FROHE WEIHNACHTEN

Liebe Freunde und Bekannte!

Euch allen von Herzen ein gesegnetes, gnadenreiches und bewegendes Christfest - frohe Weihnachten!

Mit der Weihnachtspredigt als Impuls grüße ich Sie/Euch alle.

In, mit und durch Jesus Christus verbunden

Dieter G. Jung

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

PREDIGT Christmette + Hirtenamt

Jes 9,1-6 + Lesung d. Hl. Nacht/Morgen + Lk 2,1-20

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche! 

 

Weihnachten bewegt – in Zeiten von Corona besonders. Bei vielen lagen die Nerven blank in den letzten Tagen – eine aufgescheuchte Stimmung, eine gereizte Atmosphäre war zu spüren. Wie Weihnachten feiern? Wie mit den verordneten Maßnahmen, den Einschränkungen für Familien, für Alten- und Pflegeheime, für Gottesdienste umgehen? 

 

Jede und jeder hat Entscheidungen getroffen für sich und für andere – um Leben zu schützen.

 

Weihnachten bewegt – es ist für viele das emotionalste Fest, denn es geht zu Herzen. Weihnachten fällt nicht aus – wir feiern es jede und jeder auf seine Weise: ob hier im Gottesdienst, daheim im engsten Familienkreis oder allein mit weihnachtlicher Festmusik oder einem Radio- oder Fernsehgottesdienst. 

 

Weihnachten bewegt – in den Schrifttexten ist viel in Bewegung. Gemäß dem Lukasevangelium setzen sich auf Befehl des Kaisers Augustus viele in Bewegung, auch Maria und Josef. Die hochschwangere Maria hätte in diesem Zustand freiwillig nie den beschwerlichen Weg von Nazareth nach Bethlehem unternommen; sie kommen nur langsam voran. Kein Platz in der Herberge – überfüllt. Es bleibt nur ein zugiger Stall. Der Befehl des Augustus setzt das Leben von Maria und des ungeborenen Kindes aufs Spiel, statt es bestmöglich zu schützen – Gefahr für Leib und Leben. 

 

Weihnachten bewegt – der Schrifttext in der Heiligen Nacht endet mit der Verkündigung des Engels und dem Lobgesang der Engelschar: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus der Herr. […] Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lk 2,11.14). Das bewegt die Herzen der verschreckten und ängstlichen Hirten – Menschen, die nichts hatten, die draußen in der kalten und dunklen Nacht für andere Menschen Schafe hüten mussten: Wenn schon sonst keiner, aber Gott hat Wohlgefallen an uns – durch ihn ist Rettung zugesagt, Hoffnung auf ein besseres Leben. Nicht gezwungenermaßen, sondern freiwillig und hoffnungsvoll setzen sich die Hirten in Bewegung: „Lasst uns nach Bethlehem gehen“ (Lk 2,15), wie es im Evangelium des Weihnachtsmorgens heißt. Ermutigt durch das „Fürchtet euch nicht“ (Lk 2,10) eilen sie durch die dunkle Nacht dem Licht entgegen. Das neugeborene Kind in Windeln gewickelt in der Krippe bewegt die Herzen der Hirten. Die Futterkrippe gehört zu ihrer ärmlichen Lebenswelt als Schafhirten. Genau dort liegt das neue Leben, genau dort beginnt die Rettung – bei ihnen, mitten in ihrem Leben – ein bewegendes Hoffnungszeichen. 

 

Lassen wir wie die Hirten die Botschaft der Engel in uns ein – nehmen wir ihre Lieder staunend, lauschend und mitsummend in uns auf. Öffnen wir unsere Herzen für Gott, der in unser Leben hineinkommt und in uns und durch uns etwas zum Besseren bewegen will. Dieses neue, hoffnungsvolle Leben fängt ganz klein an, wie das Kind in der Krippe. 

 

„Ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt“ (Jes 9,5) – die Lesung aus dem Buch Jesaja wurde und wird auf des Weihnachtsgeheimnis gedeutet; die Lesung ist der ältere Text und wird ja auch vor dem Evangelium gelesen: das neugeborene Kind, Jesus Christus, als Erfüllung der Prophetie des Jesaja.

 

Weihnachten bewegt – und setzt in Bewegung: Ich kann die Lesung aus dem Buch Jesaja auch im Licht des Weihnachtsevangelium lesen; sie bekommt dann Aktualität für uns. Denn die Geburt des Kindes ist nicht Zielpunkt, sondern Anfang neuen Lebens und der „Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll“ (Lk 2,10) – auch uns allen heute und nicht nur den wenigen Hirten damals – ein bewegendes Hoffnungszeichen, das Weihnachten in unsere Zeit und in unsere Welt von heute setzt. 

 

Weihnachten bewegt – Hoffnung auf ein besseres Leben auch in unseren Tagen. Der erste Vers der Jesaja-Lesung klingt wie hineingesprochen in unsere Zeit: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf“(Jes 9,1). Lichtblickt in diesen Tagen von Ansteckung und Angst vor dem Virus, von überfüllten Covid19-Stationen und steigenden Zahlen von Corona-Toten ist die Impfung, die nach Weihnachten beginnt – Hoffnung auf Leben, nicht ohne Corona, sondern auf Leben trotz des Virus. Für viele gibt gerade auch der christliche Glaube Hoffnung und Ermutigung in diesen Tagen: Jesus Christus wird in eine unheile Welt hineingeboren, in Armut, in Ängste, in Verzweiflung – dort ist Jesus Christus auch heute, er ist in der Lebenswelt jedes Menschen, wenn auch oft unerkannt; „Steht auch mir zur Seite, still und unerkannt“, heißt es in einem Weihnachtslied. Danke allen, die in diesen Tagen wie Jesus Christus Hoffnungslicht für andere sind – für die Sterbenden, für die Kranken, für die Einsamen, für die Gestressten und Ausgenutzten, für Menschen in Angst und Sorge. 

 

Weihnachten bewegt – will Mut machen und in Bewegung setzen. Vieles in unserer Welt scheint starr, unbeweglich, ja unabänderlich: Unrechtsstrukturen, Missbrauch von Macht, Krieg und Terror, unter denen viele Menschen leiden. Die Worte des Jesaja im Licht von Weihnachten gelesen wollen genau da etwas bewegen: Mit dem neugeborenen Kind ist ein mutiges Zeichen der Gewaltlosigkeit gesetzt: Der Schrei des Neugeborenen versetzt nicht in Angst und Schrecken, sondern bewirkt Zuneigung und Fröhlichkeit, ja Freude am Leben – an jedem Leben. Ein scheinbar ohnmächtiges Kind bewegt durch ein sanftes Lächeln die Herzen zum Frieden.

 

Weihnachten bewegt – Gott setzt ein mutiges Zeichen inmitten all unserer Angst: ein Neugeborenes als Hoffnungszeichen. Gott fängt ganz klein mit uns Menschen an. Von ihm können wir lernen und uns bewegen lassen, das Unsere zu tun im Umgang mit den Mitmenschen und ganz klein anzufangen mit Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung. Auf diesen alles bewegenden und bewirkenden Anfang kommt es an: auf das Dasein mitten in der Lebenswelt der Menschen: Mach’s wie Gott – werde Mensch. 

AMEN.