Sonntagsimpuls

Liebe Christinnen und Christen,

liebe Freunde,

anbei die gestrige Predigt als Impuls für die Woche.

Vertiefende Liedlinks:

- Einer hat uns angesteckt

- Meine Seele ist stille in dir

- Instrumental

Ihnen/Euch eine gute Woche und + Gottes Segen!

Mit feundlichen Grüßen

Dieter G. Jung

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

PREDIGT - Mt 11,25-30

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!

 

Ich persönlich kenne Joche nicht mehr, aber mein Opa hat sie noch verwendet: Es waren breite Holzbügel als Teil des Joch-Geschirrs, in das damals Kühe und Rinder zur Feldarbeit und zum Transport eingespannt wurden. Ins Joch eingespannt mussten die unterjochten Rindviecher sich selbst und schwere Lasten tragen – leicht war das sicher nicht. Nicht selten standen Mensch und Vieh sprichwörtlich wie der Ochs vorm Berg.

 

Auch Menschen haben „Joche“ zu tragen. Die Lasten und Belastungen des Alltags sind oft ein Knochenjob. Jede und jeder von uns trägt sein Joch: als Alleinerziehende oder als Witwe – in zerrütteten oder gescheiterten Beziehungen – wenn der Gang zur Schule schwer fällt und sich kein geeigneter Ausbildungs- oder Arbeitsplatz findet – bei einer schweren Krankheit am eigenen Leib oder bei pflegebedürftigen Angehörigen. Wem ein Joch oder eine schwere Last auferlegt wird, der hat einiges zu schultern und zu tragen – ein Rindvieh, der sich darauf einlässt?! Gemäß dem Spruch: Wer Arbeit kennt und sich nicht drückt, der ist verrückt. Aber ich kann und darf mich nicht aus der Verantwortung stehlen; ich kann und darf nicht anderen meine Last aufladen, so dass ich gar nichts mehr zu tragen habe und meine Mitmenschen dagegen überlastet sind.

 

Oft fällt es schwer, all diese äußeren Belastungen selbst zu schultern und zu ertragen – aber die innere Orientierung kann mir Kraft geben, wenn ich auf Jesus Christus blicke und ihm meine Sorgen, Nöte und Ängste hinhalte. Genau dazu lädt er mich ja ein: Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht (Mt 11,28-30). Die Begegnung mit Jesus kann mich entlasten und zur Ruhe kommen lassen. Entspannung für meinen belasteten Körper und vor allem für meine angespannte Seele.

 

Bei Jesus geht es nicht um oberflächliche Wellness oder um Schönheit, bei der ich mir die Sorgen des Alltags wegspritzen oder absaugen lassen kann. Jesus geht es nicht nur um meinen Seelenfrieden, sondern um mich als ganzen Menschen: Ganzheitlich an Körper, Geist und Seele soll ich entlastet werden, neue Kraft und Lebensmut bei und von Jesus bekommen.

 

Auch Jesus spricht von einem Joch – ohne Anstrengung geht es auch ihm nicht. Aber sein Joch drückt nicht; seine Last ist leicht. Das Joch Jesu ist kein Joch der Unterdrückung, sondern der Freiheit, denn er sagt uns zu: Ich nenne euch nicht mehr Knechte; […] vielmehr habe ich euch Freunde genannt. (Joh 15,15) Im Galaterbrief heißt es: Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Steht daher fest und lasst euch nicht wieder ein Joch der Knechtschaft auflegen! (Gal 5,1). Die Begegnung mit Jesus Christus schafft Freiraum und die Beziehung zu ihm schafft Freundschaft. Er lädt uns freundschaftlich ein, von ihm zu lernen und ihm zu folgen. Nachfolge als Freunde Jesu: als Familienvater und -mutter, als Alleinerziehende, als alter und kranker Mensch, als Ministrant und Ministrantin, als Pfarrgemeinderat, in der Kirchenverwaltung, als Lektorin, als Ordensschwester oder Priester. Keiner dieser Lebens- und Glaubenswege ist leicht, aber mit Gottes Hilfe und in der Nachfolge Jesu Christi kann dieser je eigene Weg gelingen, wie es im Tagesgebet heute hieß: durch die Erniedrigung deines Sohnes hast du [= Gott] die gefallene Menschheit wieder aufgerichtet und aus der Knechtschaft der Sünde befreit. Erfülle uns mit Freude über die Erlösung.

 

Wir alle bringen Menschen und ihre Anliegen, die uns während der Woche begegnen und uns zu Ohren kommen, und auch uns selbst mit unseren Fragen und Bitten im Gottesdienst vor Gott. Häufig sind es Ängste, Sorgen und Nöte, die die Menschen und uns selbst sprachlos machen. Wir nehmen sie mit in den Gottesdienst hinein, um sie bei Gott abzugeben und „Entlastung“ zu erfahren durch die Barmherzigkeit und Güte Gottes – um Kraft, Halt und Trost zu finden in ausweglosen Situationen. Wir nehmen andere mit, helfen ihr Leid und ihre Last tragen – eine Last, die mit Gottes Hilfe nicht drückend ist. Ein notwendiger Dienst vor Gott und an den bedürftigen Mitmenschen – ein Dienst der Freundschaft mit Gott und der Liebe zu den Menschen, die uns anvertraut sind.  

AMEN.

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