Liebe Christinnen und Christen,
liebe Freunde und Bekannte,
ab morgen, Montag 07. Juni, darf in den Gottesdiensten wieder gesungen werden - mit Abstand und FFP2-Maske zwar, aber immerhin.
Zum Einüben des Singen habe ich ein zum Sonntagsevangelium passendes Lied ausgewählt.
Hier der LINK zum Mitsingen und Einstimmen.
Das Sonntagsevangelium, auf das sich die Sonntagspredigt und der Wochenimpuls bezieht, findet sich im Markus-Evangelium Kapitel 3 Verse 20-35:
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In jener Zeit ging Jesus in ein Haus und wieder kamen so viele Menschen zusammen,
dass er und die Jünger nicht einmal mehr essen konnten.
Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg,
um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen.
Die Schriftgelehrten, die von Jerusalem herabgekommen waren, sagten: Er ist von Beélzebul besessen;
mit Hilfe des Herrschers der Dämonen treibt er die Dämonen aus.
Da rief er sie zu sich und belehrte sie in Gleichnissen: Wie kann der Satan den Satan austreiben?
Wenn ein Reich in sich gespalten ist, kann es keinen Bestand haben.
Wenn eine Familie in sich gespalten ist, kann sie keinen Bestand haben.
Und wenn sich der Satan gegen sich selbst erhebt und gespalten ist,
kann er keinen Bestand haben, sondern es ist um ihn geschehen.
Es kann aber auch keiner in das Haus des Starken eindringen
und ihm den Hausrat rauben, wenn er nicht zuerst den Starken fesselt; erst dann kann er sein Haus plündern.
Amen, ich sage euch: Alle Vergehen und Lästerungen werden den Menschen vergeben werden, so viel sie auch lästern mögen;
wer aber den Heiligen Geist lästert, der findet in Ewigkeit keine Vergebung, sondern seine Sünde wird ewig an ihm haften.
Sie hatten nämlich gesagt: Er hat einen unreinen Geist.
Da kamen seine Mutter und seine Brüder; sie blieben draußen stehen und ließen ihn herausrufen.
Es saßen viele Leute um ihn herum und man sagte zu ihm:
Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und suchen dich.
Er erwiderte: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?
Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder.
Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.
Hier nun meine Predigtgedanken zu diesem Evangelium, die ich gerne mit Ihnen/Euch teile
Ihnen/Euch eine gesegnete Woche und gutes Gelingen beim zusammen leben.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter G. Jung
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
PREDIGT 10. Sonntag im JK; LJ B
2 Kor 4,13-5,1 + Mk 3,20-35
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Zusammenleben ist nicht einfach: Immer wieder kommt es in Familie, am Arbeitsplatz in der Gemeinde zu Konflikten und Auseinandersetzungen, weil Menschen, die zusammenleben, unterschiedliche Lebensansichten und Vorstellungen haben. Es kommt nicht daher nur auf die Betonung an, damit aus Zusammenleben auch ein zusammen leben wird.
Das heutige Evangelium zeigt drei Strategien des Zusammenlebens:
Verteufeln, was einem nicht passt:
Die Schriftgelehrten im heutigen Evangelium (Mk 3,20-35) kritisieren nicht das Heilswirken Jesu an sich – indirekt bewundern sie ihn und sein Tun sogar; sie möchten so sein wie er, müssen aber erkennen, dass sie nicht an ihn herankommen. Anstatt Jesus zu unterstützen „verteufeln“ sie ihn und sein Tun – Neid und Eifersucht spricht aus ihrer Rede, der teuflischen Strategie der „Verteufelung“: Sie wollen nicht mit Jesus zusammenwirken, sondern ihn loswerden, damit sie wieder im Mittelpunkt stehen.
Zusammen leben geht anders: Jesus geht es nicht um seine Person, sondern um den Menschen, der Hilfe braucht. Jesus lässt sich ein auf die konkrete Lebenswelt des Menschen: Er spricht das „Dämonische“ an, das das Zu-sammenleben und das zusammen leben stört. Es ist wohl der einzige Weg, der zur Heilung führt: Ansprechen von „Dämonischen Umtrieben“ auch in unserer Zeit: Aufklären von Missbrauch – auch in der Kirche – und Entwicklung von Strukturen, die diesen bestmöglich verhindern; Aufdecken von Diskriminierung, von Gewalt und Alkoholmissbrauch – auch im Privatbereich. Oft werden Menschen, die im Sinne Jesu heilsam handeln, als Nestbeschmutzer „verteufelt“ von denen, die die schöne Scheinfassade aufrechterhalten und so von den eigentlichen Problemen ablenken wollen. Hier ist die Unterscheidung der Geister notwendig: Jesus lässt sich nicht „verteufeln“ und zum Teufel jagen. Er macht deutlich: nicht Zuwendung, Seelsorge und Heilung, sondern Neid, Missgunst und Verteufelung stören das Zusammenleben und das zusammen leben.
Vereinnahmen, um den Schein zu wahren:
Jesus eckt nicht nur an durch sein Handeln – er fällt auch auf. Er ist anders, als sich seine Familie das wünscht oder stillschweigend gesellschaftliche Konventionen normieren; Jesus ist anders als „normal“. Der leiblichen Fa-milie Jesu ist das unangenehm. „Mit Gewalt“ wollen seine Verwandten Jesus aus der für sie prekären Lage herausholen, zu sich nach Hause, in ihr Zusammenleben, unter ihre Kontrolle; sie wollen ihn in ihre Vorstellungswelt „zurückholen“ (Mk 3,21) – eine Vereinnahmung, um den Schein zu wahren. Als Begründung für diese Rückholaktion erklären sie Jesus für verrückt: „Er ist von Sinnen“ (Mk 3,21), sagen sie. Bloß nicht negativ nach außen auffallen aufgrund von Ansichten, Hautfarbe, Herkunft, sexueller Orientierung kann man das Verhalten der Verwandten Jesu ins Heute übertragen – wertschätzendes Zusammenleben und zusammen leben geht anders.
Zurechtrücken, was verrückt ist:
Jesus ist kein Verrückter, sondern ein Verrücker: Jesus rückt die Verhältnisse zurecht und bringt wieder ins Lot, was in Schieflage und damit verrückt ist: Familie und Zusammenleben in einer Familie kann man sich nicht aussuchen; oft geht es da verrückt zu, weil angeklagt, beschuldigt und „verteufelt“ wird oder weil das Denken vereinnahmt und die Art des Zusammenlebens fest vorgeschrieben und geregelt wird. „Familie“ und damit „Geborgenheit und Nähe“ im Leben und im Glauben ist im Sinne Jesu nicht zwingend durch Blutsverwandtschaft oder Scheinheiligkeit gegeben, auch nicht durch scheinbar soziale oder kulturelle Grenzen. Jesus lässt seine leibliche Familie, seine Mutter und Brüder, vor der Tür stehen – ein deutliches und sprechendes Zeichen: Jesus geht es nicht um „Schein“, sondern um das „Sein“, darum, aus Gottes Geist zu leben, dem Heiligen Geist Freiraum zum Wirken und Entfalten zu geben – darum durch die Unterscheidung von teuflischen Geistern und vom Heiligen Geist, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun: „Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter“ (Mk 3,35), sagt Jesus.
Die Unterscheidung der Geister ist nötig im Glaubensleben und im Zusammenleben im zwischen- und mitmenschlichen Bereich – ein genaues Hinsehen und Hinhören, was des Teufels, was vereinnahmend und was echte geisterfüllte Gemeinschaft ist. Zusammen leben ist das Ziel. AMEN