Durch den Blick aus meinem bodentiefen Bürofenster bin ich mit der Natur im Jahreskreislauf verbunden.
In den vergangenen Wochen konnte ich mich an den farbenprächtigen Krokussen erfreuen, die sich durch das den Boden schützende Herbstlaub ans Licht gekämpft hatten - jetzt sind sie verblüht.
Dafür steht der Forsythienstrauch mit kurz vor der Blüte - die gelben Blütenknospen stehen kurz vor dem Aufbrechen - meine Rosen treiben aus und andere Sträucher zeigen schon erste grüne Blattspitzen.
Die Spitzen der Schwertlilien haben den Erde durchbrochen und auch der Mohn, den ich letztes Jahr gesetzt hatte, zeigt wieder grüne Blätter - ich hatte nicht geglaubt, dass er den trockenen Sommer im letzten Jahr überlebt.
Frühlingssonne, Licht und Farben, neues Grün und neues Leben bricht durch - und durchbricht meine trüben Gedanken in diesen Tagen.
Ich habe Zeit,
Zeit um auch genau hinzuschauen, um langsam zu werden, zu entschleunigen.
Ich habe Zeit,
das neue Leben, das sich trotz Corona in der Natur zeigt, wahrzunehmen - nicht in einem schnellen Augenblick, sondern ganz bewusst.
Ich habe Zeit,
genau hinzuschauen und Lebensfarben wie das Hoffnungsgrün und das Sonnengelb zu entdecken, in mich aufzunehmen und zu verkosten.
Ich habe Zeit,
langsam zu werden, mehrere Gänge herunterzuschalten, um wieder bei mir zu sein - mich als Geschöpf in Gottes guter Schöpfung zu spüren.
Ich habe Zeit,
Mensch zu sein und mich als Mensch mit meinen Lebensfarben achtsam wahrzunehmen, auf das zu achten, was mich bewegt und was mir gut tut.
Ich habe Zeit - nehme und gönne ich mir diese Zeit?
Welche Farben nehme ich um mich herum wahr?
Welches ist derzeit meine Lebensfarbe?
Ich habe Zeit,
für alle meine Erfahrungen und Wahrnehmungen Gott dankbar zu sein.
Ich habe Zeit,
in all dem Gottes Hoffnungsspuren zu entdecken.
Ich habe Zeit - lebe ich diese Zeit?
Mein Segen für heute:
Gott, der Lebendige, segne Euch und schenke Euch einen aufmerksamen Blick für das Leben.
Er schenke Euch und allen,
für die wir beten, Hoffnung und Gedeihen, die Kraft zum Leben und den Mut ihr Leben trotz Corona zu gestalten.
Er schenke allen,
die sich für andere einsetzen, die gebotene Vorsicht, die dankbare Wertschätzung, die Überwindung der Angst und die nötige Kraft für Ihren Dienst.
Er schenke allen,
die am Virus erkrankt sind, Beistand und Menschen an ihrer Seite, die für sie da sind, die sich liebevoll kümmern und alles menschenmögliche tun.
Er schenke allen,
die aufgrund des Virus gestorben sind und noch sterben werden, ewiges Leben und Leben in Fülle. Amen.
Seid behütet auf alle Euren Wegen!
Dieter G. Jung
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
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