Liebe Freunde und Bekannte,
liebe Christinnen und Christen,
Wunder geschehn... - ein Popsong von Nena als Einstimmung zum Sonntags- und Wochenimpuls.
Im Evangelium des 13. Sonntags im Jahreskreis B sind zwei Lebensgeschichten, Lebensschicksale und Wunder miteinander verwoben.
Wunder geschehn - auch in ihrem Leben: schauen Sie doch mal genau hin...
Wunder geschehn - auch in ihrem Leben. Laden Sie IHN ein:Jesus berühre mich.
Bleiben Sie von Jesus berührt und schenken Sie Nähe und Liebe weiter!
Ihnen/Euch einen guten und gesegneten Start in die neue "berührende " Woche!
Ihr/Euer Dieter G. Jung
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
PREDIGT 13. Sonntag i. JK; LJ B
Weis 1,13-15; 2,23-24 + Mk 5,21-43
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Zwölf Jahre
Zwölf Jahre – lange her, dass ich so alt war. Ich denke nach, wie das damals war, als ich zwölf war… Zeit zum Nachdenken
Ich war damals in der sechsten Klasse – war auf dem Gymnasium und tat mich unendlich schwer, v.a. mit den Fremdsprachen. Zeit zum Spielen am Bach blieb kaum noch, der Ernst des Lebens hatte begonnen. Mein Bruder war in diesem Jahr in die Schule gekommen ein zweiter Schreibtisch musste her, damit jeder in Ruhe arbeiten konnte.
Zwölf Jahre
Zwölf Jahre – eine lange Zeit. Ich denke nach, was in den letzten zwölf Jahren … und darüber hinaus … alles passiert ist … Zeit zum Nachdenken
Bis 2003 hatte ich drei Jahre als Brückenbauingenieur gearbeitet und mein erstes Geld verdient. Im Jahr 2003 habe ich mich durchgerungen, Theologie zu studieren – ich habe es nie bereut. In den letzten 12 Jahren war ich mehrere Monate in Afrika im Senegal und für zwei Jahre im Pastoralpraktikum im Frankenwald – Zeiten, die mich und meinen Glauben geprägt haben. Ich bin fast auf den Tag genau seit zehn Jahren Priester; war zwei Jahre Kaplan in Ebermannstadt und vier Jahre persönlicher Referent des Erzbischofs und habe rund um Scheßlitz in Seelsorge und mitgeholfen und Gottesdienste gefeiert – seit fast vier Jahren bin ich hier in Hochfranken. Es ist viel passiert in den letzten 12 Jahren meines Lebens.
Zwölf Jahre – ein Detail, das zwei Personen des heutigen Evangeliums verbindet, das todkranke Mädchen und die langzeitkranke Frau.
Zwölf Jahre ist sie alt, die Tochter des Jaïrus. Sie steht an der Schwelle des Erwachsenwerdens – voller Hoffnungen und voller Träume. Sie hat mit ihren zwölf Jahren nach den Vorstellungen der damaligen Gesellschaft das heiratsfähige Alter erreicht. Das Leben liegt eigentlich noch vor ihr: ein Mann, Familie, eigenen Kinder, doch sie ringt mit dem Tod.
Zwölf Jahre lang Krankheit – eine lange Zeit, in der die Hoffnung auf Heilung Tag für Tag ein wenig mehr stirbt. Zwölf lange Jahre von Arzt zu Arzt gerannt. Das ganze Ersparte dafür ausgegeben – in der Hoffnung doch endlich wieder gesund zu werden. Keiner konnte ihr helfen. Alles vergebens, ohne Lebenskraft, völlig ausgeblutet, den Tod vor Augen.
Beide, Jung und Alt, erhoffen sich durch die Berührung Heilung. Das Lebensschicksal des Mädchens berührt Jesus. Er geht mit dem bittenden Jaïrus zu dessen Haus. Sie müssen sich durch die Menschenmenge hindurch kämpfen – Berührungen bleiben da nicht aus. Die kranke Frau nutzt die Verborgenheit in diesem Gedränge und greift nach dem Gewand Jesu wie nach einem rettenden Strohhalm, weil sie sich davon Heilung erhofft. Doch nicht ihr zupackendes Wesen rettet sie, sondern die persönliche Begegnung mit Jesus, der sich ihr zuwendet und ihren tiefen Glauben erkennt.
Mitten in dieses Heilwerden bricht die Nachricht vom Tod der Tochter des Jaïrus. Was mag Jaïrus wohl gedacht haben, als Jesus sich von der kranken Frau berühren und hat aufhalten lassen? Schließlich ging es doch um Leben und Tod seiner Tochter – die Zeit drängte, jetzt ist es zu spät.
Jesus ist angesichts der Todesnachricht völlig unbeeindruckt und fordert heraus: Er verlangt von Jaïrus angesichts seiner toten Tochter einen Glau-ben, der den Tod überwindet: „Fürchte dich nicht! Glaube nur!“ (Mk 5,36). Ob ich das könnte: Angesichts des Todes an das Leben glauben? „Talíta kum! – Mädchen steh auf! Steh auf zum Leben“ (vgl. Mk 5,41).
Gottesbegegnung macht heil – Gott begegnet mir. Er macht sich auf den Weg zur mir, wie zur Tochter des Jaïrus. Manchmal braucht Gott länger, weil sich eben nicht alles um mich dreht; weil es noch zig andere Menschen gibt, die auf eine heilsame Begegnung warten. Aber das ist meine Hoffnung, mein Glaube: Er kommt mir entgegen und will, dass ich lebe.
Gottesbegegnung macht heil – nur in den seltensten Fällen geschieht dabei ein Wunder. Ich kann Gott nicht zum Eingreifen zwingen. Aber ich kann ihm begegnen; ich kann ihm entgegengehen; ich kann ihm mein Leid klagen wie Jaïrus. Die Begegnung mit Jesus berührt. Die Begegnung verändert mich. Sie lässt mich durchhalten auch in Jahren des am eigenen Körper erlebten Leids oder des Leids, das ich in meiner Familie oder im Bekanntenkreis erfahre. Ich kann aus der Begegnung mit Jesus gestärkt hervorgehen, neue Lebenskraft erhalten: das ist das Wunder.
Gottesbegegnung macht heil – oft begegnet mir Gott im Mitmenschen, der mir unerkannt zur Seite steht. Es mir tut gut, dass mir einer zuhört, dass eine mit mir geht ins Haus meiner Sorge, dass mich einer unterstützt – oft ist schon das ein Wunder in unserer Gesellschaft. AMEN.