Liebe Freunde und Bekannte,
liebe Pfarrangehörige,
anbei die Predigt zum Nachdenken vom heutigen Hochfest.
Hier noch vertiefende Liedlinks:
- Ein Kind geborn zu Bethlehem (GL 767)
- Stern über Bethlehem (GL 261)
- Gottes Stern leuchte uns (GL 259)
Ihnen allen und Ihrem Haus(stand) Gottes Segen - werden Sie zum Segen!
20 * C + M +B + 21
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter G. Jung
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
PREDIGT Erscheinung des Herrn - Jes 60,1-6 + Mt 2,1-12
Liebe Schwestern und Brüder, (liebe Königinnen und Könige)!
Da stimmt was nicht an unsere Krippe: das Kind in der Krippe, Maria und Josef, der Engel, die Hirten mit den Schafen und die Könige mit den Packtieren – viel zu viele Personen auf engstem Raum – nicht nur in Corona- Zeiten; es bräuchte Beschränkungen, jeweils eine Gruppe bzw. ein Haus- halt, der mit dem gebotenen Abstand zur Familie zu Besuch kommt.
Das Zuviel an Personen kommt durch die Vermischung der unterschiedlichen Erzählungen rund um die Geburt Jesu in den Evangelien: die Geburtserzählung von Lukas mit dem Stall von Bethlehem, den Engeln bei den Hirten, die dann in der Nacht zur Krippe geeilt sind: Rettung und Hoffnung für die Armen auf ein besseres Leben ist ein Schwerpunktthema bei Lukas; Matthäus dagegen schreibt ganz anders – nicht von einem Stall ist die Rede und von Hirten und Engeln schon gar nicht, sondern von einem Haus, zu dem ein Stern die Sternkundigen leitet: Weise Menschen „aus dem Osten“ kommen zum neugeborenen Kind; es geht um königliche Macht und um Weisheit. Beides ist nicht im Königspalast in Jerusalem zu finden – hier herrscht Herodes, der mit aller Gewalt und List seine Macht erhalten will und sie damit letztlich missbraucht. In der Ohnmacht des Neugeborenen zeigt sich dagegen für die „Weisen aus dem Morgenland“ Gottes Allmacht, sein Königtum und seine Weisheit.
Wir stellen in die Krippe die verschiedenen Figuren der biblischen Erzählungen, die eine jeweils andere theologische Bedeutung haben, die sagen, WER dieser Jesus Christus für sie ist. Mein Patenkind hat einmal einen Spielzeugaffen in die Krippe gestellt – eine Figur aus ihrer kindli- chen Lebenswelt stand somit in der Krippe. Ich gehöre zu Jesus – und er gehört zu mir – ich teile mein Spielzeug mit dem Kind in der Krippe. Der/die Engel und der Stern sind Figuren und Zeichen des Himmels, sind Boten und Werkzeuge Gottes. Sie ermutigen Menschen zum Aufbruch, zur Suche nach dem Retter, dem neuen König, dem Mensch gewordenen Gott.
Die Krippenfiguren haben sich im Lauf der Zeit verändert:
- Aus den Sterndeutern wurden durch theologische Deutung im 2./3. Jh. n. Chr. Könige. Wegen der genannten, wertvollen Gaben, Gold Weihrauch und Myrrhe (vgl. Mt 2,11) hat man die Dreizahl der Könige angenommen – wie viele es genau waren, weiß niemand.
- Diese Könige wurden ganz unterschiedlich dargestellt: ab dem 12. Jh. auch als die drei Lebensalter: einer als Jüngling, einer als Mann und einer als Greis. Jeder, egal welchen Alters, ist eingeladen zu Jesus zu kommen – auch Frauen, die damals noch nicht so im Blick waren. Da- her sind bei modernen Krippen auch Königinnen dabei – wie auch bei den Sternsingern, die heuer nicht von Haus zu Haus ziehen können.
- Die Könige wurden teilweise mit unterschiedlichen Hautfarben dargestellt. Entgegen der biblischen Erzählung repräsentierten sie nicht ein bestimmtes Land (vgl. Mt 2,12), sondern verschiedene Erdteile – die Völker der Erde kommen zum Mensch gewordenen Gott.
