Liebe Christinnen und Christen der Pfarreien St. Josef Rehau, St. Franziskus Schwarzenbach/S. und St. Antonius Oberkotzau,
liebe Freunde und Bekannte,
mitten im Alltag, in meinem Alltag ein Wort, das mich betrifft
mitten im Alltag Gottes Wort, das gehört werden und eine Antwort will
mitten im Alltag ein Wort, das verändert, das aufbrechen lässt zum Guten hin oder zu einem neuen Ziel
du offenbarst uns deine Liebe durch Christus
und durch unsere Brüder und Schwestern.
damit wir einander in unserer Verschiedenheit annehmen
und immer bereit sind, einander zu vergeben.
Gewähre uns, vereint in einem Leib in Einheit zu leben,
damit wir erkennen, dass jeder Mensch ein Geschenk ist.
Lass uns ein Bild des lebendigen Christus sein.
Gebet vgl. Tag 3 der Gebetswoche
Ihnen/Euch einen schönen Sonntagabend und eine gute und von Gott behütete Woche!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter G. Jung
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
PREDIGT 3. Sonntag im Jahreskreis - Jon 3,1-5.10
Haben Sie die Unterschiede gehört?
Wie bereits am vergangenen Sonntag ist heute die Berufung der ersten Jünger dran:
Andreas, Simon Petrus und andere werden von Jesus gerufen, ihm zu folgen.
Kennen wir schon – aber: Haben Sie die Unterschiede gehört?
Die Berufungserzählungen in den Evangelien sind sehr verschieden.
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Im Johannesevangelium in der letzten Woche war die Jüngerberufung in die Suche nach Leben und Lebendigkeit eingebunden; die Sehnsucht ist gestillt und die Suche hat ein Ende, als Andreas seinem Bruder Simon sagte: „Wir haben den Messias gefunden“ (Joh 1,41). Was Andreas und Simon von Beruf waren, davon kein Wort bei Johannes: Suchen und Finden – bei Jesus Bleiben und ihm Nachfolgen, das zählt im Johannesevangelium.
Im Markusevangelium sucht Jesus die Jünger: als Wanderprediger ohne festen Wohnsitz, ohne Bleibe – auch das ein Unterschied (vgl. Joh 1,38) – geht Jesus auf sie zu und trifft sie mitten in ihrem Alltag als Fischer. Jesus sucht Menschen und er versucht sie zur Umkehr zu bewegen: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15). Die Menschen sollen der guten Nachricht, dem Evangelium, vertrauen, sich ausrichten auf das anbrechende Reich Gottes, auf eine gute, ja bessere Zeit, die im Jetzt anbricht – Jesus Christus selbst ist dieses Evangelium Gottes für die Menschen.
Was das konkret bedeutet, zeigt die Berufung der ersten Jünger: Der Ruf „Kehrt um“ meint nicht „Lauft von mir weg“, sondern „Kommt her, mir nach“ (Mk 1,17). Die gute Nachricht, das Evangelium, ist nicht zum Davonlaufen, sondern zum auf die Spur Kommen – auf die Spur, die zum Leben führt, die zu Jesus Christus führt. Da ist Bewegung drin – innerlich wie äußerlich: sich für Jesus entscheiden, ihm folgen, alles stehen und liegen lassen, alle Sicherheiten aufgeben – da gehört ganz viel Mut dazu, denn Andreas und Simon hätten bei ihren Netzen bleiben können. Ein Entschei-dungsprozess, der sicher nicht „sogleich“ geschieht, sondern Zeit braucht, auch wenn Markus das anders schreibt (Mk 1,18.20), um durch dieses „sogleich“ dem Evangelium und Jesus Christus auf der Spur zu bleiben.
Jesus versucht Menschen für das Reich Gottes zu gewinnen, nicht sie zu fangen oder zu ködern. Jesus bedient sich daher einer Sprache, die die Fischer verstehen können: „Ich werde Euch zu Menschenfischern machen“ (Mk 1,17). Fischernetze sind dabei hinderlich. Entscheidend ist die Vernet-zung mit Jesus Christus und seiner Botschaft. Auf diese Verbundenheit, auf dieses network kommt es an. Das „Arbeiten an den Netzen“ ist den ersten Menschenfischern vertraut (vgl. Mk 1,19): dieses Netzwerk, die Beziehung zu Jesus Christus, muss tagtäglich gepflegt und Schäden ausgebessert werden – sonst reißt alles ein, das Netz wird unbrauchbar und alles war vergeblich.
Jesus ruft Andreas, Simon und die anderen weg von den Fischernetzen hin zur Verbundenheit mit ihm – keine leichte Entscheidung: Die schwere Arbeit in schwankenden kleinen Booten auf dem See aufzugeben, um dauerhaft an Land zu gehen, festen Boden unter den Füßen zu haben und Jesus nachzufolgen – wohin ist fraglich; Familienangehörige zurückzulassen und zu verlassen, verwandtschaftliche und freundschaftliche Verbindungen zu lockern, ja ganz aufzugeben, um eine neue Bindung und Verbundenheit in der Nachfolge Jesu einzugehen – ob sie wirklich hält, was ER verspricht, ist offen. Jesus Christus und sein Evangelium scheinen überzeugt zu haben. Er hat Menschen dafür gewonnen, ihm zu folgen.
Im Markusevangelium werden die Brüder Andreas und Simon gemeinsam von Jesus angesprochen, ihm zu nachzufolgen. Eine gemeinsame Berufung der späteren Apostel Simon Petrus und Andreas – Zeichen der ursprünglichen Einheit der Kirche. Diese Einheit der Kirche ist im Lauf der Kirchengeschichte zerbrochen in die „Westkirche“, die sich auf Petrus, und die „Ostkirche“, die sich auf Andreas beruft. Hier hat wie in der Ökumene überhaupt – Gott sei Dank – eine Umkehr im Denken stattgefunden: In den vergangenen Jahrzehnten wurden Schritte aufeinander zu gegangen, Gespräche geführt und gemeinsame Erklärungen unterzeichnet – das Ziel der Einheit, voll und ganz verbunden in, mit und durch Jesus Christus, ist noch nicht erreicht, aber der Weg ist klar. Die Schritte gehen in die richtige Richtung: aufeinander zu und nicht voneinander weg. Nicht den anderen „einzufangen“ und auf die eigene Seite zu ziehen ist der „Gewinn“, sondern in versöhnter Verschiedenheit den christlichen Glauben gemeinsam zu leben wie Petrus und Andreas. Miteinander auf dem Weg in der Nachfolge Jesu Christi, das ist auch unsere Berufung – nicht nur in der Gebetswoche für die Einheit der Christen, sondern täglich neu. AMEN