an Schwierigkeiten und sogar nicht an Verfolgung mangeln.
Die Art und Weise, wie die Welt auf uns schaut und wie sie mit uns umgeht, sollte für uns immer das Erkennungszeichen dafür sein, ob wir wirklich Christi Beispiel folgen. Man darf wegen auftretender Schwierigkeiten und Verfolgungen den Mut nicht verlieren,
sondern sollte sich freuen und Gott preisen, dass wir würdig sind, für seinen Namen und die Kirche zu leiden.
[… Wir müssen dann] noch vorsichtiger sein, müssen uns darüber Gedanken machen, ob wir uns nichts zuschulden kommen ließen, und uns darum bemühen, vollkommener zu leben; [wir] dürfen unsere Arbeit dabei nicht vernachlässigen, sondern müssen diese vielmehr noch gewissenhafter tun.“
Ihnen/Euch allen einen guten Start in die neue Woche – und viel Kraft und Hl. Geist für die Vorhaben, die anstehen und/oder die nach Gottes Plan sind.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter G. Jung
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land
zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
Stellvertreter des Leitenden Pfarrers
Predigt 3. So. i. Jahreskreis LJ A (2023 SB; OK; Reh)
1 Kor 1,10-13.17 + Mt 4,12-17 (KF)
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
„Ist denn Christus zerteilt?“ (1 Kor 1,13) Diese provokante Frage steht Jahr für Jahr im Zentrum der Gebetswoche für die Einheit der Christen – und in diesem Jahr am weltweiten Sonntag des Wortes Gottes: „Ist denn Christus zerteilt?“ fragt Paulus in der Lesung. Eine rhetorische Frage, die die Antwort Nein erwarten lässt. Nein, Christus ist nicht zerteilt; es gibt Christus nicht zerstückelt, sondern nur voll und ganz – auch wenn der Glaube an ihn geteilt und mitgeteilt werden kann. Aber diese Christus-Einheit erfährt zugleich eine andere Realität: das Un-Einssein und die Un-Einigkeit der verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen. Die Verbundenheit in Christus bei gleichzeitiger Trennung in einigen Glaubensfragen ist schmerzlich. Die jährliche Gebetswoche zur Einheit der Christen sucht die Gemeinsamkeiten im Glauben durch Gebet und Gottesdienst zu stärken, statt ständig nur auf Trennendes zu schauen. Es gibt vielmehr, das uns als Christen verschiedener Konfessionen verbindet, als uns noch trennt. Dieses Verbindende gilt es gemeinsam zu feiern. Nur im Blick auf Christus kann so Schritt für Schritt der Weg zu Einheit der Christen in Christus gelingen.
„Ist denn Christus zerteilt?“ fragt Paulus die Gemeinde von Korinth in seinem Brief. „Ist denn Christus zerteilt?“ – eine brennende Frage, denn in der Gemeinde von Korinth gibt es Spannungen und sich anfeindende Parteien. Es droht die Spaltung der noch-einen Gemeinde. Wie es dazu kam, deutet Paulus in seinem Mahnschreiben an: Einigen war das Wer wichtiger als das Was. Es gab Leute, die wollten sich profilieren und so an Ansehen und Einfluss gewinnen – und es gab deren Anhängerschaft und Fangemeinde: „Ich halte zu Paulus – ich zu Apollos – ich zu Kephas“ (1 Kor 1,12). Die Person an sich war ihnen wichtiger als das Tun dieser Person, wichtiger die Spendung der Sakramente, wichtiger als die Verkündigung des Evangeliums, wichtiger als gelebte Nächstenliebe, wichtiger als das Kreuz Christi und damit letztlich wichtiger als Jesus Christus selbst, der der eigentlich Handelnde und das Zentrum der Glaubensgemeinschaft und der Gemeinde ist. „Ist denn Christus zerteilt?“ Mit dieser Frage verurteilt Paulus die Spaltpilze der Gemeinde – verurteilt auch den Personenkult und die Profilierungssucht einzelner. Wenn einer der Gemeinde Profil geben soll, dann ist es Jesus Christus. Nur wenn die Gemeinde von Ihm geprägt ist, dann hat sie ein glaubwürdiges Profil, ein Profil, das zur Einheit und Einmütigkeit führt trotz der Vielfalt an Meinungen und Personen (vgl. 1 Kor 1,10).