- Auch die Sternsinger sollen sich verändern: Keiner soll mehr „der Schwarze“ sein; die sogenannte blackfacing-Debatte kocht immer wieder rund um den Dreikönigstag hoch. Zum Hintergrund: Im 18./19. Jh. haben sich Weise die Haut schwarz gefärbt, um andere Nationalitäten nachzuahmen, sie nicht nur dumm aussehen, sondern auch dumm daherreden zu lassen, sie abzustempeln als Menschen zweiter Klasse – das war und ist Rassismus pur. Der „zwarte Piet“, der Gehilfe des Nikolaus in den Niederlanden, wird daher teils sehr kritisch gesehen.
- Der „schwarze König“ als Krippenfigur oder Sternsinger hat rein gar nichts mit Lustigmachen oder Rassismus zu tun; der „Schwarze“ ist nicht Sklave oder dummer Lastenträger, sondern hat die gleiche Würde wie alle anderen Könige – Zeichen der Wertschätzung, der Inklusion und Offenheit für alle Menschen, alle Nationalitäten und Kulturen.
- Das„imSchranklassen“oder„Wegnehmen“des„schwarzenKönigs“ – wie einige auch kirchliche Gruppen es fordern – wäre fatal: Rassismus und Nationalismus – dann kämen nur „europäisch“ oder „arisch“ aussehende Könige zu Jesus; alle anderen Nationalitäten wären ausgeschlossen und (willentlich!) ausgegrenzt – wenn wir so handeln würden, wären wir wirklich rassistisch, diskriminierend und dumm.
- Die Krippenfiguren verschiedener Hautfarbe stehen für die Vielfalt der Nationalitäten: alle sind eingeladen, zu Jesus Christus zu kommen – ohne Zwang; aber auch ohne irgendjemanden auszuschließen! Dafür ist Jesus Christus zur Welt gekommen: für alle Menschen!
Das heutige Hochfest, das im Volksmund „Dreikönig“ heißt, trägt den Namen „Erscheinung des Herrn“. Hoffentlich geht uns ein Licht auf, worauf es wirklich ankommt, wenn wir dieses Fest feiern: Jesus Christus ist geboren; er ist das Licht, das nicht exklusiv einem Volk, sondern
allen Völkern und allen Menschen leuchtet (vgl. Tagesgebet).
AMEN.
Segen von Salz und Dreikönigswasser
Der gute Gott segne + dieses Salz und das vom Salz durchwirkte Wasser mit der Kraft des Heiligen Geistes. Lass die Menschen, die sich damit bezeichnen, deine Macht und Nähe und die Kraft deines Friedens erfahren. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen.
Segen der Kreide + Segensaufkleber
Gott segne + diese Kreide und diese Segensaufkleber. Der Segen, der damit an die Türen der Häuser gebrauch wird, gehe über auf die Menschen, die darin wohnen. Er öffne ihr Herz für die Not in der Welt. Er beschütze sie vor Unheil. Er heile ihre Wunden und tröste sie in dunklen Tagen.
Segen von Weihrauch und Stern
Der gute Gott segne + die den Weihrauch und die Sterne der Sternsinger, die uns daran erinnern: Christus begleitet uns auf unseren Wegen, damit wir in Frieden miteinander leben und zueinander Brücken der Versöhnung bauen und gemeinsam Wege suchen, die uns zu Ihm führen.
Schlusssegen für alle Gottesdienstbesucher
Gütiger Gott, deine Schöpfung ist voller Segen.
Du hast die Welt so geschaffen, dass alle, die darauf leben, satt werden können.
Wir bitten dich um deinen Segen für alle Menschen, die die Macht haben, Nahrung und Besitz zu verteilen. Wir bitten dich um deinen Segen für alle Menschen, die um das tägliche Überleben kämpfen. Wir bitten dich um deinen Segen für alle, die dich suchen, die nach Zeichen deiner Nähe Ausschau halten.
Es segne Euch und alle Menschen, für die wir gebetet haben, der allmächtige Gott, + der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Diese Bewegung der Völker zu Jesus Christus am Beginn des Mt-Evangeliums hat mit dem Sendungsauftrag der Jünger Jesu zu „allen Völkern“ (Mt 28,19) am Ende des Mt-Evangeliums eine Gegenbewegung – dazwischen liegt für die Jünger die Zeit des Verstehens, dass es Jesus genau darauf ankommt: immer wieder sehen und glauben andere/fremde Menschen, die Jünger aber sind Kleingläubige.