Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,
liebe Freunde und Bekannte,
liebe E-Gemeinde,
in der Fastenzeit und zu Ostern habe ich eine Predigtreihe zu den Farben des Regenbogens entworfen: Rot, Orange, Gelb Grün, Blau und Violett –
sowie Schwarz und Weiß als Abwesenheit aller Farben bzw. als Fülle aller Farben.
Ein Farbe fehlt noch, die Farbe Indigo, die sich oft wie ein „dunkler Schatten“ auf unser Leben legt und für das Schwere und Bedrückende steht.
Das Osterlicht, Jesus Christus, durchbricht diese Schatten und macht unsere Finsternis hell.
Ein Liedruf aus Taizé greift diesen Gedanken auf – Sie können gerne mitsingen: GL 815 (Bamberger Eigenteil).
Hier der Lied-LINK dazu.
Die Osterzeit steht im Licht des NEUEN, des LEBENDIGEN, des NEUANFANGS, davon spricht auch die Lesung aus der Offenbarung des Johannes (Offb 21,1-5a):
Ich, Johannes, sah einen neuen Himmel und
eine neue Erde;
denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen,
auch das Meer ist nicht mehr.
Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem,
von Gott her aus dem Himmel herabkommen;
sie war bereit wie eine Braut,
die sich für ihren Mann geschmückt hat.
Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen:
Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen!
Er wird in ihrer Mitte wohnen
und sie werden sein Volk sein;
und er, Gott, wird bei ihnen sein.
Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen:
Der Tod wird nicht mehr sein,
keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal.
Denn was früher war, ist vergangen.
Er, der auf dem Thron saß, sprach:
Seht, ich mache alles neu.
Mein Wochenimpuls greift diesen Text auf.
Viel Freude beim Lesen und Nachdenken.
Ein Lied und ein Halleluja, das diese Gedanken fortführt, sei Ihr Begleiter durch diese österlichen Tage:
Hier der Lied-LINK zum Mitsingen.
Ihnen allen eine gute und lichtreiche zweite Wochenhälfte!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter G. Jung
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
Predigt 5. Sonntag der Osterzeit im LJ C
Offb 21,1-5a + Joh 13,31-33a.34-35
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Seit Ostern gibt es ihn, den Traum in Weiß: Rechtzeitig zum weißen Sonntag sind die Sträucher aufgeblüht – jetzt sind die Apfelblüten dran. Für Pollenallergiker eine Tortur, für Naturliebhaber ein himmlischer Traum in Weiß. Die Apfelblüten und die aufbrechenden Knospen hüllen unsere Region in einen weißen Schleier. Die karge Landschaft hat sich festlich mit frischem Grün geschmückt und wie eine Braut einen zarten Schleier angelegt. Schön sieht sie aus, unsere fränkische Landschaft, wie eine Braut, die zur Hochzeit bereit ist. Das lässt mich erwartungsvoll in die Zukunft blicken auf die Hoch-Zeit, die dem Alltag enthobenen ist – herausgehoben aus allen Sorgen – ein Stück heile Welt. Diese Blütenfülle und das hervorbrechende Grün lassen mich hoffen – trotz aller Bedrohung, sie sind für mich ein hoffnungsvolles Bild des Aufbruchs in eine gute Zukunft. Ich brauche diese Bilder, weil sie mir Kraft geben, Hoffnungskraft, dass es gut weitergeht.
Johannes, der Autor der Offenbarung, schreibt gegen Ende des 1. Jahrhunderts unter dem Eindruck der drohenden Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian seine Sicht der Dinge – die Zeit wirft dunkle Schatten voraus.
Johannes beschreibt die Bedrängnis der jungen Kirche in apokalyptischen Bildern. Trotz aller dunkler Schatten, Schrecken und Zusammenbrüche geht die Welt nicht unter: Als Abschluss seiner Offenbarungsschrift entwirft der Seher Johannes ein ganz anderes Bild: ein Hoffnungsbild, seine Vision vom himmlischen Jerusalem – den Schleier einer Hoch-Zeit. Johannes beschreibt diesen gottgeschenkten Anbruch einer neuen Schöpfung mit dem Bild der Braut, die zur Hochzeit bereit ist: Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat (Offb 21,2).
Hoch-Zeit, die Sehnsucht nach einer neuen Blütezeit – ein hoffnungsvolles Bild, hineingesprochen in die Trostlosigkeit der damaligen Zeit. Diese Zeit am Ende des 1. Jahrhunderts war beherrscht von Tod und von der Klage über und Trauer um die Verstorbenen – Weltkrieg und Weltuntergangsstimmung – die auch über uns hereinbrechen könnten. Johannes aber sieht Licht am Ende dieses Todesschattens; er sieht etwas Neues anbrechen: Einen neuen Himmel und eine neue Erde (Offb 21,1). In Gottes neuer Schöpfung wird es keine Tränen mehr geben. Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. […] Seht, ich mache alles neu (Offb 21,4.5).
Die Mitte der himmlischen Stadt Jerusalem ist Gott selber, der den Menschen nahe kommt: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein (Offb 21,3). Dieser Hoffnungsgrund, das Wohnen Gottes bei den bedrängten Menschen, schenkt Geborgenheit in den Krisenzeiten: in den Kriegsgebieten der Erde, bei Flucht und Vertreibung, in der Einsamkeit und Zerrissenheit von Familien. Jesus Christus, der unter uns gewohnt hat (Joh 1,14), ist der Hoffnungsgrund. In Gottes erlöster Welt wird alles Bedrohliche und Angstmachende, das die Gegenwart bestimmt, nicht mehr sein. Das auf uns zukommende Neue, wird uns Menschen wieder aufbauen und uns Freude am Leben und Christsein schenken, wenn wir es sehen wollen.
Die Vision des Johannes vom himmlischen Jerusalem ist doch nur ein Traum, ein Traum von einer Hoch-Zeit, ein Traum von besseren Zeiten, der sich nie erfüllen wird – so lautet der Vorwurf vieler Menschen. Auch heute werden viele Menschen verfolgt, wegen ihres Glaubens, aber auch von Terminen und vom Stress in der Schule und am Arbeitsplatz. Viele Menschen sind unerlöst und gefangen im Alltag der Sorgen. Sie lassen sich dadurch runterziehen – sie haben verlernt zu träumen und Gott in die Mitte ihrer Träume und Sehnsüchte zu stellen. Sie haben diese Hoch-Zeit nicht mehr im Blick. Doch diese Hoch-Zeit ist Wirklichkeit: Das feiern wir an Ostern, weil wir durch die Auferstehung Jesu Christi teilhaben am neuen Leben der Erlösten. Das feiern wir in jeder Eucharistie, weil Jesus Christus in den Gestalten von Brot und unter uns gegenwärtig wird. Wagen wir zu träumen und lassen wir uns von Gottes erlösender Gegenwart beschenken in dieser österlichen Hoch-Zeit. Amen.