Paulus weiß: in jeder Gemeinde gibt es viele Stimmen. Wenn dem nicht so wäre, wäre jede Gemeinde im wahrsten Sinn des Wortes monoton – eintönig. Entscheidend ist das Wie der Stimmen: wenn jede Stimme zur Gegenstimme der anderen wird, wird daraus ein Missklang – im Griechischen eine Kakophonie; Sie können sich denken, was das im Deutschen heißt… Es fehlt am Wohlklang, an der Harmonie unterschiedlicher Stimmungen und am Zusammenklang der vielfältigen Stimmen einer Gemeinde. Es fehlt der Gemeinde letztlich die vielstimmige Symphonie der Einheit in Christus – daher fragt Paulus provokativ: „Ist denn Christus zerteilt?“
„Ist denn Christus zerteilt?“ fragt Paulus jede(n) von uns, den Gemeindeleiter, die Hauptamtlichen und alle, die zu unserer Pfarrgemeinde und zum Seelsorgebereich, zur Diözese, zur Kirche in Deutschland und zur weltweiten Christenheit gehören. „Ist denn Christus zerteilt?“ Ich kann da nur für mich sprechen und eine Antwort geben – meine Antwort: Es geht mir nicht um mich und meine Person, sondern um die Sache. Es geht mir nicht darum, Wer, Was, Wann und Wo gesagt oder getan hat, sondern darum, ob in all dem Reden und Tun Jesus Christus durchscheint – was zugegebenermaßen auch mir nicht immer gelingt. Aber genau das ist Nachfolge heute: dass Jesus Christus immer wieder durchscheint; dass wir als Personen die frohe Botschaft leben, ihr aber nicht im Weg stehen. Dafür dürfen wir uns stärken und senden lassen: stärken an den beiden Tischen in der Hl. Messe: am Tisch des Wortes, am Ambo, mit dem Wort Gottes – wir feiern heute den weltweiten Sonntag des Wortes Gottes, den Papst Franziskus 2019 eingeführt hat; und wird dürfen uns stärken lassen am Tisch des Brotes, am Altar, mit dem Leib Christi – jede und jeder der zu diesem Leib Christi Ja und Amen sagen kann. Es kommt auf meine innere Einstellung, auf mein in-Christus-Sein an. Dazu bin ich gesendet: dass Christus durch mich und mein Leben durchscheint.
Amen.
Predigt 4. So. im Jahreskreis LJ A (2023 SB, Reh)
Zef 2,3; 3,12-13 + Mt 5,1-12a
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Jugendliche!
Mit den Worten „Dies Irae – Tag des Zorns“ beginnt die Sequenz, die früher in jeder Totenmesse gesungen wurde. Der Ausdruck „Tag des Zorns“ stammt aus dem Buch des Propheten Zefanja – wir haben es vorhin als Lesung gehört: „Vielleicht bleibt ihr geborgen am Tag des Zorns des Herrn“ (Zef 2,3). Nach dem 2. Vatikanischen Konzil wurde das „Dies Irae – Tag des Zorns“ aus dem Requiem herausgenommen und das aus gutem Grund: Dieses Lied, das so düster vom Zornesgericht am Ende der Welt singt, hatte beim Requiem so viel Gewicht, dass es den Glauben an die Auferstehung und die Hoffnung auf ewiges Leben erdrückt hatte.
