Liebe Freunde und Bekannte, liebe Schwestern und Brüder!
Wir sind in der Osteroktav – Ostern ist nicht vorbei – Es ist immer noch Ostern:
- Surrexit Dominus vere – Der Herr ist wahrhaft auferstanden.
„Nehmt Gottes Melodie in euch auf!“, schreibt Ignatius von Antiochien († 107 n. Chr.) an die Gemeinde von Ephesus.
Sicher haben Sie in diesen Tagen hoffnungsfrohe Osterlieder gehört oder gesungen – und vielleicht ist Ihnen eine Melodie oder der Text eines Osterliedes zu Herzen gegangen, das es jetzt noch in ihnen klingt, oder ganz unbewusst mit Ihnen in Ihren Alltag gegangen ist und Ihr Handeln und Denken prägt.
Was klingt in mir noch vom Osterfest?
Was klingt auch im Alltag noch nach?
Welches Wort spricht mich auch im Alltag an?
Was bewirkt dieser Klang, dieses Wort, diese Stimmung in mir?
Ist das, was in mir klingt, für andere hör- und spürbar?
Klingt etwas von meiner Lebensmelodie nach Außen?
Welcher Klang von Ostern kommt durch andere Menschen bei mir an?
Das oben genannte Zitat von Ignatius von Antiochien hat eine Fortsetzung:
„Nehmt Gottes Melodie in euch auf. So werdet ihr alle zusammen zu einem Chor, und in eurer Eintracht und zusammenklingender Liebe ertönt durch euch das Lied Jesu Christi. Das ist das Lied, das Gott, der Vater, hört - und so erkennt er euch als die, die zu Christus gehören.“
Manchmal ist mir die Melodie, die in mir klingt, ganz schräg und mir zuwider. Es fühlt sich an, als wären es lauter Misstöne.
Ist es da nicht besser zu schweigen, um keine „falschen“ Töne von sich zu geben?
Ignatius versteht die Gemeinde als Chor – als Chor, der sich zusammenfindet und zusammenklingt.
Jede und jeder kann mitsingen – jede Stimme ist wertvoll, wenn er/sie sich mit der je eigenen Lebensmelodie einbringt. Denn es geht um den Zusammenklang – und meine Stimme, die mir vielleicht zuwider ist, ergibt mit den vielen anderen einen Wohlklang – ohne meine Stimme und Melodie würde etwas fehlen. Ziel ist also der Zusammenklang – im Griechischen heißt das Symphonie.
Damit alle Stimmen gut zum Klingen und zum Zusammenklang kommen, muss ich auch auf die anderen Stimmen hören und mich ggf. selbst zurücknehmen – es geht nicht um Lautstärke, nicht darum den oder die andere(n) zu übertönen, sondern voller Wertschätzung zusammenzuklingen. Es geht um den guten Zusammenklang.
Beim aufgezeichneten Gottesdienst am Ostermontag war das so beim gesungenen „Geheimnis des Glaubens“: Ich hatte ein Mikrophon (… und habe die zweite Stimme gesungen…) und die für die liturgischen Dienste absolut notwendigen Gottesdienstteilnehmer wären dagegen nicht angekommen – also nahm ich meine Stimme stark zurück, damit wir gleichwertig und mit gleicher Lautstärke zweistimmig und wohlklingend das „Wir preisen deinen Tod“ gesungen haben.
Es ist für Ignatius auch entscheidend, welches Lied in den Herzen der Gemeinde erklingt: Es ist ein Lied der Liebe, das erklingen soll – das Lied Jesu Christi. Dieses Lied prägt uns als Gemeinde, als Gemeinschaft derer, die an Jesus Christus glauben. Auch das ermutigt zum „Mitsingen“: Das Lied Christi klingt in mir, kommt in meinem Leben zum Schwingen.
In Taten gelebter Nächstenliebe klingt dieses Lied immer wieder an und in wertschätzenden und ermutigenden Worten ist es immer wieder als Melodie hörbar.
Nehmen wir (nicht nur) in diesen österlichen Tagen Gottes Melodie in uns auf, lassen wir sie dort in uns klingen – und geben wir sie weiter an andere. Verbinden wir uns mit ihnen zum Wohlklang, zur Frohen Botschaft des Lebens.
Jesus lebt! Der Herr ist wahrhaft auferstanden – Surrexit Dominus vere. Halleluja!
Ihnen/Euch allen eine segensreiche und wohlklingende Osteroktav
Dieter G. Jung
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
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