Liebe Christinnen und Christen aus dem SSB Hofer Land
und darüber hinaus,
liebe Freunde und Bekannte,
liebe E-Gemeinde,
manchmal verstehe ich die Sprache nicht, die andere Menschen sprechen oder zumindest einzelne Worte davon nicht.
Das fränkische Wort des Jahres „Waafen“ ist mir geläufig – es meint eine Person, die gerne und viel redet, eine Quasselstrippe bzw. ein Geschwätziger – eine(r), der/die mit ihrem „Gewaaf“ kein Ende findet.
Beim Jugendwort des Jahres „Smash“ bzw. „smashen“ hatte ich keine Ahnung, was es bedeutet.
Ich habe es nachgelesen – es bedeutet: „Beziehung suchen bzw. Kontakt aufnehmen“ (… auch mit eindeutig sexuellen Absichten…) oder auch „etwas gut finden“.
Hier ein Lied und der LINK dazu, der verdeutlichen kann, was „smashen“ meint.
So könnte „Smash“ – ganz ohne sexuelle Hintergedanken – auch als Überschrift über dem Evangelium des vergangenen Sonntags stehen,
geht es doch um Kontaktaufnahme, um Blickkontakt und eine heilsame Begegnung…
Hier der LINK zum Evangelientext (Lk 19,1-10)
Der Impuls dazu ist angehängt.
Ich wünsche Ihnen/Euch gute und glückende Beziehungen – und ein gesegnetes Allerheiligenfest und einen zu Herzen gehenden Allerseelentag – eine gute und lebendige Beziehung zu den Heiligen, zur communio sanctorum, und zu Ihren/Euren verstorbenen Angehörigen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter G. Jung
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land
zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
Predigt 31. Sonntag im Jahreskreis; LJ C (2022 OK, SB, Reh)
Weish 11,22-12,1 + Lk 19,1-10
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Die besten Plätze sind noch frei – hier vorne in den ersten Reihen. Hier vorne ist man näher dran am Geschehen, wenn Jesus uns begegnet im Wort Gottes und im Brot des Lebens. Hier vorne versperrt niemand die Sicht. Hier vorne sieht man alles ganz genau, hier bin ich hautnah dabei. Den Kleinen den Vortritt lassen, das ist zwar höflich gedacht, aber rechnen Sie wirklich damit, dass heute mehr Kinder kommen?
Sie könnten also heute sorglos näher nach vorne kommen und näher dran sein. Aber dann müssten Sie von Ihrem gewohnten und angestammten Platz aufstehen, dann müssten Sie sich den Blicken der Menge aussetzen – und sicher wären auch einige fragende und bohrende Blicke dabei. Aus diesen oder anderen Gründen wagen Sie es heute nicht den aufzustehen und bleiben heute an Ihrem angestammten Platz sitzen.
Vielleicht ist es Zachäus ebenso gegangen: er hatte „seinen“ Platz. Die Leute kannten Ihn als Zollpächter, der oftmals zu viel verlangte, der an seiner Zollstelle viele nach Strich und Faden betrog. Er hatte seinen angestammten Platz – nicht in, sondern ganz am Rand der Gesellschaft. Er war Außenseiter. Und das ist auch der Grund, warum er, der Kleine, sich erst gar nicht bemüht, in die erste Reihe zu kommen – die anderen hätten Ihn, den Betrüger und Halsabschneider, nicht vorgelassen – sie lassen Ihn außen vor.
Ausgeschlossen – so wird er Jesus nie begegnen, denken sich die Leute und auch Zachäus. Er weiß, dass er so einfach an seiner Rolle nichts ändern kann. Er steigt auf einen Baum und wahrt so den Abstand und seine Sicht der Dinge. Er will Jesus zwar sehen, aber er will auch einiges verbergen. Er will nicht, dass Jesus ihn genauso sieht wie alle andern, als Außenseiter. Im Geäst der Baumkrone kann er beides: Sehen und doch verborgen bleiben vor bohrenden Blicken und unangenehmenFragen.
Jesus aber reagiert ganz anders, als Zachäus es erwartet hat: Jesus schaut hinauf zu dem im Baum Verborgenen, nicht bohrend-strafend sondern liebevoll-zärtlich. Jesus macht ihm keine Vorwürfe, er nennt Zachäus beim Namen – wie wenn er ihn schon lange und durch und durch kennt – und er lädt sich zu ihm als Gast ein: „Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus bleiben“ (Lk 19,5). Jesus sucht die Nähe des Außenseiters, geht auf ihn zu, schenkt ihm Ansehen und damit all das, was er von der Menge nicht erwarten konnte.
Das Aufsehen Jesu zum im Baum verborgenen Zachäus sorgt für Aufsehen: Das hatten sie nicht erwartet. Jede und jeder hat sich als besserer und geeigneterer Gastgeber Jesu gesehen und in aller Verachtung und Empörung sprechen sie das auch aus: „Er ist bei einem Sünder eingekehrt“ (Lk 19,7). Zachäus dagegen wird von Jesus als „Sohn Abrahams“ (Lk 19,9) angesprochen und damit zum Glaubenden erklärt. In den Augen der Menschenmenge konnte das nur bedeuten: verkehrte Welt.
Welchen Platz nehme ich ein?
Den der anonymen Menschenmenge von „frommen Zeitgenossen“?
Den des Zachäus, der sich und sein Leben im Baum verbirgt?
Den des Zachäus, dem Jesus Ansehen schenkt und bei dem er zu Gast ist?
Den in der Menge, aus dessen Reihen sich gut über andere schimpfen lässt?
Welchen Platz nehme ich ein?
Ich sitze mittendrin in dieser Geschichte – heute. Im Lukasevangelium steht dieses Wort heute an wichtigen Stellen, wo Gott Menschen Ansehen und Heil schenkt. Und dieses heute ist heute das zentrale Wort Jesu: „Ich muss heute in deinem Haus bleiben. […] Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden“ (Lk 19,5.9). Heute sagt Jesus mir dieses Wort zu – mir und dem Zachäus in mir – mir, meiner Lebensgeschichte und den Teilen davon, um die ich weiß, die ich aber gerne verbergen möchte. Aber gerade darin liegt der religiös-zachäische Wesenskern verborgen, den seine Zeitgenossen nicht erkennen, weil er nicht zu sehen ist: Zachäus weiß um sein schuldhaftes Verhalten und sucht die heilsame und rettende Begegnung mit Jesus. Heute geschieht Begegnung mit Jesus Christus, der gekommen ist, „um zu suchen und zu retten, was [in den Augen der Menschen] verloren ist“ (Lk 19,10). Jesus hat sich bei jedem von uns eingeladen. Er nennt mich beim Namen und sagt JA zu mir. Ich darf voll Freude wie Zachäus sprachlos sein, dass Jesus bei mir armen Sünder einkehrt, mich nicht außen vorlässt, sondern meine Nähe sucht – heute. Amen.