Wochenimpuls

Liebe Freunde und Bekannte,

liebe Christinnen und Christen,

 

heute zu Beginn ein bekannter Song von SILBERMOND, "Leichtes Gepäck" - hier der Lied-Link dazu zum Anhören, Mitlesen und Mitsingen.

 

Ein Song, der allein schon zum Nachdenken anregt - wie viel mehr noch, wenn wir ihn mit dem Evangeliums des Sonntags (Mk 6,7-13) in Verbindung bringen:

 

In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen.

Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister und er gebot ihnen,

außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen,

kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.

 

Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst!

Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will,

dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis.

 

Und sie zogen aus und verkündeten die Umkehr.

Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.

 

Hier nun meine Gedanken zu diesem Evangelium als Impuls für die neue Woche und den je eigenen Lebensweg:

Ihnen/Euch gute Wege durch die neue Woche - hoffentlich mit leichtem Gepäck!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Dieter G. Jung

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

PREDIGT 15. Sonntag im Jahreskreis; LJ B

Am 7,12-15 + Mk 6,7-13

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche! 

 

Ich packe meinen Koffer und nehme mit …: eine lange Hose, meinen Lieblingspulli, Sonnencreme und ein gutes Buch. Ich packe meinen Koffer und nehme mit …: eine lange Hose, meinen Lieblingspulli, Sonnencreme, ein gutes Buch und … – ich kenne dieses Spiel zum Gedächtnistraining aus Zeiten, in denen es noch kein Sudoku gab. Ich packe meinen Koffer und nehme mit – bei jeder Runde wird ein neuer Gegenstand gedanklich in einen Reisekoffer gelegt. Bei jeder Wiederholung gilt es, keinen Gegenstand für diese Fantasiereise zu vergessen. 

 

Ich packe meinen Koffer und nehme mit – bald beginnen die Ferien. Viele haben aufgrund niedriger Inzidenzwerte Reisepläne geschmiedet. Überlegungen, was in den Urlaub mitgenommen werden soll, laufen: Checklisten werden erstellt, damit nichts vergessen wird; Besorgungen werden gemacht. 

 

Ich packe meinen Koffer und nehme mit …: in diesem Jahr ist „mein Koffer“ wieder mein Rucksack: im August mache ich Urlaub in den Bergen, da brauche ich nicht viel mitzunehmen – außer mein Stundenbuch, die kleine Taschenbibel und ein zwei Bücher, wenn das Wetter doch nicht so schön ist wie erhofft. Mein Rucksack hat nur begrenzt Platz. Ich muss sorgfältig überlegen, was ich wirklich brauche: zwei Wanderhosen, zwei Hemden, zwei T-Shirts, eine Regenjacke und ein wärmendes Flies; einen Sonnenhut, zwei paar Wandersocken, Unterwäsche, eingelaufene Wanderschuhe, Wanderstöcke… – … und dann das heutige Evangelium von der Aussendung der Jünger. Es macht mich nachdenklich: „Jesus gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen“ (Mk 6, 8-9). 

In den parallelen Überlieferungen bei den Evangelisten Matthäus und Lukas ist die Gepäckliste sogar noch spartanischer: barfuß sollen sich die Jünger auf den Weg machen. Auch der Wanderstab als hilfreiche Stütze und zur Verteidigung gegen wilde Tiere soll daheim bleiben. 

 

Ich frage mich: wie kann man so ausgerüstet von Ort zu Ort unterwegs sein, um das Wort Gottes zu verkünden, Kranke zu salben und zu heilen? Ist Jesus da nicht naiv und realitätsfremd? Braucht es nicht gerade deshalb eine gute und qualitativ hochwertige Ausrüstung, damit sich die Jünger unbesorgt ihren eigentlichen Aufgaben widmen können? 

Aber gerade darum geht es Jesus: Die Jünger sind von ihm mit dem Nötigsten ausgerüstet; sie haben von Jesus das Wesentliche gelernt – und dieses Wesentliche ist eben nicht das Materielle. So ausgestattet sollen sie sich paarweise auf den Weg machen, um sich zu stützen und zu unterstützen – der Sorge Gottes und dem Wohlwollen der Menschen ausgesetzt. Die Offenheit und Empfänglichkeit der Menschen sind Voraussetzung, damit die Jünger ankommen und damit die Menschen von Gott heilend berührt werden können: Gastfreundschaft für Gott, offene Türen und Herzen für ihn. 

Nur im Raum gelebter Gastfreundschaft und bedingungsloser Offenheit kann das durch die Jünger vermittelte Heilswirken Gottes geschehen – körperlich und seelisch. Diese heilsame Gastfreundschaft lässt sich nicht erzwingen: Dort wo die Jünger nicht willkommen sind, sollen sie weggehen und den Staub von ihren Füßen schütteln (vgl. Mk 6, 11) – „macht doch euern Dreck doch alleine“, so könnte man diese Geste ins Heute übersetzen. Die Jünger sind Gast auf Zeit. Sie nisten sich nicht dauerhaft ein. Es sind Menschen, die im Aufbruch leben. So bleiben sie offen für neue Begegnungen, flexibel in ihrem Tun und dynamisch auf dem Weg. 

 

Ich packe meinen Rucksack und nehme mit …: meine Wanderausrüstung, das Nötigste fürs Bergwandern und Lektüre für mein geistig-geistliches Unterwegssein. Ich packe meinen Rucksack und nehme mit …: dieses Evangelium für mein Leben. Von der Gepäckliste der Jünger kann ich lernen, dass weniger oft mehr ist. Weniger ist mehr: Wenn ich mich in meinem Leben nur mit den wirklich wichtigen Dingen belaste, dann behalte ich mir eine gewisse Unbeschwertheit im Leben, dann bleibe ich offen für neue Begegnungen und für Unerwartetes im Leben. Ich kann – wenn nötig – neue Wege einschlagen und Aufbrüche wagen, ohne allzu schweren Ballast. Ich kann lernen und einüben, dass Gastfreundschaft wichtig und heilsam ist – Gastfreundschaft, die offen ist für meine Mitmenschen und Gastfreundschaft, die offen ist für Gott, wie wir es vor dem Kommunionempfang aussprechen: Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.

AMEN