Liebe Freunde und Bekannte!
Das gestrige Evangelium ist über Nacht mit mir in den heutigen Tag gegangen und ist mir immer wieder in den Sinn gekommen, als ich in meinem Büro saß und zwischen Telefonaten und E-Mails immer mal wieder durch das Fenster blickte. Dort steht ein Weinstock – schon vor meiner Zeit hier in Schwarzenbach und im SSB Hofer Land gepflanzt. Er hat jetzt schon dicke Knospen -die ersten zarten Blätter umschließen noch fest und schützende den zukünftigen Rebaustrieb.
Aus dem Johannesevangelium (Joh 15,1-8)
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen [Jüngerinnen und] Jüngern:
1 Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer.
2 Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.
3 Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe.
4 Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.
5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.
6 Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.
7 Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.
8 Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.
Im letzten Jahr hat dieser Weinstock zum ersten Mal Früchte getragen…
Im zeitigen Frühjahr hatte ich den Weinstock geschnitten, eingekürzt – „gereinigt“ wie es das Evangelium sagt.
Dann hat der Weinstock gut ausgeschlagen, Blätter, Blüten und Fruchtstände waren daran.
Eine eisige Frostnacht in „bayrisch Sibirien“ hätte alles zunichte gemacht: meine Arbeit mit dem Schneiden und auch die Kraft und die Lebendigkeit des austreibenden Weinstocks…
… und es gab eine solche eisige Frostnacht – die Austriebe des Walnussbaumes waren über Nacht alle schwarz; keine einzige Nuss war im Herbst daran…
… Weintrauben dagegen schon – in Hülle und Fülle! Ich hatte am Abend vor dem Frost Decken und Tücher über den Weinstock gebreitet, um die zarten Triebe und Fruchtansätze zu schützen.
Für mich ist diese Erfahrung vom letzten Jahr ein hoffnungsvolles Bild, dass es nicht nur für den Wein ein Jahr mit Früchten werden wird; trotz mancher Ein- und Rückschnitte und notwendigen Schutzmaßnahmen.
Manche Einschnitte tun mit auch gut, auch wenn sie schmerzhaft sind – Neues kann wachsen und oft ist sogar erst wieder „Luft und Licht“ für Wesentliches.
Der jetzt vor meinem Büro neue Lebendigkeit zeigende Weinstock ist ein Grund zur Freude, der Vorfreude auf das, was das kommt an grünen Weinblättern und süßen Früchten.
Und der Weinstock ist mit seinen zarten Knospen auch Sinnbild für die Schutzbedürftigkeit – langsam öffnen sich die Knospen; geben sie den Schutz der Rebe zu früh auf – lockern zu die Schutzmaßnahmen zu schnell – oder kommt ein später Frost oder ein Rückschlag, kann dies das ganze Wachstum in diesem Jahr stoppen und die Ernte zunichte machen.
Der sich schützende und langsam grünende und Weinstock ein Symbol für die langsame Öffnung zum Leben in dieser Corona-Zeit.
Die christliche Komponente der „Verbundenheit“ ist im Weinstockgleichnis von Jesus hervorgehoben: Neun mal spricht Jesus im diesem Evangelienabschnitt vom „bleiben“ – „bleibt in mir, dann bleibe ich in Euch.“
Jesus lädt zum „bei ihm bleiben“ ein – zum „Dranbleiben“ – wie die Reben am Weinstock.
Durch IHN, Jesus Christus, und in Verbundenheit im IHM können wir als Christen leben.
Fühle ich mich von IHM getrennt – abgeschnitten?
Welche Einschnitte habe(n) ich/ erfahren, erlebt, durchlitten?
Was gab/gibt mir in dieser Zeit Kraft?
Ist dadurch auch etwas Wesentliches, Neues oder Positives gewachsen oder stärker geworden?
Wo und wie bin ich mit Jesus Christus verbunden?
Wie prägt sein Wort, sein Evangelium seine Botschaft mein Leben?
Spüre ich, dass etwas wächst und Frucht bringt?
Wo und wie lebe ich mein Jüngersein?
Verbunden mit Jesus Christus und miteinander dürfen wir beten zu Gott unserem Vater, dem Winzer, in unserer Sorge um und seiner Fürsorge für den Weinstock und die Reben – ein freies Gebet und/oder ein Vaterunser auch in christlich-ökumenischer Verbundenheit.
Hier noch ein Lied-Link zur Vertiefung und für die Stille:
Bleib mit deiner Gnade bei uns.
In Verbundenheit mit Jesus Christus und untereinander!
+ Gottes Segen!
Ihr/Euer Dieter G. Jung
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
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