Tagesimpuls

 

Liebe Freunde und Bekannte!

 

Glaube braucht Zeit – Zeit damit er in mir wachsen und reifen kann.

Glauben geht nicht von jetzt auf gleich – oft ist es ein Ringen, um einen Schritt im Glauben weiterzukommen; und auf machen Wegetappen sind dann auch wieder Glaubenszweifel da.

Gerade der Zweifel ist ein wichtiger Prüfstein, damit mein Glaube nicht oberflächlich und so dahingesagt bzw. dahingelebt ist – Zweifel gehört zum Glauben, der zu verstehen sucht.

Das morgige Evangelium vom sogenannten „ungläubigen Thomas“ der die Auferstehung verstandesmäßig begreifen will und den Auferstandenen „begreifen“ will, zeigt dieses Ringen und dieses Wachsen hin zum „gläubigen Thomas“, der dann sprechen kann: „Mein Herr und mein Gott.“

 

Glaube braucht Zeit – und ein Evangelium das im Zweifel und in Furcht und Schrecken endet, kann und darf das sein?

Das Markusevangelium fügt mit dem heutigen Tagesevangelium einen zweiten Schluss des gesamten Evangeliums an.

Eigentlich endet – wie alte Handschriften belegen – das Markusevangelium mit dem Besuch der Frauen am Grab und der Feststellung: „Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas davon; denn sie fürchteten sich.“ (Mk 16,8).

 

Glaube braucht Zeit: Was wäre, wenn die Frauen nicht geredet hätten, wenn die Jüngerinnen und Jünger keine Auferstehungserfahrungen gemacht hätten?

 

Glaube braucht Zeit und deshalb wurde das Markusevangelium weitergeschrieben, durch Erfahrungen aus anderen Osterberichten ergänzt und so die Begegnung mit dem Auferstandenen bezeugt. Aber auch hier gilt: Glaube braucht Zeit, denn mehrfach ist der „Unglaube der Jünger“ berichtet, weil sie selbst nicht diese „Auferstehungserfahrung“ gemacht haben und dem Auferstandenen (noch) nicht begegnet sind.

Im heutigen Evangelientext (Mk 16,9-15) ist auch das Pfingstereignis angedeutet und die Sendung der zweifelnden, um ihren Glauben ringenden und schließlich glaubenden Jüngern in die Welt, um das Evangelium allen zu verkünden:

 

9 Als Jesus am frühen Morgen des ersten Wochentages auferstanden war, erschien er zuerst Maria aus Magdala, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte.

10 Sie ging und berichtete es denen, die mit ihm zusammen gewesen waren und die nun klagten und weinten. 

11 Als sie hörten, er lebe und sei von ihr gesehen worden, glaubten sie es nicht. 

12 Darauf erschien er in einer anderen Gestalt zweien von ihnen, als sie unterwegs waren und aufs Land gehen wollten. 

13 Auch sie gingen und berichteten es den anderen, und auch ihnen glaubte man nicht. 

14 Später erschien Jesus auch den Elf, als sie bei Tisch waren; er tadelte ihren Unglauben und ihre Verstocktheit, weil sie denen nicht glaubten, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten. 

15 Dann sagte er zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!

 

Ich blicke auf mein Leben und auf meinen Glauben:

Wie steht es um meinen Glauben?

Wer bzw. was hat ihn im Lauf der Zeit geprägt?

Wo stehe ich: Was „begreife“ ich – wo spüre ich Glaubensfreude?

Wo und wie gibt mir mein Glaube Halt und Kraft?

Wo fehlt mir der Glaube?

Wo habe ich Zweifel?

Wo brauche ich Zeit, um über meinen Glauben nachzudenken?

Wer oder was könnte mir helfen?

Wo habe ich im meinem Leben „Auferstehungserfahrungen“ gemacht – wo hat sich in scheinbar ausweglosen, dunklen „toten“ Situationen neues Leben und Lebendigkeit gezeigt?

Wie könnte ich das Evangelium durch meine Ostererfahrungen mit Jesus Christus fortschreiben?

Wo und wie lebe und teile ich meinen Glauben?

Wie sage ich ihn weiter?

 

Ihnen/Euch wohlwollende und wohltuende Momente im Blick auf die eigenen Glaubens- und Lebenserfahrungen und Glaubens- und Lebenswege:

 

Gott + segne Eure Wege,

die festen und gut begehbaren Wegabschnitte, auf denen man schnell vorwärts kommt,

die schwierigen und anstrengenden Passagen, die einem viel abverlangen und ans Aufgeben denken lassen.

Die ausgelatschten Trampelpfade und eingefahrenen Wege,

die neuen Wege, der Aufbruch zu neuen Zielen.

Gott + segne alle, die mit Euch unterwegs sind,

die gute Wegbegleiter sind, die unterstützen, helfen und ermutigen,

die Lasten mittragen und Freuden und Pausen mit Euch teilen,

die den Mut haben stehenzubleiben und innezuhalten, um sich zu orientieren,

die dann ermutigt weitergehen, und schauen, dass keine(r) auf der Strecke bleibt.

Gott + segne Eure Lebens- und Glaubenswege. Amen.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

Dieter G. Jung

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

Kommentar schreiben

Kommentare: 0