Liebe Freunde und Bekannte!
Heute ist so etwas wie mein „Hochzeitstag“ – der Tag, an dem sich Entscheidendes für mich ereignet hat, nicht durch mein Wirken, sondern aus Gnade: eine Hoch-Zeit für mich, der Tag meiner Priesterweihe heute auf den Tag genau vor neun Jahren. Wir waren damals vier Weihekandidaten, Alexander Brehm, Michael Gräf, Sven Raube und ich – Alexander ist leider auf tragische Weise bereits verstorben; ich habe seiner in der Hl. Messe gedacht und mit Sven und Michael heute auch telefoniert – wir werden uns als „Kurs“ ja auch bald wieder beim Skapulierfest in Lahm treffen.
Heute war die Hoch-Zeit für mich, mit den Gläubigen der Pfarrei Rehau und auch Menschen von außerhalb Eucharistie zu feiern: Danksagung. Dank an Gott, dass er mich zum Priester berufen hat – vom Brückenbauingenieur zum Priester; Dank IHM, der mir die Kraft für diesen nicht immer leichten Weg geschenkt hat; Danke dass ich an den verschiedenen Einsatzorten gerne, mit Freude, viel Gottvertrauen und vielen guten Begegnungen war als Praktikant, Priester, Kaplan und Seelsorger; Danke, dass ich jetzt hier im „Hofer Land“ als Priester und Seelsorger sein und wirken darf; danke für die vergangenen Jahre und für das stärkende Gebet und die vielen Beterinnen und Beter. Ein großes Danke und Vergelt’s Gott auch meinen Eltern – ohne sie hätte ich vieles nicht geschafft und nicht gewagt; es war schön und wertvoll, dass ich heute neben Büro am Vormittag und Sitzung am Abend den Nachmittag mit Ihnen in Schwarzenbach verbringen konnte.
Alles, was ich heute mit Ihnen/Euch teilen möchte, ist meine Freude und meinen Dank und auch einige Texte und Gedanken vom heutigen Tag:
- Das Tagesgebet der Laudes:
Herr, lass und heute und immerdar bedenken, dass wir erlöst und aus Feindeshand befreit sind. Gib, dass wir dir furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit alle Tage unseres Lebens. Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn unsern Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit. Amen.
Erlöst und gerufen durch Jesus Christus
Furchtlos den Dienst vor Gott und an den Menschen tun
Nichts soll dich ängstigen nichts dich schrecken, Gott allein genügt, so sagt es Theresa von Avila.
Heilig – in der Beziehung zu Gott leben, glaubhaft leben und lebhaft glauben
und gerecht – für die Menschen, nicht zum Eigennutz – das eigene mögliche Tun für den anderen, damit auch er/sie gut leben kann
alle Tage – tagtäglich, immer neu ist dieser Auftrag; die Berufung ist kein Beruf, den man einmal „hat“ – Berufung ist tagtäglich mit Leben zu füllen.
- Die Lesung der Hl. Messe: 2 Kön 24,8-17:
Der Untergang des davidischen Königtums in Juda – dieser hängt letztlich daran, weil die Könige „taten, was dem Herrn missfiel“ (wörtlich: „was böse war in den Augen JHWHs“); in den Königebüchern und mehr noch in der Chronik – ich habe darüber meine Doktorarbeit geschrieben – hängt das Wohlergehen letztlich von der guten Beziehung zu Gott ab, vom Leben nach seinen Geboten;
Richtschnur und Wegweiser auch heute für gelingendes Leben – nicht nur für Priester, sondern für alle
- Das Evangelium der Hl. Messe: Mt 7,21-29: Vom Haus auf dem Felsen und vom Haus auf Sand
Worauf gründe ich mein Leben?
Auf vergängliche und oberflächliche Dinge – die mir keinen festen Halt geben und letztlich wie Sand zwischen den Fingern zerrinnen oder wie Treibsand tiefer und tiefer sinken lassen?
Ist Jesus Christus und das Wort Gottes mein fester (Glaubens-)Grund auf den ich das Haus meines Lebens und meinen Glauben gebaut habe?
Wo hat mir mein Glaube und meine Christusbeziehung in den Stürmen des Lebens Halt gegeben?
Ist der Wille des himmlischen Vaters entscheidend für mich? Kann ich beten: „Vater, dein Wille geschehe?“ oder geht es um „meinen Willen“, darum „meinen Kopf durchzusetzen?“
- Voller Dankbarkeit blicke ich zurück – auch darauf:
Ich habe heute das Vorwort zu meiner Dissertation für die Drucklegung fertiggeschrieben – wohl wissend, dass diese Zeit wichtig war, auch um manches der vergangenen Jahre nochmals theologisch zu reflektieren; manche Reflexion ist „versteckt“ in diese Arbeit eingeflossen – und ich weiß um das Ringen und um erlebte Situationen, die in manchen Zeilen stecken, auch wenn man das ihnen äußerlich – beim Lesen – nicht anmerkt, aber innerlich steckt doch viel von mir drin…; diese Arbeit war und ist nicht alles – ich bin froh, dass sie nun fast beendet ist; sie war und ist Teil meines Lebens, meines Priesterseins, stand der Seelsorge manchmal im Weg, auch wenn ich immer einen Weg zur Seelsorge gesucht und meist auch gefunden habe. Auch in den letzten drei Jahren hatten für mich Seelsorge und Pfarrei Vorrang, auch wenn manche das nicht verstehen konnten oder wollten – aber deswegen bin ich Priester geworden: nah bei Gott, gegründet auf Jesus Christus und verankert im Wort Gottes, und nah bei den Menschen…; und ich denke, dieser Brückenschlag ist mit als (ehemaliger) Brückenbauer – mit Gottes Hilfe – auch einigermaßen gut gelungen.
- Drei vertiefende Lieder, die wir heute auch in der Hl. Messe gesungen haben:
+ Wer nur den lieben Gott lässt walten – hier der Ausschnitt aus der Entscheidungsszene im Film „Vaya con Dios“
Ihnen/ Euch allen einen schönen Abend, Vergelt’s Gott für Ihr/Euer Gebet und die Verbundenheit in Jesus Christus auch über Pfarreigrenzen, Einsatzzeiten und -orte hinweg sowie + Gottes Segen.
Dieter
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
Kommentar schreiben