Liebe Freunde und Bekannte!
Letzte Woche beim Aufräumen haben eine meiner Sekretärinnen und ich Engeldarstellungen gefunden – nicht Engel oder Putten, wie wir sie aus Kirchen kennen, sondern Drucke von blauen Kreide-Engeln und rote Holzschnitt-Engel.
"Einfach anders" sind diese Darstellungen – es sind einfach Bilder und doch ganz anders und ausdrucksstark.
Man sieht nur Flügel, Hände und Gesicht – am ausdruckstärksten sind die Hände; auf den Bilder haben die Engel drei verschiedene Handhaltungen:
- zum Gebet/zur Anbetung zusammengelegt
- zu einer offenen Schale geformt
- in einer Art Abwehrhaltung
Warum mich diese Engeldarstellungen ansprechen, weil sie „einfach anders“ sind – es fehlt das Gegenüber.
Es fehlt der, zu dem gebetet bzw. der angebetet wird:
Gott – und da ist es gut, dass er nicht abgebildet ist; weil man ihn nicht abbilden kann, weil er größer und anders ist als alle unsere Vorstellungen;
Der Engel betet nicht das NICHTS an, sondern er betet zu dem, der größer ist, der jeden Rahmen der Vorstellung sprengt.
Auf dem anderen Bild fehlt der, der diese offene Schale füllt bzw. für den er ganz offen ist – das kann wiederum Gott sein, aber auch der Mensch, der dem Engel ein Gebet „in die Hand“ legt, damit dieser es zu Gott trage.
Aber auch die umgekehrte „Handreichung“ ist möglich, dass der Engel von Gott her, dem Menschen etwas übergibt – ganz spontan kommt mir der sich den Tod wünschende Elija in den Sinn, dem von einem Engel, einem Boten Gottes, frisches Brot und kühles Wasser gebracht wird, als Stärkung für Elija; ein Engel, der auch anrührt und den Weg weist.
Auf dem dritten Bild, dem mit den abwehrenden Engelhänden, ist eine Art „moderner Schutzengel“ abgebildet – „der dem Bösen weiß zu wehren“ – einfach anders als die Schutzengeldarstellungen, die ich von anderen Bildern kenne.
Psalm 91 bringt das zur Sprache
Wer im Schutz des Höchsten wohnt, der ruht im Schatten des Allmächtigen.
Ich sage zum HERRN: Du meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich vertraue.
Denn er rettet dich aus der Schlinge des Jägers und aus der Pest des Verderbens.
Er beschirmt dich mit seinen Flügeln, unter seinen Schwingen findest du Zuflucht, Schild und Schutz ist seine Treue.
Du brauchst dich vor dem Schrecken der Nacht nicht zu fürchten, noch vor dem Pfeil, der am Tag dahinfliegt,
nicht vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die wütet am Mittag.
Fallen auch tausend an deiner Seite, dir zur Rechten zehnmal tausend, so wird es dich nicht treffen.
Mit deinen Augen wirst du es schauen, wirst sehen, wie den Frevlern vergolten wird.
Ja, du, HERR, bist meine Zuflucht. Den Höchsten hast du zu deinem Schutz gemacht.
Dir begegnet kein Unheil, deinem Zelt naht keine Plage.
Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen.
Sie tragen dich auf Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt;
du schreitest über Löwen und Nattern, trittst auf junge Löwen und Drachen.
Weil er an mir hängt, will ich ihn retten. Ich will ihn schützen, denn er kennt meinen Namen.
Ruft er zu mir, gebe ich ihm Antwort. In der Bedrängnis bin ich bei ihm, ich reiße ihn heraus und bring ihn zu Ehren.
Ich sättige ihn mit langem Leben, mein Heil lass ich ihn schauen.
Ein schöner Psalm – ein schönes Gebet, v.a. der Vers mit den beschützenden Engel mit ihren Flügeln; ein Vers, der gerne bei Taufen gewählt wird als Zusage Gottes „Ich bin bei dir – ich schütze dich“.
In diesen Tagen von Covid19 hat der Psalm aber auch eine andere, eine „dunkle“ Seite:
Was wenn ich, wenn andere Menschen in Angst und Schrecken leben, wenn „die Pest“, „die Seuche“ oder Corona sie erreicht, sie krank macht und dahinrafft?
Bin ich/sind sie dann nicht von Gott geliebt?
Falle ich/fallen sie aus Gottes Schutz heraus?
Habe ich zu wenig gebetet?
Kennt er mich nicht?
Bzw. positiv: Kann ich mir „mit Gottes Schutz“ die Schutzmaske sparen – „es wird mich ja nicht treffen“?
Hier gilt – so meine ich – wie so oft im Leben: Das Menschenmöglich tun, das was ich in meinem Verantwortungsbereich tun kann, um die Not zu wenden – und da ist notwendigerweise Schutz angesagt:
Schutz meiner Mitmenschen – so kann ich zum Engel für andere werden – und auch Eigenschutz;
und dann auch das Vertrauen auf Gottes Hilfe und Schutz.
Was aber ist mit unverschuldetem Corona-Leid, – darauf gibt der Psalm keine Antwort.
Er gibt nur eine Antwort auf dem Umgang damit: „In der Bedrängnis bin ich bei ihm.“
Auch dies ein Hinweis, wie wir für andere „Engel“ sein können – und viele es in diesen Tagen auch sind.
Im folgenden Engel-Text ist zwar nur von Männern die Rede, aber natürlich können auch Frauen Engel sein…
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.
Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein,
manchmal sind sie alt und hässlich und klein,
die Engel.
Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand,
die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
oder wohnt neben dir, Wand an Wand,
der Engel.
Dem Hungernden hat er das Brot gebracht,
der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht,
er hört, wenn du rufst, in der Nacht,
der Engel.
Er steht im Weg, und der sagt: Nein,
der Engel.
Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein –
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.
(Rudolf Otto Wiemer; aus: Engelstöne. Von himmlischen Boten und heimlichen Freunden. Begleitheft zur CD, Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken, 2005 – Quelle: Pfarrbriefservice.de).
Hier noch ein Link zu einem „einfach anderen“ Engel-Lied von den Wise-Guys.
Hast Du/Haben Sie heute schon dem Engel gedankt, den Gott an Deine/Ihre Seite gestellt hat – am Abend ist Zeit dafür dankbar zurückzublicken auf die positiven „himmlischen Momente“, wo man spüren konnte, oder es sogar ausgesprochen hat „Dich schickt der Himmel“ – am Morgen kann ich Gott bitten, dass seine Engel mit behüten sollen.
Ihnen einen + gesegneten Abend und eine gute Nacht.
Mögen Engel Sie/Dich schützend begleiten hin zu einem neuen Morgen. Amen.
Ihr/Euer Dieter G. Jung
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
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