Liebe Christinnen und Christen in unseren Pfarreien, liebe Freunde und Bekannte!
Mit dem heutigen Abend, dem Sederabend, beginnt das jüdische Pessachfest; es ist das wichtigste aller jüdischen Feste und erinnert an den Auszug aus Ägypten.
Damit ist die Verbindung zum Christentum und zu Ostern gegeben: Jesus feierte mit seinen Jüngern Pessach – das letzte Abendmahl ist eine Pessachmahl in der Chronologie des Matthäus-, Markus- und Lukasevangeliums.
Die Bezeichnungen für Ostern im Französischen („pâques“) und Italienischen („pasqua“) erinnern noch heute an die enge Verbindung zum jüdischen Pessach.
Jesus feiert mit den Jüngern dieses Pessach-Fest, das Fest der Befreiung aus der Sklaverei und Unterdrückung.
Es ist ein Fest mit vielen Speisen, die eine tiefere Bedeutung haben: unter anderem mit Bitterkräutern, die an die bittere Zeit der Sklaverei erinnern, mit Salzwasser für die vergossenen Tränen, mit braunem Fruchtmus, das an die Farbe der Lehmziegel hat, die die Israeliten als Sklaven verstellen mussten, ein Lamm als Zeichen der Unschuld und Hingabe, ungesäuertes Brot, Mazzen, weil beim Aufbruch aus Ägypten keine Zeit war, gesäuertes Brot herzustellen, Wein als Zeichen der für das „Blut des Bundes“ und als Zeichen der Freude über die Rettung, die Gott den Israeliten ermöglicht hat. Wir hören diese wunderbare Befreiung, die Rettung am Schilfmeer durch das Eingreifen Gottes und das gespaltene Meer in jeder Osternacht – es ist die alttestamentliche Lesung, die immer gelesen werden muss.
Das Pessachmahl, das Mahl vor dem eiligen Aufbruch bedeutet aber mehr als eine schnelle Sättigung und Stärkung für den Exodus – dieses Mahl erinnert an das Vertrauen, an den Bund mit Gott.
Beim Pessachfest, das Jesus mit den Jüngern feiert, gibt er dem Brot und dem Wein eine neue Bedeutung: „Das ist mein Leib“ und „das ist mein Blut“ für Euch – Jesus weist damit voraus auf seinen nahenden Tod und stiftet in den Zeichen von Brot und Wein den „neuen Bund“: Jesus Christus selbst ist gegenwärtig in Brot und Wein, wenn wir als Gemeinde Eucharistie feiern – bzw. in diesen Tagen, wenn der Priester stellvertretend für die Gemeinde (allein) Eucharistie feiert.
Eucharistie – ein Fest der Freiheit und der Freude.
Eucharistie – die Leben, Tod und Auferstehung vergegenwärtigt.
Eucharistie – die alle Angst wegnehmen und stärken will für den Aufbruch ins Leben, in Freude und Freiheit.
Eucharistie – leider können wir die Eucharistie derzeit nicht in Gemeinschaft feiern.
Aber wir können von unseren jüdischen Geschwistern, mit denen wir das Alte Testament der Bibel gemeinsam haben, lernen: Gläubige Juden feiern Pessach zu Hause – nur die Gottesdienste in den Synagogen entfallen.
Auch wir können zu Hause feiern – das ist kein Eucharistieersatz und kein Nachspielen;
Wir können uns zu Hause im Kreis der Familie oder auch allein versammeln – im Gebet sind wir miteinander verbunden.
Wir können zu Hause das Wort Gottes lesen und einen Hausgottesdienst feiern – Anregungen dazu gibt es u.a.:
Wir können miteinander Essen – oder wenn wir allein sind, das Abendessen bewusst schön anrichten und genießen.
Wir können bewusst einen Stuhl freihalten für die, die wir schmerzlich vermissen und sie so mithineinnehmen in diese Tage.
Beten und denken wir an diesen Tagen auch für und mit unseren älteren Glaubensgeschwistern, den Juden;
erinnern wir uns an die gemeinsamen Wurzeln des Pessachfestes und der Eucharistiefeier;
setzen wir so auch ein Zeichen gegen Antisemitismus in unseren Gemeinden;
geben wir unserer Hoffnung Raum – nicht der Angst – der Hoffnung auf ein Leben in Freude und Freiheit.
Gott,
du bist der „Ich bin da“.
Du bist bei uns in diesen Tagen.
Du erneuerst deinen Bund mit uns.
Du stärkst in uns die Hoffnung auf Leben.
Du machst in uns die Angst und Verzagtheit klein.
Du willst uns alle in die Freiheit der Kinder Gottes führen.
Du lässt uns nach diesen Tagen teilhaben an deiner Osterfreude.
Du machst uns Mut, Dir ganz zu vertrauen und mit Dir das Leben zu wagen.
Sei Du bei allen Menschen guten Willens mit Deinem Schutz und + Deinem Segen. Amen.
Gesegnete Kartage voller Begegnungen trotz des gebotenen Abstandes wünscht Ihnen/Euch
Dieter G. Jung
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
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