Bei Zefanja ist der „Tag des Zornes Gottes“ noch nicht auf ein Weltgericht bezogen. Vielmehr deutet das Prophetenbuch damit eine historische Erfahrung: Durch Korruption, Prunk und Ausbeutung war Jerusalems Oberschicht reich geworden. Das Gesetz Gottes, die Gerechtigkeit, die die Armen schützt, wurde mit Füßen getreten. Die Verehrung des Gottes Israels war vom Kult anderer Götter, die sich besser zur Legitimation der Herrschaft der Reichen eigneten, überlagert worden. Diese Jerusalemer Oberschicht hat dann der Zorn Gottes getroffen, als die Babylonier Jerusalem zerstörten und die Eliten in das Exil nach Babylon verschleppten.
Der „Tag des Zornes Gottes“ ist damit eine frohe Botschaft für die Armen im Land: Er trifft vor allem die reiche Oberschicht, die das Land ausgebeutet hatte. Das „demütigte und arme Volk“ (vgl. Zef 3,12) kann aufatmen. Es lebt jetzt unter der Fremdherrschaft der Babylonier und nicht mehr unter der alten Oberschicht, die so tat als würde sie JHWH verehren – aber sein Gebot der Gerechtigkeit mit Füßen getreten hatte. Wenn ich das „Dies Irae“ so neu lese, klingt es nicht mehr nach einem rachsüchtigen Gott, sondern es spricht von Gott, dem das Schicksal der Armen im Land nicht gleichgültig ist und der Gerechtigkeit schafft.
Die Lesung aus dem Buch Zefanja wird heute gelesen, weil Jesus in der Bergpredigt an diesen Propheten anknüpft. Dass es einen „Tag des Zorns“ geben wird, gehört auch zur Botschaft Jesu (vgl. Röm 2,5; Mt 11,22ff) und klingt im heutigen Evangelium an. Jesus legt aber keinen drohenden Ton in seine Botschaft – sie ist und bleibt Evangelium, Frohbotschaft, und ist keine Drohbotschaft: Acht Seligpreisungen von Menschen, die unter Unterdrückung, sozialer Ausgrenzung, Ungerechtigkeit, Gewalt und Terror leiden und eine abschließende Seligpreisung derer, die wegen ihres christlichen Glaubens leiden müssen: „Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen“ (Mt 5,11) – allen diesen Leidenden gilt die Ermutigung Jesu: Vor den Menschen mögt ihr nichts gelten; aber vor Gott seid ihr groß und selig zu preisen. Diejenigen aber, die von den Menschen gelobt werden, sind häufig die, die ein Land zu Grunde richten. Unter denen, die vor den Menschen nichts gelten, sind dagegen oftmals diejenigen, die das eigentliche „Salz der Erde“ und das „Licht der Welt“ (Mt 5,13-14) sind.
Die meisten Menschen hier in unserer Gemeinde gehören nicht zur lokalen Oberschicht, die sich alles leisten oder erlauben kann, sondern sind vielmehr den Zwängen unserer Zeit unterworfen und ins Machtgefüge eines Dorfes oder eines Städtchens eingebunden. Das allein ist aber noch keine Garantie für ein gelungenes Leben. Genauso wenig oder noch weniger sind Macht und Reichtum die Garantie für Glück, eher im Gegenteil. Wer gewohnt ist zu herrschen und zu besitzen, wird leicht aus Gewohnheit sein Herz verschließen – vor Gott und den Menschen. Nirgendwo preist Jesus die Reichen selig, sondern warnt z.B. den reichen Kornbauern, der immer größere Scheunen bauen will und nicht an seine Mitmenschen denkt, denen er helfen könnte: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast?“ (Lk 12,20). Jesus hat die Armen im Blick, deren Hunger mit dem angehäuften Korn gestillt werden könnte – deshalb reagiert er so zornig und barsch.
Das „Dies Irae“, „der Tag des Zorns“, fordert mich heraus, darüber nachzudenken, was wirklich zählt für mich und für meine Mitmenschen – und darüber, was unselig ist und was ich im wahrsten Sinn des Wortes Not-wendiges tun könnte, damit andere „selig“ werden – und ich auch.
Amen.