Liebe Freunde und Bekannte,
liebe Christinnen und Christen!
Heue wäre es gut, wenn ich sich für den Sonntags- und Wochenimpuls eine Bibel bereitlegen oder vorab schon im Markus-Evangelium das sechste Kapitel (Mk 6,1-56) lesen würden.
Lassen sie die Texte und verschiedenen Begegnungen auf sich wirken.
Hier meine Gedanken zum Sonntagsevangelium und darüber hinaus:
Abschließend noch ein Lied-LINK zum Anhören, Vertiefen und Mitsingen (GL 421)
Wenn Sie im November 2021 "das fünfte Evangelium", also das Land Israel und wichtige Orte der Bibel kennenlernen möchten, ist hier die Gelegenheit dazu.
Euch und Ihnen allen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche sorgen und kümmern wir uns, um Menschen die in Not sind und unser Ohr, unser Herz oder unsere Fürsorge brauchen
und sorgen und kümmern wir uns auch um uns - gönnen wir uns auch Auszeiten und Orte der Ruhe - begegnen wir dort uns und Gott, der dort schon auf uns wartet.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter G. Jung
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
PREDIGT 16. So im Jahreskreis i. LJ B
Jer 23,1-6 + Mk 6,30-34
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Das Versagen „der Hirten“ – in der Sonntagslesung aus dem Alten Testament wird es thematisiert (vgl. Jer 23,1-2). Viele verbinden mit „diesen Hirten“ gedanklich (Ober-)Hirten in der Kirche, die sich scheinbar nicht oder nur schlecht um „die Herde“ sorgen – mit fortlaufendem Erfolg (bei beiden christlichen Kirchen); die neuen Austrittszahlen sprechen Bände! Auch der Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, der synodale Weg, bei dem „heiße Eisen“ und Sorgen von Christinnen und Christen zur Sprache kommen, konnte diesen Trend bisher nicht stoppen. Die Vergehen von „Hirten“ und „Pastoren“ sowie das Versagen von Oberhirten in Sachen Missbrauch und Finanzskandalen lassen sich nicht einfach abschütteln oder vertuschen, sondern müssen aufgearbeitet werden – nicht nur in der Kirche, sondern in allen gesellschaftlichen und familiären Bereichen – auch da muss aufgedeckt und aufarbeitet werden.
Derzeit treibt die Sorge um die Flutopfer nach den zerstörerischen Wassermassen uns alle und vor allem die Politiker um – eine Gradwanderung zwischen echter Sorge und laufendem Wahlkampf. Fluten und der Umgang damit haben schon Wahlen entschieden – Urlaub oder Gummistiefel – es geht um Glaubwürdigkeit um Fürsorge für die Menschen, um Dasein in ihrer Not, wenn die Lebensgrundlage weggespült und zerstört ist.
„Hirt“ war zurzeit Jesu ein übliche Bezeichnung für politische und religiöse Führer – damals ein Versagen auf ganzer Linie: Statt Hirtensorgen, Leben in einer „anderen Welt“, ein Wegsehen und Nichtkümmern, das den Zusammenhalt der „anvertrauten Herde“, des orientierungslosen Volkes nicht nur gefährdet, sondern zur Zerstreuung, zur Spaltung und zur Trennung führt. Im sehr kurzen Evangelien-Abschnitt Mk 6,30-34 klingt das an: „denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben“ (Mk 6,34). Wenn wir die Verse rund um das Sonntagsevangelium lesen, zeigt sich WER wie seiner Verantwortung als „Hirte“ gerecht wird:1
1 Vgl. hierzu https://www.bibelwerk.de/fileadmin/sonntagslesung/b_jahreskreis.16_e_mk.6.pdf.
- Nach der Aussendung der Jünger durch Jesus (vgl. Evangelium des vergange-nen Sonntags Mk 6,7-13) folgt ein Schwenk: es wird aus der „Zentrale der Macht“, aus dem Königspalast, berichtet (Mk 6,14-29): König Herodes feiert – ausgiebig – ausgelassen – hemmungslos. Der Tanz der Herodias bringt ihn um den Verstand und kostet Johannes den Täufer den Kopf.
- Das Volk kam und ging: die Jünger „fanden nicht einmal Zeit zum Es-sen“ (Mk 6,31), soviel war los. Eine andere Übersetzungsmöglichkeit benennt deutlich eine Notlage: die Leute kamen und gingen; „es war keine Zeit zum Essen“, weil es nichts oder nur zu wenig zu Essen gab – Hungersnot – König Herodes aber macht Party und kümmert sich nicht.
- Jesus dagegen kümmert sich: Er lädt die Jünger ein, mit ihm an einen einsamen Ort zu kommen, um auszuruhen von der Last der Arbeit, um neue Kraft zu tanken für ihr Ausgesendet-Sein (Mk 6,31). Und Jesus kümmert sich um die Menschen, die ihnen vorauseilen: „Er lehrt sie lan-ge“ (Mk 6,34). Er stillt mit seinen Worten – auch wenn keines davon über-liefert ist – ihre Sehnsucht und ihren Seelenhunger nach Anerkennung und menschenwürdigem Leben; wenige Verse später stillt Jesus ihren konkreten Hunger und füllt die knurrenden Mägen durch das Wunder der Brotvermehrung – die Speisung der Fünftausend (vgl. Mk 6,35-44).
Darum geht es auch heute: Statt schlechter Führung soll jede und jeder der übertragenen Leitungsverantwortung gerecht werden – alles andere ist letztlich toxisch, ja tödlich für die Beziehung zum Einzelnen, für ei-ne (Glaubens-)Gemeinschaft und letztlich auch für den oder die Hirten selbst. Was wir brauchen sind Menschen, die sich kümmern – nicht un-bedingt um Strukturen, sondern um den/die konkreten Menschen!
Dasein, Nöte sehen und Sorgen hören, reden und Orientierung geben, helfen, wo es möglich ist – darauf kommt es an, wenn wir als Christinnen und Christen leben wollen. Es braucht Begegnungsorte – und auch das Wissen wo ich andere Menschen treffen kann und will – und das ist z.B. bei Jugendlichen nicht unbedingt die Kirche. Und es braucht geschützte Räume, wo man(n) und frau offen sein und reden kann.
Auch ich versage bisweilen in meinem Dienst: ich kann wie die Jünger nicht alles schaffen – muss ich auch nicht. Es braucht Zeiten und Orte der Ruhe – dazu lädt Jesus ein – und das gehört zu einem verantwortlichen Lebensstil und zur Leitungsverantwortung dazu. Wenn jeder der eigenen Verantwortung gerecht wird (vgl. Jer 23,6) und das Menschenmögliche tut, kann im Zusammenwirken und im zusammen Wirken viel Gutes geschehen; und auch der Herr wir sogen – auf seine Weise. AMEN.